1221 - Geschäft mit der Angst
Metatron und dieser geheimnisvolle Chef ein und dieselbe Person sind. Oder?«
»Nicht schlecht gedacht, Alter.«
»He, dann denkst du auch so?«
»Ich halte es zumindest für möglich. Aber jetzt gib Acht. Ich will das Haus nicht verpassen.«
Wir waren mittlerweile in die Fink Street eingebogen, die weder besonders lang, noch besonders breit war. Sie war von hohen Häusern gesäumt. In dieser stehenden Schwüle und Wärme hatte man den Eindruck, kaum Luft zu bekommen. Das Haus hatten wir gefunden. Das Problem war der Parkplatz. Da war nichts zu machen. Bill wollte auch nicht in der zweiten Reihe parken und im Wagen warten, so fuhr er den Wagen schräg auf den Gehsteig und ließ ihn stehen.
»Ist doch dienstlich - oder?«
»Irgendwie schon.«
»Gut, dann schalte ich trotzdem die Alarmanlage ein. Man kann ja nie wissen.«
»Ich habe keinen Abschleppwagen gesehen.«
»Das würde mir auch noch fehlen.«
Ich war schon auf dem Weg zum Haus und musste in eine Türnische treten, um das Klingelbrett anleuchten zu können. Es standen zwar einige Namen dort zu lesen, aber kein Brian Watson. Dafür fiel mir der Name Lisa Farrango auf. Darunter stand »und Freunde«.
Das deutete auf eine Wohngemeinschaft hin. Wir mussten in den zweiten Stock, was kein Problem war, denn die Haustür war nicht verschlossen. Man hatte sie geöffnet und festgeklemmt, um bei der Schwüle einen gewissen Durchzug zu erzeugen, der die Temperaturen dann auf ein erträgliches Maß senkte.
Die Bewohner schliefen nicht. Wir hörten sie reden. Wir vernahmen auch die Geräusche aus zahlreichen Fernsehern oder Hi-Fi-Anlagen. Die Nacht war einfach nicht zum Schlafen geeignet, und vielleicht hatten wir auch bei den Mitgliedern der Wohngemeinschaft Glück.
Wir hofften stark, dass uns Brian Watson mehr über die Klinik erzählen konnte. Für mich war sie der Schlüssel zum Ganzen. Wenn es eine Lösung gab, dann fand ich sie vermutlich dort und nicht woanders. Außerdem trug sie einen bezeichnenden Namen, der allerdings nur mir aufgefallen war und wohl keinem anderen.
Bill hatte von unterwegs noch mit seiner Frau Sheila telefoniert und ihr mitgeteilt, dass es später werden würde. Begeistert gewesen war sie nicht eben, denn ihr Mann hatte die fatale Neigung, immer wieder genau in die Fettnäpfchen zu treten, die ihn in Gefahr bringen konnten.
In der zweiten Etage fanden wir die Wohnungstür sofort, denn von der letzten Stufe aus liefen wir direkt auf sie zu. Bill schaltete noch einmal das Licht an, dann klingelte er ziemlich stark, und wir mussten darauf warten, dass uns jemand öffnete.
Aus der Wohnung hatten wir nichts gehört. Dass die jungen Leute schon schliefen, wollte ich nicht glauben. Dazu war die Nacht einfach nicht geschaffen. Ich rechnete eher damit, dass sie irgendwo saßen und tranken.
»Sieht nicht gut aus, John.«
»Versuch es noch mal.«
Das hatte Bill sowieso vorgehabt. Diesmal schellte er noch länger. Wieder war das Klingeln bis zu uns zu hören. Das Glück stand auf unserer Seite, denn Sekunden später schon wurde die Tür tatsächlich geöffnet.
Sehr behutsam, was ich verstehen konnte, als ich in das Gesicht der Frau sah. Es sah verweint aus. Sie wirkte erschöpft, und die Angst stand in ihren dunklen Augen. Sie trug eine kurze Hose und ein ärmelloses Shirt, das den Körper eng umspannte.
»Ja…?«
Bill sprach mit leiser, freundlicher Stimme. »Sorry, wenn wir Sie geweckt haben…«
»Sie haben mich nicht geweckt.«
»Um so besser, Madam. Wir suchen einen Mann namens Brian Watson. Wissen Sie, ob er hier ist?«
Bei der Nennung des Namens war die Frau zusammengezuckt. Im ersten Moment sah es aus, als wollte sie uns die Tür vor der Nase zuschlagen, dann aber riss sie sich zusammen, und sie hatte Mühe, überhaupt zu reden.
»Was wollen Sie denn von ihm?«
»Nur reden.«
»Ich kenne Sie nicht. Brian hat Sie nie vorgestellt. Bitte, gehen Sie wieder.«
»Ist er denn da?«
»Gehen Sie!«
Im Normalfall hätten wir gehen müssen, aber das Verhalten der jungen Frau war nicht normal. Wer so aussah und so reagierte, bei dem musste etwas passiert sein, und ich wollte wissen, was da abgelaufen war.
Deshalb schob ich Bill etwas zur Seite, bevor ich fragte: »Sie sind doch Lisa Farrango - oder?«
»Ja, das bin ich.«
»Wunderbar. Dann sollten wir miteinander reden. Sie brauchen auch keine Angst zu haben, dass wir Sie überfallen oder Ihnen etwas antun.« Ich sprach zu ihr wie zu einem Kind und präsentierte ihr
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