1221 - Geschäft mit der Angst
leichte morgendliche Kühle, aber die Scheibe der Sonne stand schon wie ein leicht dunstiger Quälgeist am Himmel, der sehr bald wieder für eine schweißtreibende Schwüle sorgen würde.
Trotzdem freute ich mich an diesem Morgen besonders auf den Kaffee unserer Assistentin Glenda. Ich brauchte ihn, um die Restmüdigkeit aus den Knochen zu vertreiben. Ob das allerdings gelang, war schon fraglich.
Na ja, jedenfalls war der Kaffee fertig, und auch Glenda sah sommerlich frisch aus. Sie trug ein weit geschnittenes Kleid, auf dem sich bunte Blumen verteilten. Zu hoch geschlossen war es nicht, sodass ihre sonnenbraune Haut gut präsentiert wurde.
»Nahtlos braun?«, fragte ich nach der Begrüßung.
»Rate mal.«
»Ich bin schlecht im Raten.«
Sie grinste mich säuerlich an. »Und zeigen werde ich es dir nicht.«
»Ich schaue dann weg!«, meinte Suko.
Sie fuhr herum. »Jetzt fang du auch noch an. Es reicht, wenn ich mir von einem immer die komischen Bemerkungen anhören muss.«
»Klirr, klirr!«, sagte ich.
»Was soll das denn?«
»Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.« Ich fuhr schnell fort. »Ach ja, dein neues Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet.«
»Pech gehabt, Geisterjäger. Auch das Kleid ist nicht neu. Ich habe es mir im Frühjahr gekauft und hatte es schon einige Male an. Aber du bist ja selten hier, oder dein Erinnerungsvermögen hat dich verlassen. Das passiert schon mal, wenn man älter wird.«
»Danke, ich habe verstanden.«
Endlich kam ich dazu, mir einen Kaffee zu gönnen. Ich nahm direkt den Becher und kippte ihn ziemlich voll.
»Du hast es aber nötig!«, kommentierte Glenda.
»War eine brutale Nacht.«
»Aha. Bei wem?«
»In einer Wohngemeinschaft.«
Sie verdrehte die Augen. »Musst du dich schon da herumtreiben und es mit mehreren machen?«
»Tja, liebe Glenda. Vielleicht habe ich etwas nachzuholen.«
»Dann wünsche ich dir viel Spaß.«
Sie wusste natürlich genau, dass ich mich nicht in irgendwelchen Betten herumgetrieben hatte. Ich setzte sie auch mit wenigen Sätzen in Kenntnis und betonte besonders den Namen des Erzengels.
»Warum sagst du das so stark?«
Ich trank noch einen großen Schluck. »Weil ich dich fragen will, ob dir dieser Name etwas sagt.«
»Nein, John. Den habe ich noch nie gehört. Klingt etwas ungewöhnlich und fremd. Kannst du mich aufklären, wer oder was sich dahinter verbirgt?«
»Es ist nicht nur der Name einer Nervenklinik, sondern auch der eines Erzengels, der allerdings der Allgemeinheit nicht unbedingt so bekannt ist.«
»Dann gehöre ich eben zur Allgemeinheit. Ich habe ihn wirklich noch nie gehört.«
»Hatte ich mir gedacht.«
»Aber du kennst ihn - oder?«
»Ich hoffe, ihn kennen zu lernen.«
»Als Feind, John?«
»Warum fragst du?«
»Weil Erzengel doch deine Feinde nicht sind.«
»In der Regel stimmt das. Aber man kann nie wissen. Auch da gibt es möglicherweise Ausnahmen.« Ich stellte die leere Tasse ab und schaute auf die Uhr. »So, wir werden jetzt rüber zu Sir James gehen. Versuche du bitte, mal etwas über die Klinik mit dem Namen Metatron herauszufinden. Kann sein, dass du Glück hast.«
»Mach ich.«
Sir James, unser Chef, war bereits informiert worden und hatte auf uns gewartet. Er legte seinen Wust Papiere zur Seite und wartete, bis wir unsere Plätze eingenommen hatten.
Nach meinem Abstecher in den deutschen Schwarzwald hatten wir uns noch nicht gesehen. So war es ganz natürlich, dass er Fragen stellte.
»Die Sache ist erledigt, Sir.«
»Für alle Beteiligten auch gut ausgegangen?«
»Sicher. Für die Familie Helm ebenso wie für Harry Stahl. Nur die alte Hexe Elvira gibt es nicht mehr.«
»Das lässt sich hören.« Direkt nach dieser Antwort kamen wir auf den neuen Fall zu sprechen. Ich weihte unseren Chef ein, der gespannt zuhörte und immer erstaunter wurde, denn von einer derartigen Therapie hatte er noch nichts gehört.
»Moment mal, John, habe ich Sie richtig verstanden? Werden Angst-Patienten dort gegen ihre Angst durch eine neue Angst behandelt?«
»So zumindest hat es sich angehört.«
»Sind Sie denn davon überzeugt, dass es klappt?«
»Bestimmt nicht.«
Er rollte hinter den Gläsern der Brille mit den Augen. »Dann muss man davon ausgehen, dass in der Klinik mit den Menschen etwas anderes gemacht wird.«
»Ja, Sir. So etwas wie eine Manipulation.«
»Durch einen Erzengel mit dem Namen Metatron?«
»Was noch zu beweisen ist. Darum werde ich mich natürlich kümmern, Sir,
Weitere Kostenlose Bücher