1214 - Draculas Rivalin?
oder nicht, Lilian wollte einfach nicht nur auf dem Boden sitzen oder liegen bleiben. Sie musste etwas tun, und sie musste sich vor allen Dingen bewegen.
Deshalb blieb sie auch nicht auf dem Fleck, sondern lief los. Es war ihr gleichgültig, in welch eine Richtung sie sich bewegte, sie wollte einfach nur weg und spüren, wie weit sie das schaffte, ohne gegen ein Hindernis zu laufen.
Sie war nicht sehr lange unterwegs. Plötzlich spürte sie den Widerstand an ihren nach vorn gestreckten Händen. Sie rutschten dabei nach links ab und glitten über einen Gegenstand hinweg, den Lilian zunächst nicht zur Kenntnis nahm, weil sich das Material unter ihren Handflächen veränderte.
Sie musste leise lachen, als sie das Holz betastete. So etwas konnte nur eine Tür sein.
Es war eine Tür. Nur war sie abgeschlossen. In der Finsternis tastete Lilian sie ab. Sie fluchte, als sie merkte, dass sie keine Chance hatte. Auch als sie sich mit ihrem Körper dagegen wuchtete, geschah nichts.
Wütend drehte sie sich auch zur Seite und trat dabei einen Schritt zurück. Mit dem Rücken stieß sie dabei gegen den Gegenstand, der neben der Tür nach vorn ragte.
Jetzt wurde sie aufmerksam!
Lilian Sardis fasste nach und merkte, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte, denn sie hatte etwas gefunden, was sie kaum zu hoffen gewagt hatte.
Da gab es einen Lichtschalter. Einen dieser alten Dinger, die man noch drehen musste. Sie freute sich wie ein Kind über diese Entdeckung und konnte sogar lächeln, obwohl das in der Dunkelheit niemand sah. Aber sie fasste augenblicklich nach und drehte den Schalter.
Klick!
Was sie kaum für möglich gehalten hatte, trat ein. In ihrem Gefängnis wurde es hell. Es gab tatsächlich zwei Lampen unter der Decke. Alte, schmutzige Birnen, die durch zwei Gitter geschützt wurden.
Das Licht war alles andere als eine Offenbarung und ziemlich mickrig. Es floss nach unten, hinterließ auf dem Boden auch einen Schleier, aber es vertrieb nicht die Schatten aus den Ecken. Die blieben nach wie vor düster.
Das alles störte Lilian nicht. Sie hatte wieder Hoffnung bekommen. Sekundenlang blieb ihr Blick an den Lichtquellen hängen. Nein, da gab es kein Flackern. Es wies nichts darauf hin, dass die Helligkeit wieder verschwinden würde.
Jetzt erst schaute sich Lilian Sardis um. Sie stellte fest, dass man sie in einen Keller gesperrt hatte. Es war ein normal großer Raum, längst nicht so groß wie sie vorhin angenommen hatte. Ein leerer Raum mit vier normalen feuchten Steinwänden. Man bewahrte hier nichts auf.
Und doch war sie nicht allein.
Lilian wollte es nicht glauben.
Sie riss die Hand hoch und drückte sie als Faust gegen die Lippen.
In der Mitte des Kellerraums lag ihre gefesselte Schwester Eva…
***
Das war schon ein heftiger Keulenschlag, der ihr unter die Haut ging. Im ersten Moment spürte sie den Schwindel, und es hatte auch den Anschein, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Dennoch hielt sie sich tapfer, und es durchfuhr sie auch ein Strom der Freude, denn sie sah keine Angreifer, die sich auf sie und Eva niedergestürzt hätten.
Lilian blieb stehen, ohne sich zu bewegen. Sie musste sich erst zurechtfinden und wollte alles der Reihe nach tun. Eva bewegte sich nicht. Sie lag dort so still wie eine Tote. Ihre Haltung hatte sich auch nicht verändert. Allerdings gab es das türkisfarbene Licht nicht mehr. Sie sah auch keine Fledermäuse und ebenfalls nicht die schaurige Gestalt. Es gab nur die Wände. Auch dort, wo sich alles abgezeichnet hatte, schimmerte das feuchte Gestein.
Lilian fuhr über ihr Gesicht. Sie merkte, dass ihr der Schweiß aus allen Poren trat und konnte auch nicht mehr ruhig stehen bleiben. Vom Kopf bis zu den Füßen zitterte sie. Auch wollte sie den Namen der Schwester aussprechen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Es verging eine Weile, bis sich ihr Zustand so weit gebessert hatte, dass sie etwas unternehmen konnte. Trotzdem blieb sie nervös und fahrig, denn sie näherte sich der eigenen Schwester wie eine Fremde.
Je näher sie kam, um so deutlicher wurde das Bild. Noch immer hing der Fetzen um ihren Körper. Die Brüste lagen frei, die Arme waren nach hinten gedrückt worden, um die Handgelenke klemmten die Eisenfesseln, und das Gleiche war an den Füßen geschehen.
Lilians Blick veränderte sich, als sie den Körper der Schwester genauer betrachtete. Und wieder stiegen die Erinnerungen an die schrecklichen Szene hoch. Sie sah die Fledermäuse
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