121 - Das Scheusal aus dem Nichts
sich rumpelnd in Bewegung.
Steffanie gähnte. Sie hatte das Fahrzeug
nicht kommen hören und kam sich vor. als erwache sie aus einer tiefen
Betäubung. Und so fühlte sie sich auch.
Der Grog! schoß es ihr durch den Kopf. Danach
war sie so müde geworden ...
Sie mußte weg hier und die Polizei
benachrichtigen. Bernhard sollte ihr einfach davongelaufen sein? Da lachten ja
die Hühner. Die Porkar wußte nicht mehr, was sie sprach.
Die Stimmen drunten wurden lauter. Drüben bei
den Ställen war jetzt allerhand los.
Steffanie verspürte den Wunsch, jetzt eiskalt
zu duschen, um ganz fit zu sein. Aber irgend etwas hielt sie davon ab, jetzt erst ein Stockwerk tiefer ins Bad zu gehen. Sie
kleidete sich verschlafen an wie sie war, packte alles zusammen was ihr und
ihrem unauffindbaren Begleiter gehörte und schlich die Treppe nach unten. Diese
führte an der Küche vorbei. Dort stand die Tür weit offen. Es roch nach Kaffee
und frischem Brot. Der Hunger meldete sich. Sie hätte zwar gern gefrühstückt, aber
sie scheute sich davor. Sie wäre auch einfach sang- und klanglos abgereist.
Aber das brachte sie nicht fertig. Sie mußte die Übernachtung bezahlen.
Schließlich war sie keine Zechprellerin. Aber eigenartigerweise fürchtete sie
sich davor, jetzt Amelia Porkar zu begegnen. Eine seltsame, unheimliche Frau
war das, eine Frau, die ein Geheimnis umgab.
Steffanie näherte sich der Küchentür, als der
Schatten von der Seite her auf sie fiel. Die Studentin zuckte zusammen, und die
alte Frau mit dem grauen Haar und dem runzligen Gesicht prallte fast mit ihr
zusammen. In den kleinen dunklen Augen der Alten blitzte es erschrocken auf.
Sie zuckte zusammen. In ihrer Hand hielt sie ein Tablett, darauf waren eine
große Kaffeekanne und zwei Tassen, sowie zwei große, belegte Wurstbrote.
Steffanie versuchte zu lächeln.
„Guten Morgen“, versuchte sie es mit
ungezwungener Höflichkeit, die ihr nicht ganz gelang. „Kann ich Frau Porkar
bitte sprechen?“
Die Alte drückte sich an ihr vorbei. „Warten
Sie! Wird gleich kommen“, sagte sie knapp und kaum hörbar. Auf ihren dürren
Beinen huschte sie nach draußen und verschwand durch den düsteren Korridor in
einem anderen Zimmer.
Steffanie blieb in der Küche. Das Warten
wurde ihr zur Qual.
Hin und wieder warf sie einen Blick durch das
Fenster. Draußen wurde es gar nicht richtig Tag. Die Sonne konnte die dichte,
graue Wolkendecke nicht durchdringen.
Eine Viertelstunde mußte die Berlinerin
warten. Dann kam Amelia Porkar. „Guten Morgen!“ sagte sie betont freundlich.
„Na, hat sich Ihr Freund wieder eingefunden?“
„Leider nein ...“
„Was heißt hier leider nein, Kindchen? Wenn
einer einen im Stich läßt, soll man dem keine Träne nachweinen. Das sind die
Kerle nicht wert! Sie haben bestimmt Hunger nach dieser scheußlichen Nacht. Und
das Wetter ist auch nicht besser geworden. Im Gegenteil! Der Wind bläst einem förmlich durch. Ich werde Ihnen einen anständigen
Kaffee aufbrühen und ein paar Brote belegen ...“
„Ich möchte nur zahlen. Ich möchte weg.“
Amelia Porkars dunkle Augen richteten sich
auf sie. „Aber das ist im Preis inbegriffen.“
„Das macht nichts. Was bin ich Ihnen
schuldig?“
Die Gutsbesitzerin nannten den Preis. Steffanie konnte den Betrag abgezählt auf den Tisch legen.
Als sie draußen frische Luft atmete, wurde
ihr im ersten Moment schwindelig. Sie fühlte sich schwach auf den Beinen, aber
sie war froh, der Beklommenheit. die dieses Haus und seine unfreundlichen
Bewohner ausstrahlten, entkommen zu sein.
Auch die alte Frau und der Knecht benahmen
sich komisch, mieden jeden Kontakt und wichen aus, um nicht reden zu müssen.
Steffanies Blicke blieben an der weit
offenstehenden Stalltür kleben. Das tote Vieh schaffte man hinaus, und sie
hatte das Gefühl, als würde Bernhard dort jeden Augenblick herauskommen und ihr
sagen, daß alles nur ein dummer Scherz gewesen sei.
Aber der Wunsch verwirklichte sich nicht.
Das Mädchen warf das Gepäck achtlos auf den
Rücksitz, nahm Platz hinter dem Steuer und startete den Motor. Es war
erstaunlich daß er sofort ansprang.
Sie glaubte, einem Unheil zu entrinnen, als
sie das Tor passierte, als der Schotter unter den Reifen knackte und sie
endlich zur Asphaltstraße vorkam.
Sie fuhr an der Oste entlang und mußte ins
nächste Dorf zur Gemeindeverwaltung. die sie an die zuständige Polizei
vermittelte.
Der Wind blies, der Regen strömte
gleichmäßig. Alles grau in grau. Die Büsche
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