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1221 - Geschäft mit der Angst

1221 - Geschäft mit der Angst

Titel: 1221 - Geschäft mit der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gefühl, dass wir uns auf der richtigen Spur befanden.
    Lisa Farrangos Zimmer war kleiner als die Küche. Unter dem Fenster stand auf einem Glastisch ein PC. Davor ein Stuhl, den Bill drehte und Lisa dann sanft auf die Sitzfläche drückte.
    »Möchten Sie etwas zu trinken?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Gut. Aber Sie wissen, dass wir Ihnen jetzt einige Fragen stellen müssen.«
    »Ist mir klar.«
    Bill warf mir einen Blick zu und trat selbst zur Seite. Ich fand einen zweiten Stuhl, auf dem ich Platz nahm. Es war besser, wenn ich auf gleicher Höhe mit ihr redete.
    Lisa hielt den Kopf gesenkt. Die Hände bewegten sich unruhig auf ihren Oberschenkeln hin und her, und auch die Gänsehaut war noch nicht gewichen.
    Ich begann sehr behutsam: »Wir können uns natürlich vorstellen, wie es in Ihnen aussieht, Lisa, und haben auch das entsprechende Verständnis für Sie. Können wir davon ausgehen, dass Sie eine Zeugin des Vorgangs gewesen sind?«
    »Ich… ich habe alles gesehen.«
    »Wären Sie in der Lage, es uns zu berichten?«
    Sie nahm sich Zeit. Dann hob sie den Kopf, schaute mich an und fragte: »Das muss ich wohl - oder?«
    »Es wäre zumindest sehr hilfreich. Denn wir müssen den Täter ja fangen.«
    »Täter?«
    »Ja.«
    Sie lachte völlig unmotiviert. Dabei schüttelte sie ihren Körper regelrecht durch. »Nein, da haben Sie sich geirrt. Es gibt keinen Täter. Zumindest keinen, den Sie fangen können.«
    »Akzeptiert.«
    Sie war für einen Moment durcheinander. »Es waren viele Täter, und die sind unsichtbar gewesen. Ja, sie haben Brian als Unsichtbare überfallen und ihn so umgebracht.«
    »Durch Bisse?«
    »Ratten beißen eben.«
    Bill und ich sahen uns an. Jeder sah den ungläubigen Blick des anderen. Durch diese Aussage erhielt der Fall ein ganz anderes Gesicht.
    »Sie glauben mir nicht - oder?«
    »Es ist schwer«, sagte ich.
    »Aber es waren Ratten!«, behauptete sie und nickte wieder mehrere Male.
    »Ja, schon gut, Lisa.« Ich räusperte mich. »Wenn es Ratten waren, so haben sie keine anderen Spuren hinterlassen als nur den Toten, sage ich mal?«
    »Nein. Ich habe sie auch nicht gesehen.«
    »Bitte?«
    Mein Tonfall schien ihr wohl nicht gefallen zu haben, denn die nächsten Worte schrie sie uns entgegen. »Ja, verdammt, es waren Ratten, ich weiß es. Ich habe Sie nicht gesehen, aber trotzdem haben Sie Brian tot gebissen…« Sie konnte nicht mehr und schlug die Hände vors Gesicht.
    Bill räusperte sich. »Es fällt mir schwer, ihr zu glauben, John. Auf der anderen Seite kann sie sich kaum so etwas eingebildet haben. Und denk an die Wunden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie durch Rattenbisse verursacht wurden.«
    »Von unsichtbaren Tieren?«
    Bill hob die Schultern. »Ich schätze, dass sich Lisa in einer gewissen Erklärungsnot befindet.«
    Das stimmte. Sie saß noch immer auf ihrem Platz. Die Hände hatte sie wieder sinken lassen. Ihre Augen waren verdreht, und sie schaute gegen die Decke.
    »Wenn Sie mir nicht glauben, dann gehen Sie doch. Ich habe Sie nicht gerufen.«
    »Bitte, Lisa«, sagte ich mit leiser Stimme. »Bei allem Verständnis für Sie und Ihre Lage, aber das ist keine Lösung.«
    »Weiß ich selbst.«
    »Deshalb müssen wir darüber sprechen. Und Sie müssen auch uns verstehen. Was Sie hier erlebt haben, ist zumindest außergewöhnlich. Da bedarf es schon einer gewissen Erklärung.«
    »Aber Sie werden mich auslachen.«
    »Sollten Sie es nicht trotzdem versuchen?«
    »Weiß nicht…«
    »Es ist besser.« Ich lächelte sie an. »Außerdem sind wir es gewohnt, mit Dingen konfrontiert zu werden, über die die meisten Menschen den Kopf schütteln. Dass wir zu Ihnen gekommen sind, ist auch kein Zufall, wie Sie sich denken können.«
    »Warum sind Sie…«
    »Das sagen wir Ihnen später.«
    »Hängt es mit Brian zusammen?«
    »Nur indirekt.«
    Lisa ging nicht weiter darauf ein. Sie bat jetzt um einen Schluck zu trinken und wies auf den Kühlschrank in der Küche hin.
    »Ich erledige das«, sagte Bill.
    So lange er verschwunden war, sprach Lisa nicht. Sie sah mich auch nicht an, sondern schaute stur auf den hellblauen Teppichboden, dessen Muster aus kleinen gelben Kreisen bestand.
    Bill brachte drei Gläser mit. Er füllte sie aus der Flasche, und wir stillten unseren ersten Durst. Das Wasser hatte wirklich eine belebende Wirkung, und Lisa verlor ihre eingesunkene Haltung. Sie richtete sich auf, sah mir ins Gesicht und behauptete, unterstützt durch ein Nicken: »Es waren Ratten, aber ich

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