1216 - Kreislauf des Bösen
Skelette zurückgeblieben, die Suko umgehen musste, wenn er die Halle durchquerte.
Zwischen den Wänden hielt sich ein bestimmter Geruch. Er konnte ihn schlecht erklären. Als Sammelbegriff würde er ihn als den Geruch des Todes bezeichnen, der sich hier ausgebreitet hatte. Es war kalt geworden, und es stank nach verbranntem Fleisch. Ab und zu wehten noch Aschepartikel als Rußflocken über den Boden hinweg. Irgendwann mal fanden sie den Weg nach unten.
Mochten die Menschen getan haben, was sie wollten, Suko empfand trotz allem Mitleid mit ihnen. Sie hatten auf den falschen Trumpf gesetzt. Diese Karte hatte sich letztendlich als die des Todes herausgestellt. Wieder einmal bekam er bestätigt, dass auch mit den Mächten des Bösen kein Bund zu flechten ist. Nur wussten das nicht alle Menschen oder wollten es nicht wahrhaben. So konnte es der anderen Seite immer wieder gelingen, gewisse Schwächen für sich auszunutzen und die Menschen zu Marionetten zu machen.
Er bewegte sich mit kleinen Schritten weiter und schlug die Richtung ein, aus der er gekommen war. In diesem Haus existierte ein Zentrum, und das lag im Keller.
Mehr als hoffen konnte Suko nicht. Möglicherweise war die Restmagie dort unten noch vorhanden. Da hatten sich die beiden Welten getroffen und diese Wand aufgebaut, die den Weg in eine andere Welt freigab. Ein Tunnel, durch den auch der verfluchte Grusel-Star gekommen war, um in die neue Zeit einzutreten und von hier aus seine Prioritäten zu setzen.
Suko war allein. Er fühlte sich auch allein. Trotzdem verließ ihn nicht die Ahnung, beobachtet zu werden. Nicht aus der sichtbaren Welt heraus, sondern aus einer anderen, die seinem menschlichen Auge noch verborgen lag.
Schritt für Schritt überwand er die Treppe in die Tiefe. Er hörte sein Herzklopfen und spürte auch den leichten Druck im Kopf.
Die Schatten der Unterwelt umzingelten ihn. Auch das ind irekte Licht war verloschen. Er bewegte sich tiefer in die Finsternis hinein und nahm nun seine Lampe zu Hilfe.
Der Strahl war bleich und hell. Er zerteilte die Schwärze so wie Suko es haben wollte, fand sich als Kreis auf dem Boden wieder, der mit jedem Schritt, den Suko hinter sich brachte, weiter nach vorn wanderte, um das Ziel zu erreichen, das sich der Inspektor ausgesucht hatte. Von der breiten Querwand wurde das Licht aufgehalten, und Suko blieb stehen.
Danach hielt er selbst den Atem an und lauschte, um herausfinden zu können, ob sich eine Restmagie hier unten gehalten hatte. Für ihn war es nach wie vor keine normale Wand, obwohl sie nichts Unnormales an sich hatte. Dunkel und breit lag sie vor ihm und schimmerte nicht nur, wenn das Licht sie traf. In dessen Schein zeichneten sich die Unebenheiten ab, die manchmal aussahen wie erstarrte Wellen.
Wäre John Sinclair hier unten ge wesen, um einen Test zu starten, er hätte es mit dem Kreuz versucht. Ein Lächeln huschte über Sukos Lippen. Er musste sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass er die Waffen seines Freundes bei sich trug. Umgekehrt wäre es ihm lieber gewesen, aber das konnte er sich leider nicht aussuchen.
So holte er den Gegenstand hervor, der hoffentlich nicht die letzte Erinnerung an seinen Freund John war. Schon bei der Berührung glaubte er, die leichte Erwärmung zu spüren, was allerdings auch eine Täuschung sein konnte, denn so gut kannte sich Suko mit dem Kreuz nicht aus. Er hielt es selten in der Hand. Szenen wie diese waren die große Ausnahme.
Noch stand er einige Schritte von der Wand entfernt. Er sah das Schimmern des hellen Silbers und wünschte sich, dass das Kreuz sprechen konnte, um ihm zu berichten wie es seinem Freund in der verdammten Vampirwelt ging.
Der plötzliche Wärmestoß irritierte ihn. Er fuhr durch seine Hand in den Arm hoch. Als Suko einen Blick direkt auf das Kreuz warf, da schüttelte er leicht den Kopf, weil er über den dunklen Glanz überrascht war, den das Kreuz abgab. Bei John hatte er die Reaktionen anders erlebt. Hier waren sie nicht so hell, als wäre eine starke Gegenkraft dabei, sie abzuhalten.
»Es ist noch nicht vorbei«, flüsterte er sich selbst zu. »Es geht weiter, ich spüre es…«
Die eigene Stimme zu hören, tat ihm gut. Sekunden später hatte er dieses Gefühl vergessen, denn in der Wand entstand plötzlich ein Bild. Zugleich auch ein Leben, denn das Bild bewegte sich, und Suko starrte gebannt auf die zuckenden Speerspitzen, welche die Enden der Flammen bildeten, die plötzlich aus dem Boden schossen. Wie tanzende
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