1218 - Dämonenflucht
Worte, die Godwin de Salier unter großer Anstrengung hervorgepresst hatte. Verzweifelt versuchte Godwin, auf die Beine zu gelangen. Er konnte sich hinknien, aber weiter schaffte er es nicht. Er stützte sich auf, seine Arme zitterten, und er hatte den Kopf so weit wie möglich angehoben. So präsentierte er sein Gesicht, das völlig zerschlagen aussah.
Van Akkeren kümmerte sich nicht um ihn. Er hatte nur Augen für Bloch. Er schlenkerte dabei seine Hände und presste einen Satz hervor, der alles aussagte.
»Das war die letzte Aktion in deinem Leben, Templer. Die allerletzte.«
Bloch sah ihn an. Wenn der Tod ein Gesicht besaß, dann hatte er in diesem Fall das Gesicht des Mensch-Dämons angenommen. Es war von einem grausamen Willen und einer Freude gezeichnet, den Menschen umzubringen.
Mit einem Satz hatte der Grusel-Star den alten Templer erreicht. Bloch war nicht gelenkig genug, um ausweichen zu können. Er wurde gepackt und herumgeworfen. Der nächste Schwung schleuderte ihn auf das Bett.
Der Abbé auf dem Rücken, er hatte die Augen weit aufgerissen und van Akkeren schwebte über ihm wie der düstere Todesengel, der die Menschen ins Jenseits ze rrt.
Er fiel auf ihn. Der Abbé hörte noch seine Worte. »Ich bringe dich um. Mit meinen eigenen Händen. Ich werde dir das Genick brechen!«
Bloch kam nicht mal mehr dazu, Angst zu verspüren, denn van Akkeren riss ihn wieder hoch und setzte den Griff an.
Der alte Templer hatte keine Chance mehr!
***
Das Gesicht des Godwin de Salier schmerzte. Sein Kopf schien noch jetzt explodieren zu wollen, denn dieser eine verfluchte Schlag hatte ihn schwer getroffen. Dennoch war sein Wille vorhanden, der wie eine unbänd ige Kraft in ihm steckte.
Er konnte und wollte es nicht zulassen, dass dieser Mensch-Dämon gewann. Er musste etwas tun, es zumindest versuchen.
Aus seiner knienden Haltung heraus war er wieder zusammengebrochen. Jetzt versuchte er es erneut. Er wusste, dass er nicht die Kraft fand, auf die Beine zu kommen, um sich den beiden normal zu nähern. Deshalb musste er kriechen, und er sah dabei zu, wie das Blut aus seinem Gesicht fiel und als Tropfen vor ihm auf dem Fußboden zerplatzte. Sein Kopf musste angeschwollen sein.
Tränen rannen aus seinen Augen und vermischten sich mit dem Blut im zerschlagenen Gesicht.
Er wagte es nicht, den Kopf zu heben, er wusste genau, wohin er zu kriechen hatte und wunderte sich nicht mal darüber, dass sein Gehör noch funktionierte. Es war alles so anders geworden. Das Leben war für ihn gekippt.
Der nächste Schock erwischte ihn einen Herzschlag später.
Er hörte van Akkeren sprechen.
»Ich werde dir das Genick brechen!«
Der Satz erwischte de Salier wie ein Peitschenhieb. Er hielt inne, er riss sogar den Kopf hoch, er schaffte plötzlich alles, was er wollte, er stand sogar auf, und für eine gewisse Zeitspanne war der eigene Zustand vergessen.
Selbst seine Sicht wurde nicht mehr behindert.
Bloch lag auf dem Bett. Der Grusel-Star lag über ihm. Er hatte bereits zugegriffen und den Templer in die Höhe gezerrt, der wie eine alte Puppe in seinem Griff hing.
De Salier sah noch die angstgeweiteten Augen seines langjährigen Freundes. Es war dieser letzte, bittende, verzweifelte Blick, den er nie in seinem Leben vergessen würde, und der ihm noch mal seine ganze Hilflosigkeit vor Augen führte.
Dann hörte er ein schreckliches Geräusch…
***
Avalon und Nadine Berger, das alles war nur noch Erinnerung für mich, denn ich befand mich auf dem Rückweg.
Und dann war ich da.
So schnell, so überraschend schnell. Ich wusste nicht mal, welche Empfindungen mich durchtobten, doch als mich meine Welt endlich zurückhatte, brauchte ich Sekunden, um den Schwindel zu kompensieren, der diese Reise hinterlassen hatte.
Ich saß wieder auf dem Sessel. Der Druck der Gebeine unter mir war typisch.
Kerzenlicht flackerte. Schatten durchzogen wie scharf gekantete Geister den Raum. Dunkel und hell wechselten sich ab.
Eine Decke als starrer Himmel und ein schreckliches Geräusch, das als Erstes meine Ohren erreichte.
Da verbanden sich ein Knacken und Knirschen. Zuerst dachte ich, dass Knochen des Sessels durch mein Gewicht zersplittert waren, aber das war es nicht.
Ich hatte es von vorn gehört. Auch aus einem anderen Zimmer, aus dem ebenfalls ein Schrei drang, der mir durch Mark und Bein fuhr. Es war der Schrei eines Menschen, der etwas Furchtbares erlebt haben musste oder selbst malträtiert worden war. So genau wusste ich es
Weitere Kostenlose Bücher