1209 - Die Pest-Gitarre
sahen mehrere Türen. Eine breiter, andere schmaler. Ich öffnete die schmale. Der Gestank einer Toilette wehte in meine Nase. Schnell zog ich sie wieder zu.
Bill hatte inzwischen die Tür gefunden, hinter der Rubys Wohnung lag. Ihren Namen hatte sie mit einer Heftzwecke am Holz festgeklemmt.
Eine Klingel gab es nicht. Wenn uns jemand öffnen sollte, mussten wir klopfen.
Alex Steel schaltete das Flurlicht ein. Eine Treppe nach oben gab es nicht. In diesem Anbau wohnte man nur parterre.
Bill klopfte an die Tür.
Eine Reaktion erlebten wir nicht.
Ich schaute Bill an und drückte ihn dann zur Seite. »Lass es mich machen.«
»Wie du willst.«
Ich glaubte einfach nicht daran, dass wir umsonst gekommen waren.
Mein Gefühl sprach dagegen. Man konnte darüber lachen, doch ich tat es nicht. Oft genug hatte ich mich auf mein Gefühl verlassen können, und so war es auch jetzt.
Die Tür schrammte auf. Nichts war in dieser Bude normal.
Aber es brannte zumindest Licht, und so konnten wir einen ersten Blick in die Wohnung werfen.
Das Zimmer war relativ klein, aber mit Möbeln vollgestopft.
Wir sahen einen Arbeitstisch, auf dem kleine Metallstücke lagen, einen Lötkolben, zwei Sessel und einen umgestürzten kleinen Tisch.
Und wir nahmen den Geruch wahr! Zu reden brauchten wir nicht darüber, denn er war der Beweis dafür, dass Ruby Längster Besuch bekommen hatte. Zu sehen war dieser Besuch nicht, und auch nach Ruby hielten wir vergeblich Ausschau.
Alex Steel stand in unserer Nähe und hatte eine Hand gegen seine Lippen gepresst. Ihn mussten die gleichen Erinnerungen plagen wie Bill und mich.
Mein Freund drehte sich. Gesprochen hatten wir nicht. Während der Drehung entdeckte der Reporter die zweite Tür.
»John, da ist noch ein Zimmer.«
Ich stand der Tür näher. Sie war geschlossen. Es sickerte auch kein Licht unter dem Spalt durch. Mein Herz klopfte schon etwas schneller, als ich die Hand auf die Klinke legte.
Auch hier ließ sich die Tür nicht lautlos öffnen. Bill stand mit schussbereiter Waffe schräg neben mir. Er würde sofort schießen, wenn ein Angriff erfolgte.
Es blieb ruhig.
Nur der Geruch wurde noch stärker. Eklig, alt und modrig.
Als wären die Vormieter Zombies gewesen.
Obwohl in dem zweiten Zimmer kein Licht brannte, erkannte ich auf den ersten Blick, dass es kleiner war als das erste. Ich suchte den Lichtschalter, fand ihn auch, und wenig später schuf eine flache Deckenleuchte eine trügerische Helligkeit.
Ein einzelnes Bett, ein schmaler Schrank, das kleine Fenster nicht weit vom Schrank entfernt.
Zwischen ihm und dem Fenster stand die Gestalt! Ich hielt den Atem an. Es war eine Frau mit stark rötlich gefärbten Haaren. Zugleich befürchtete ich einer lebenden Toten gegenüberzustehen…
Zuerst streifte Bills Atem meine linke Wange. Dann sah ich, wie sich seine Hand mit der Waffe an mir vorbeischob und auf die Gestalt zielte.
Wahrscheinlich hatte er den gleichen Gedanken gehabt wie ich.
»Nicht schießen!«, flüsterte ich.
»Schon gut. Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Verdammt, wer ist das?«
»Ruby Längster.«
»Klar, aber sieht so ein normaler Mensch aus?«
»Bestimmt nicht.«
Auch Alex Steel hatte einen Blick in den Raum geworfen und die schwarz gekleidete Gestalt gesehen. Nur mühsam konnte er einen Schrei unterdrücken, denn was uns da präsentiert wurde, das zerrte schon an den Nerven.
Noch hatten wir keinen Beweis, dass es sich bei dieser Person um einen weiblichen Zombie handelte, aber das Verhalten war mehr als auffällig. Sie hatte sich versteckt, wir hörten sie nicht atmen, und der Geruch wies ebenfalls darauf hin. Allerdings war für uns nicht festzustellen, ob Ruby ihn abstrahlte.
Ich hatte vor, zu ihr zu gehen, was nicht mehr nötig war, denn sie stieß sich von der Wand ab und ging den ersten Schritt in unsere Richtung.
»Ruhig«, flüsterte ich Bill zu.
Wir beide hielten den Atem an. Ruby bewegte sich aus dem Schatten des Schranks weg, und wir sahen dann das Zucken in ihrem Gesicht.
Auch die Nässe.
Können Zombies weinen? Nein, können sie nicht. Das wäre mir zumindest neu gewesen, aber hier war das der Fall.
Auch Bill hatte es gesehen, und er stöhnte leise auf. Die Frau kam näher, und dabei schälte sich das Grauen immer deutlicher hervor. Eine schreckliche Gestalt, die im Gesicht eine schon bösartige Veränderung zeigte. Dunkle Flecken, die sich von der Stirn bis zum Hals hinzogen.
An den Wangen waren zwei von ihnen aufgeplatzt und
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