1213 - Comeback des Grusel-Stars
Antwort hatte der jüngere Templer gewartet. Er bückte sich und hob den Würfel an, dessen Flächen sich ungewöhnlich kalt anfühlten, als hätte er für längere Zeit im Kühlschrank gelegen.
»Willst du ihn haben? Er ist so kalt.«
»Nein, lass es.« Bloch schaute nur zu Boden. Dabei blieb es auch, als sich die beiden Templer auf den Rückweg machten.
De Salier stellte keine Fragen. Er konnte sich vorstellen, wie es in dem Abbé aussah. Für ihn war in der finsteren Kathedrale der Angst eine Welt zusammengebrochen. Lange Zeit war er nicht mehr an van Akkeren erinnert worden, doch nun war er dabei zurückzukehren.
De Salier hatte zunächst seine Zweifel gehabt. Mittlerweile glaubte er auch daran, und er sah, wenn er ehrlich war, die Zukunft nicht durch eine rosige Brille. Die Realität war wichtiger, und die würde Kampf bedeuten.
Beide Männer drehten sich kein einziges Mal um. Sie ließen das Böse hinter sich, und als sie die hässlichen Figuren in der Nähe des Eingangs erkannten, hatte de Salier den Eindruck, als würden ihn die Fratzen angrinsen.
Zurück in das Sonnenlicht! Der Gegensatz hätte nicht härter sein können. Beide wurden für einen Moment geblendet und mussten die Hände vor die Augen halten. Da nutzte auch die Hutkrempe des Abbé nichts.
Bis zu ihrem Auto war es noch ein weiter Weg. Die Templer warteten, bis sich die Augen an das helle Licht gewöhnt hatten.
Bloch gab das Zeichen zum Aufbruch, indem er nickte.
»Zurück«, sagte er nur. »Wir müssen den anderen Brüdern Bescheid geben, damit auch sie sich darauf einstellen können.«
»Hast du schon daran gedacht, etwas zu unternehmen?«, erkundigte sich Godwin.
»Es geht noch nicht. Wir müssen warten, bis er sich richtig meldet. Ich habe auch den Eindruck, dass er es noch nicht ganz geschafft hat, aber das wird sich ändern.«
»Also warten wir ab?«
Der Abbé hatte der Frage schon entnommen, dass sein junger Mitbruder damit nicht einverstanden war. Er konnte es ihm nicht verdenken. »Ja«, sagte er, »wir werden und wir müssen abwarten. Aber wir werden einem Menschen auf jeden Fall Bescheid geben.«
»John Sinclair?«
»So ist es. Denn er und Suko haben den größten Stress mit van Akkeren erlebt…«
***
Es war ein lächelnder Empfang gewesen, der uns bereitet wurde. Wir hatten den Knopf einer Klingel gefunden, und die mit Nervosität gefüllte Wartezeit war nur sehr kurz gewesen, denn sehr schnell öffnete uns ein Mann, der freundlich im Eingang stand.
»Willkommen«, sagte er nur. Nichts weiter. Keine Frage nach unserer Herkunft oder nach unseren Namen.
Lilian stieß mich kurz an. Bestimmt wollte sie, dass ich das Reden übernahm, und mir fielen im Moment nur einige banale Worte ein. Ich hatte mir nichts zurechtgelegt.
»Wir sind hier im Rest House, Mister?«
»In der Tat, das sind Sie.« Der Mann lächelte wieder. Er gab sich so ungemein freundlich, was mir eigentlich sauer aufstieß, denn dieses Lächeln wirkte auf mich aufgesetzt, falsch und sogar heimtückisch. So lächelten auch Menschen, die ein gutes Geschäft wittern und dabei andere übers Ohr hauen.
Der Mann stand im Licht, wir weniger. Deshalb war er auch gut zu erkennen. Er trug dunkle Kleidung und erinnerte somit etwas an einen Geistlichen. Sein Haar war voll und kräftig. Ich schätzte ihn auf Jahre. Das Gesicht zeigte eine gesunde Bräune. Sehr lange schien er noch nicht hinter den Mauern des ehemaligen Klosters zu leben. Er wirkte auf uns sehr vital.
Groß, breitschultrig, ein Mann wie er steckte voller Energie.
Seine Augen waren dunkelbraun wie das Haar. Das Jackett fiel lang wie ein Frack nach unten. Es stand offen. Darunter trug der Mann ein schwarzes Hemd.
»Treten Sie ein, Mr. Sinclair. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass Sie einen Gast mitbringen.«
Es gibt nur wenige Situationen, in denen es mir die Sprache verschlägt. Diese hier gehörte dazu, und ich trat zunächst mal nicht ein, sondern blieb stehen und schüttelte den Kopf.
Von der Seite her hörte ich das Flüstern meiner Begleiterin.
»He, er kennt dich.«
»Das scheint mir auch so.«
»Mein Name ist Carlo Rosetti. Und wie darf ich die junge Lady neben Ihnen anreden?«
»Ich heiße Lilian Sardis.«
»Ah ja…«
Lilian stand unter Druck. Wahrscheinlich überlegte sie, ob sie den Mann schon jetzt nach ihrer Schwester fragen sollte. Das ließ sie bleiben und schaffte es, ebenfalls zu lächeln.
Ich hatte meine Überraschung noch immer nicht überwunden und flüsterte:
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