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122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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niemand hatte ihn mit den grauenvollen Morden in Zusammenhang gebracht, für die er verantwortlich war.
    Er jagte das Themseufer entlang, durch den dichten, finsteren Wald, und sein Ziel war die alte Mühle, die auf Lord Delbert Farringtons Anwesen stand.
    Er hoffte, einige Wölfe anzutreffen, denn er hatte eine beunruhigende Beobachtung gemacht, über die er mit seinesgleichen sprechen wollte.
    Er ließ den Wald hinter sich, blieb stehen und richtete sich auf. Noch behielt er sein wölfisches Aussehen bei. Aufrecht näherte er sich der Mühle, neben der er zwei Männer stehen sah.
    Allmählich verlor sich sein tierhaftes Aussehen. In menschlicher Gestalt, als Frank Crockett erkennbar, begab er sich zu den Männern, von denen der eine Spencer Douglas hieß.
    Als sie seine Schritte vernahmen, drehten sie sich gleichzeitig um. Ihre Körper wirkten gespannt, doch als sie Crockett erkannten, entspannten sie sich.
    Er fragte, ob außer ihnen noch jemand hier sei. Douglas erwähnte das Mädchen, das er mitgebracht hatte. Frank Crockett musterte die beiden Wolfsbrüder.
    »Dann müssen wir eben zu dritt etwas unternehmen, und zwar umgehend«, sagte er.
    »Etwas unternehmen?« fragte Douglas. »Gegen wen?«
    »Ich war bei Claudette O’Hara, wollte sie abholen. Dabei wurde ich Zeuge, wie sie über ihren Bruder herfiel und ihn schwer verletzte«, berichtete Frank Crockett aufgeregt. »Der Wolfskeim ging in Bruce O’Hara schneller auf als in anderen Nachten.«
    »Es gibt also einen Werwolf mehr«, sagte Spencer Douglas. »Was regt dich daran so auf?«
    Crockett erzählte ihm, was er weiter gesehen hatte, daß sich Claudette O’Hara zu Jack Wannamaker begab, um ihn zu töten, und daß ihr Bruder das nicht nur verhinderte, sondern die Wölfin sogar unschädlich machte.
    »Sie ist tot«, sagte Crockett ernst. »Vernichtet von einem weißen Wolf. Verstehst du meine Erregung jetzt? Wir wissen, daß Bruce O’Hara Priester werden wollte. Er war sein Leben lang ein frommer Mensch. Das Gute in ihm ist so stark ausgeprägt, daß das Böse sich nicht festsetzen konnte. Das bedeutet, daß wir einen äußerst gefährlichen Feind haben. Einen Feind, der uns mit unseren eigenen Waffen schlagen kann. Deshalb müssen wir schnellstens etwas gegen ihn unternehmen. Brüder, wir müssen Bruce O’Hara unschädlich machen, bevor es in unseren Reihen weitere Opfer zu beklagen gibt.«
    Spencer Douglas dachte an Vicky Bonney. Konnte er sie allein in der Mühle lassen? Schreien konnte sie, soviel sie wollte, das würde niemand hören.
    Aber wenn die anderen Werwölfe eintrafen und das Mädchen entdeckten, konnte es passieren, daß sie es töteten. Douglas aber wollte dabeisein, wenn es ihr ans Leben ging.
    »Es ist höchste Eile geboten!« drängte Frank Crockett.
    Spencer Douglas nickte. »Nehmen wir uns O’Hara vor.«
    ***
    Bruce O’Hara kehrte in sein Haus zurück. Er wußte, was er als Wolf getan hatte, und es reute ihn nicht, denn er hatte zwei Menschen das Leben gerettet.
    Was ihn jedoch zutiefst erschütterte, war die Tatsache, daß er seine Schwester töten mußte, und er litt darunter, daß Claudette während seiner Abwesenheit zum grausamen Raubtier geworden war.
    Er hatte das Böse immer verabscheut, doch nun haßte er es, denn es hatte ihm die geliebte Schwester genommen. Was er in Wannamakers Haus erledigt hatte, war ein mordlüsternes Monster gewesen, das grauenvolle Dinge getan hätte.
    Er hatte das verhindern müssen, und es war nur auf eine Art möglich gewesen. In seinem Haus, wieder zum Menschen geworden, schleppte er sich ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen.
    Er betrachtete seine Gliedmaßen, die keine Verletzungen mehr aufwiesen. Diese Hände… sie konnten zu Pfoten werden; die Beine zu Hinterläufen…
    Er würde damit leben müssen, daß ihn seine Schwester zum Werwolf gemacht hatte, aber er würde niemals auf der Seite des Bösen stehen. Er würde sich in Vollmondnächten von nun an auf die Jagd begeben, aber ihm sollten keine Menschen, sondern Lykanthropen zum Opfer fallen, denn sie verdienten den Tod.
    Sie lebten nur, um zu vernichten - so lange, bis sie selbst vernichtet wurden. Er war jung und stark. Er traute sich zu, viele von ihnen töten zu können.
    Irgendwann würde er an einen Wolf geraten, der stärker war als er, dann würde er unterliegen und sterben, doch bis dahin wollte er sich mit seinen neuen Fähigkeiten für das Gute einsetzen.
    Ein Geräusch drang an sein Ohr. Er richtete sich auf und

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