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122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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auf der guten Seite stand und verhindern wollte, daß die Wölfin Jack Wannamaker tötete?
    Wer war dieser weiße Wolf?
    Konnte das Bruce O’Hara sein, der Mann, der ein so gutes Verhältnis zum Himmel hatte? Wannamaker hatte gesagt, Bruce O’Hara würde sich zur Zeit im Ausland auf Geschäftsreise befinden.
    Aber er konnte zurückgekommen sein - und Claudette hatte ihn zum Wolf gemacht, ohne zu ahnen, was das für Folgen für sie haben würde. Davor, daß Bruce O’Hara zum Werwolf wurde, konnte ihn der Himmel nicht bewahren, aber er konnte verhindern, daß der Mann auf die Seite der Hölle geriet.
    Claudette hatte sich einen Todfeind geschaffen, dem sie kräftemäßig unterlegen war. Der weiße Wolf war größer und stärker als sie, und er diktierte bereits das Kampfgeschehen.
    Unermüdlich griff er Claudette an. Die Wölfin war mehrfach verletzt. Schwarzes Blut glänzte auf ihrem Fell.
    Doch das genügte dem weißen Wolf nicht. Er wollte sie vernichten! Als sie endlich begriff, daß sie keine Chance hatte, wollte sie fliehen.
    Sie hechelte durch den Raum, auf die Terrassentür zu, durch die sie zu entkommen versuchte, aber der weiße Wolf holte sie knapp davor ein.
    Er stieß sie um, und dann ging er ihr an die Kehle. Mit einem kläglichen Laut verendete die Wölfin. Einmal noch zitterten ihre Flanken, dann lag sie still.
    Der weiße Wolf aber jagte aus dem Haus und verschwand, während sich die tote Wölfin zu verändern begann. Ihr Körper streckte sich, und ihr Fell löste sich auf.
    Die Schnauze bildete sich zurück, wurde mehr und mehr zu einem Mädchengesicht. Nur die Wunde an der Kehle blieb. Mir ging das Ganze merklich an die Nieren, und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Jack Wannamaker zumute war.
    Zitternd stand er auf. Leichenblaß war sein Gesicht, und seine Bewegungen wirkten hölzern. Seine Augen schwammen in Tränen, die Lippen zuckten.
    »Claudette«, kam es gepreßt aus seinem Mund.
    Er sank neben der Toten auf die Knie, hob sie hoch, drückte sie fest an sich und wiegte sich mit ihr. Alles Unglück dieser Welt spiegelte sich in seinen Zügen wider, »Meine kleine, geliebte Claudette!« schluchzte der Mann, und ich spürte, wie in meiner Kehle ein Kloß wuchs. »Warum mußte das passieren?« fragte Jack Wannamaker anklagend.
    Diese Frage konnte ihm niemand beantworten. Warum horte die Hölle nicht auf, die Menschen zu terrorisieren? Warum mußte das so sein? Damit es ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse gab?
    Warum mußte es ein Gleichgewicht geben? Wäre es nicht viel schöner gewesen, wenn auf der Welt nur das Gute regiert hätte? Aber da verlangten wir Menschen wahrscheinlich zuviel.
    Wir mußten schon zufrieden sein, wenn es dem Bösen nicht gelang, überhandzunehmen. Ich ließ Jack Wannamaker mit seinem Schmerz allein. Niemand vermochte ihm in diesem Moment Trost zu spenden. Damit mußte er selbst fertigwerden.
    Langsam erholte ich mich. Wie ein alter Mann stand ich auf und massierte vorsichtig meinen schmerzenden Hinterkopf. Eine bleierne Mattigkeit befand sich noch in meinen Gliedern. Ich schüttelte sie aus, und allmählich fing mein Blut wieder an, richtig zu zirkulieren.
    Ich hatte völlig hilflos dagelegen und hatte den beiden Kämpfern Zusehen müssen, ohne mich bewegen zu können. Beinahe hätte ich mit ansehen müssen, wie Claudette O’Hara Jack Wannamaker tötete.
    Ich hatte nicht eingreifen können, wäre der Wölfin ebenfalls zum Opfer gefallen, wenn der weiße Wolf nicht eingegriffen hätte. Es wäre nicht nötig gewesen, daß er floh.
    Er hätte von mir nichts zu befürchten gehabt. Schließlich verdankte ich ihm mein Leben. Dennoch hatte er es vorgezogen, das Weite zu suchen.
    Aber ich glaubte zu wissen, wo er zu finden war: im Haus der O’Haras!
    ***
    Die verwitterte Mühle war ein hervorragender Treffpunkt für die schwarzen Wesen, die sich in dieser Nacht hier einfinden würden, um ein gefährliches Wolfsrudel zu bilden.
    Ihr schauriges, markerschütterndes Geheul würde unheimlich durch die mondhelle Nacht wehen, getragen von einem kalten Winterwind, der Vicky Bonney jetzt frösteln ließ.
    Ein Werwolf war bereits da. Als sich Spencer Douglas mit dem blonden Mädchen der Mühle näherte, trat ein großer breitschultriger Mann durch die Tür.
    Sein gieriger Blick huschte an Vicky Bonney auf und ab. Er bleckte weiße, kräftige Zähne, und seiner Kehle entstieg ein hungriges Knurren.
    »Du rührst sie nicht an!« sagte Douglas feindselig. »Sie wird erst

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