1218 - Dämonenflucht
besorgen. Auf dem Friedhof fand er es nicht - schließlich war er kein Ghoul -, sondern in der Stadt selbst. Um diese Zeit hatten die Läden natürlich geschlossen. Und so hoffte er auf einige Lokale, die noch geöffnet hatten. Auf dem Hinweg waren ihm einige aufgefallen.
Schon beim Verlassen des Friedhofs spürte er die Veränderung innerhalb der kleinen Stadt. Alles, was es hier gab, schien in tiefen Schlaf gefallen zu sein. Er hörte keine Stimmen und kein Lachen mehr. Nicht einmal ein Auto fuhr durch die Dunkelheit.
So etwas wie die Ruhe vor dem Sturm hatte sich über Alet-les-Bains gelegt. Das glaubte van Akkeren. Die Menschen hier allerdings sahen das anders. Sie hatten sich zur Ruhe gelegt, denn für die meisten war die Nacht in einigen Stunden vorbei.
In der Dunkelheit, die von einem silbrigen Mondschein aufgehellt wurde, wirkte der Ort wie eine Postkartenidylle, die vom Duft der blühenden Sommerblumen erfüllt war.
Van Akkeren ging mit sehr wachen Augen durch die Stadt. Er sah die hellen Heckenrosen, er roch den Jasmin, in den sich das Aroma der Wildrosen mischte.
An vielen Hauswänden wuchsen die Blüten inmitten zahlreicher Ranken in die Höhe, aber der Duft machte ihn nicht satt.
Für van Akkeren wäre es ideal gewesen, wenn ihm der Wind den Geruch von Essen entgegengetrieben hätte.
Als die Kirche und der Friedhof weit hinter ihm lagen, blieb er stehen. Er erinnerte sich daran, auf dem Hinweg Stimmen und Lachen gehört zu haben, die ihn aus einer bestimmten Richtung erreicht hatten. Wenn ihn nicht alles täuschte, musste er sich nach links wenden, denn dort ballten sich die Häuser mehr zusammen, sodass er davon ausging, den Stadtkern zu finden.
Da hatten die Leute noch im Freien gesessen, getrunken, gegessen und gefeiert.
Aber nicht mehr zu diesem Zeitpunkt. Der Ort wirkte tot. Van Akkeren hörte nichts mehr. Keine Stimmen, kein Lachen, auch nicht das Klingen der Gläser.
Er bewegte sich über den schmalen Gehsteig einer leeren Straße, auf deren Kopfsteinpflaster das gelbliche Licht der Laternen fiel und Pfützen aus Licht schuf, in denen sich hin und wieder Schatten tummelten.
Die Straße mündete auf einen kleinen Platz. Hier tobte an schönen Abenden und Tagen wohl der Bär, aber jetzt wirkte er wie leer gefegt. Niemand ließ sich blicken. Die Lokale, die sich um den Platz herum verteilten, waren ebenfalls menschenleer.
Nur noch bei wenigen brannte die Reklamebeleuchtung. Die meisten ha tten die Helligkeit gelöscht. Aus einer Seitengasse fuhr ein Auto auf den Platz, drehte dort seine Halbrunde, bevor es in einer weiteren Gasse verschwand und die dumpfen Bässe einer harten Rockmusik, die durch die geöffneten Fenster nach draußen gelangt waren, ebenfalls verklangen.
Es wurde wieder still. Nur die einsame Gestalt bewegte sich weiter im Schatten der schmalbrüstigen Häuser, die schon seit vielen Jahren hier standen und nicht nur Menschen ihre Wohnungen gaben, sondern auch zahlreiche Geschäfte beherbergten, in denen alles Mögliche und auch viel Kitsch gekauft werden konnte, denn hier hofften auch die Andenkenhändler auf gute Geschäfte.
Van Akkeren erreichte das erste Lokal und blieb stehen. Es war ein Restaurant. Das Fenster wurde von innen her zum größten Teil von einer Gardine verdeckt, sodass sich van Akkeren auf die Zehenspitzen stellen musste, um hineinzuschauen.
Er war enttäuscht.
Im Restaurant brannte nicht mal die Notbeleuchtung. Der Raum lag in einem wolkigen Dunkel, als wäre er dort erstickt.
Man hatte die Stühle und Tische nicht hineingestellt. Sie gruppierten sich noch vor dem Lokal und waren durch schmale Ketten miteinander verbunden, um sie vor Diebstahl zu schützen.
Van Akkeren ging weiter. Jetzt schneller, denn er hatte nicht weit entfernt eine Bewegung gesehen. Ein Mann war aus einem Haus gekommen und für einen kurzen Moment auf der Straße stehen geblieben. Er hatte die Arme in die Seiten gestützt und wirkte wie jemand, der kurz vor dem Schlafengehen noch einmal frische Luft schnappen will. Er bewegte auch seinen Kopf, schaute sich um, schien zufrieden zu sein, drehte sich, und wollte wieder in sein Lokal zurückgehen.
Van Akkeren hatte sich beeilt. Der Mann musste ihn einfach sehen und auch hören, denn der Grusel-Star trat fester auf als gewöhnlich.
In der Tat wurde er entdeckt!
Die Arme des Mannes sanken nach unten. Sekundenlang wurde er zur Statue, wahrscheinlich war er überrascht vom düsteren Aussehen des Ankömmlings.
Als er sich wieder
Weitere Kostenlose Bücher