Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
122 - Der Grabräuber

122 - Der Grabräuber

Titel: 122 - Der Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
richtete er ihn auf die Frau, die im vorderen Drittel des Salons stand und ihn anlächelte.
    Er war überrascht. Zugleich spürte er Verlegenheit in sich aufsteigen. Es war lange her, daß er eine derart schöne Frau zu Gesicht bekommen hatte. Kein Wunder, daß ein guter Teil seiner berufsmäßig bedingten Kaltblütigkeit dahinschmolz.
    Er blieb neben Edward stehen und brachte im ersten Moment nichts weiter als eine linkische Verbeugung zustande.
    Die schöne Frau zog die Brauen hoch. Das ließ sie noch interessanter erscheinen. Ihre langen, schwarzen Haare waren leicht gekräuselt und flossen auf die Schultern herab. Sie rahmten ein ovales Gesicht mit sinnlich geschwungenen Lippen, zarten Nasenflügeln, dunklen Augen und leicht geröteten Wangen ein. Sie trug ein tief ausgeschnittenes, bodenlanges Kleid in Altrosa. Ihre Beine waren nicht zu sehen, aber Fred stellte trotzdem fest, daß sie sehr lang sein mußten.
    Die Frau kam auf ihn zu. Sie bewegte sich geschmeidig. Fred drängte sich der Vergleich mit einer edlen Raubkatze auf.
    „Nun - Edward?" sagte sie. „Wollen Sie mich dem Herrn nicht vorstellen?"
    „Ehm - Mylady, ich… "
    „Edward, ich muß mich wundern." Ihr Tonfall war um eine Nuance schärfer geworden. „Sehr wundern. Manchmal glaube ich, bei Ihnen hat die Arteriosklerose bereits eingesetzt."
    Edward wandte sich Fred Archer zu. Er schwitzte. „Ich habe die Ehre, Ihnen Lady Alexandra Constantini vorzustellen, Sir."
    „Danke. Mylady, mein Name ist Fred Archer", sagte Fred.
    Sie hielt ihm eine Hand hin. Er griff danach und tat etwas, was gewöhnlich wahrhaftig nicht seine Art war. Er spitzte die Lippen, beugte sich ein Stück herab und drückte ihr einen Kuß auf die Hand. Ein grenzenlos beglückendes Gefühl durchlief ihn dabei. Er schaute auf und sah ihre dunklen Augen.
    „Willkommen in meiner bescheidenen Wohnung, Mr. Archer!" sagte sie. „Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Was führt Sie zu mir?"
    „Darüber würde ich lieber unter vier Augen mit Ihnen sprechen."
    „Ich verstehe." Sie nahm ihren Blick keine Sekunde von ihm. „Edward, Sie können gehen. Vorläufig brauchen wir nichts."
    „Mylady… "
    „Sind Sie neuerdings auch noch schwerhörig, Edward?"
    „Nein. Bitte, entschuldigen Sie."
    Der feine englische Butler zog sich unterwürfig zurück und schloß die Tür des Salons.
    Alexandra Constantini schaute Fred fast herausfordernd an. Sie war wirklich betörend schön. „Nun, Mr. Archer, was führt Sie zu mir? Was kann ich für Sie tun?"
    Er spürte es heiß in sich aufsteigen. „Viel", erwiderte er. „Ich bin Ihretwegen gekommen."
    Sie ließ ein kleines, gurrendes Lachen vernehmen. „Das höre ich natürlich gern. Wollen Sie sich nicht setzen? Trinken Sie etwas mit mir?"
    „Ja, gern." Er nahm auf einem verschnörkelten Diwan Platz. „Whisky, Mylady. Mit Eis, wenn ich bitten darf."
    Er schlug die Beine übereinander und kam sich plötzlich lächerlich vor. Warum zeigst du, daß sie dir imponiert? fragte er sich.
    Sie trat an eine Anrichte, öffnete sie und holte Flaschen und Gläser aus einem darin installierten Kühlschrank hervor. Er sah sie hantieren, hörte Eiswürfel klimpern.
    „Ich serviere selbst, wenn Sie nichts dagegen haben. Offenbar stört Sie Edwards Gegenwart. Hat er etwas angerichtet? Ist er Ihnen vor den Wagen gelaufen? In letzter Zeit trinkt er zu viel Bier. Manchmal benimmt er sich wie ein Kind."
    Sie setzte sich zu ihm. Sie stießen mit den Gläsern an und tranken. Sie lächelte wieder. Ihre Zahnreihen waren herrlich weiß.
    „Eigentlich hat unser Zusammentreffen schon etwas Ungewöhnliches an sich, nicht wahr, Mr. Archer? Bis vor ein paar Minuten hatten wir uns noch nicht gesehen, und trotzdem habe ich nicht das Gefühl, einem wildfremden Mann gegenüberzusitzen."
    „Sie haben Vertrauen zu mir?" „Warum sollte ich das nicht haben?"
    „Also gut", sagte er. „Ich will endlich zur Sache kommen, Edward … Ich bin ganz zufällig auf ihn gestoßen. Ich suche einen Freund, der spurlos verschwunden ist. Er heißt Jeff Parker. Seit Tagen höre ich mich in den Lokalen von San Francisco um, und dabei habe ich rein routinemäßig auch Ihren Butler befragt." Er erinnerte sich an sein Versprechen, den Kahlgeschorenen nicht zu erwähnen. „Ich habe ihm ein Foto von meinem Freund gezeigt. Da war es mir, als leuchtete ein Art Erkennen in seinen Augen auf. Deshalb folgte ich ihm bis hierher, obwohl er vorgab, Jeff nie in seinem Leben gesehen zu haben."
    Ihre

Weitere Kostenlose Bücher