Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
kniff die Augen mißtrauisch zusammen. Ein weiteres Geräusch war nicht zu hören. O’Hara erhob sich und begab sich zum Fenster.
    Er fragte sich, wer Schuld daran hatte, daß er Claudette an das Böse verlor. War es jemand, den er kannte? Hätte er seinen Namen gewußt, wäre er auf der Stelle zu ihm gegangen, um ihm die Rechnung zu präsentieren, die nur auf eine Weise zu begleichen war: mit dem Leben!
    Er blickte in die dunkle Nacht hinaus. Im Nachbarhaus brannte Licht. Der Buchhändler Lionel Nimoy wohnte dort, ein betagter Mann, den O’Hara sehr ins Herz geschlossen hatte.
    Nimoy war ein Nachbar, wie man ihn sich wünschte: unaufdringlich, aber doch sofort zur Stelle, wenn man seine Hilfe brauchte. Er war sehr belesen, deshalb konnte man mit ihm über alles reden, und im Schach schlug ihn O’Hara nur alle Jubeljahre mal.
    Wenn er wüßte, was für ein tragisches Ende Claudette nahm, dachte O’Hara. Er hat sie geliebt wie eine Tochter. Es wird ihn schmerzlich treffen, wenn er erfährt, daß Claudette nicht mehr lebt.
    Er wandte sich um. Im gleichen Moment huschte eine dunkle Gestalt durch den Garten, aber das fiel ihm nicht auf. Eine zweite Gestalt tauchte kurz auf.
    An der Haustür läutete es. O’Hara begab sich in die Diele. Vielleicht war das schon die Polizei, die ihm die traurige Nachricht von Claudettes Tod überbringen wollte.
    Er öffnete - und sah sich einem knurrenden Wolf gegenüber!
    ***
    Ich begab mich mit Mr. Silver ins Wohnzimmer, wo sich ein Bild des Jammers bot. Jack Wannamaker hockte immer noch auf dem Boden und wiegte sich mit der Leiche.
    Er hielt die Tote so fest, als wollte er sie nie mehr loslassen. Mir tat der Mann schrecklich leid, und ich hätte alles getan, um seinen Schmerz zu lindern, aber es war nicht möglich.
    »Sie kann hier nicht bleiben«, sagte Mr. Silver. »Man muß sie fortbringen, aber ohne Aufsehen.«
    »Das kann nur Tucker Peckinpah veranlassen«, sagte ich.
    »Soll ich ihn anrufen, oder möchtest du das tun?«
    »Ich mach’ das schon. Kümmere dich um Wannamaker.«
    Der Ex-Dämon begab sich zu dem Trauernden. Ich sah ein silbernes Flirren auf seiner Hand, als er sie auf Wannamakers Schulter legte. Silberne Heilmagie floß in diesem Augenblick in Jack Wannamakers Körper und linderte seinen Schmerz.
    Zum erstenmal nahm Wannamaker seine Umgebung wieder wahr. Mr. Silver schenkte ihm ein freundliches Lächeln, als er den Kopf hob und ihn ansah.
    Der Ex-Dämon forderte Wannamaker auf, sich zu erheben.
    »Aber Claudette…« sagte Wannamaker.
    »Man wird sich ihrer annehmen. Sie ist erlöst, Mr. Wannamaker.«
    Ich setzte mich indessen mit Tucker Peckinpah in Verbindung und berichtete ihm, was vorgefallen war.
    »Man wird die Leiche abholen«, sagte der Industrielle. »Ohne Fragen zu stellen. Ich sorge dafür.«
    Er wollte wissen, wie unsere nächsten Schritte aussahen. Ich sagte ihm, was wir vorhatten, und legte auf. Jack Wannamaker setzte sich, und ich füllte Scotch in ein Glas und flößte ihn dem Mann ein.
    Völlig apathisch saß er da - unansprechbar. Er würde uns nicht vermissen, wenn wir gingen. Mr. Silver breitete eine Decke über die Tote.
    Dann sagte er: »Mehr können wir leider nicht tun.«
    Wir verließen das Haus.
    ***
    Als Bruce O’Hara den Wolf sah, sprang er zurück. Er wollte die Tür zuwerfen, doch das Tier war schneller, sprang ihn an. O’Hara stürzte und wälzte sich mit der Bestie auf dem Boden.
    Die Metamorphose setzte bei ihm ein, und er wurde ebenfalls zum Tier. Wieder war es ein Kampf auf Leben und Tod, und der weiße Wolf hatte gute Chancen, ihn für sich zu entscheiden, aber da tauchten zwei weitere Raubtiere auf, und nun wurde die Sache für O’Hara kritisch.
    Er ließ sich von seinen drei Gegnern nicht in die Enge treiben, sondern durchbrach ihre Reihe und ergriff die Flucht. Die Feinde schnellten herum und verfolgten ihn.
    O’Hara hetzte die menschenleere Straße entlang. Das Höllentrio befand sich dicht hinter ihm. Er konnte seinen Vorsprung nicht vergrößern, so sehr er sich auch bemühte.
    Er übersprang einen Zaun, jagte durch Gärten, an Büschen, Bäumen, Geräteschuppen vorbei, hinweg über Heckenrosen und Zierteiche, aber er entkam den Verfolgern nicht.
    In einem abseits gelegenen Park gelang es ihnen, ihn zu stellen. Sie stürzten sich gleichzeitig auf ihn und rissen ihn nieder. Er heulte vor Wut und Schmerz auf, und er rechnete damit, daß die Feinde ihn zerfleischen würden.
    Doch noch verschonten sie sein Leben. Sie

Weitere Kostenlose Bücher