1229 - Das Vogelmädchen
Geräusch verbunden war.
Ich drehte mich um, als ich die Beine angezogen hatte, schaute zurück, und der Ausschnitt des Höhleneingangs reichte aus.
Mir war die Rettung im letzten Augenblick gelungen. Hätte ich die Beine nicht rechtzeitig genug angezogen, wäre ich von dem Riesenschnabel des Vogels getroffen worden. So hatte er zwar zugehackt, aber der Schnabel steckte in der Erde und nicht in meinen Beinen, die ich sicherheitshalber noch mehr an den Körper zog.
»Das nennt man Glück«, sagte Myxin.
»Oder Timing.«
»Was ist das?«
»Egal. Wir haben Glück gehabt.«
»Sagte ich doch.«
Die Höhle interessierte mich nicht. Und auch nicht, ob darin nun Gefahren lauerten oder nicht. Es war für mich wichtig, dass ich hier wegkam, und zwar mit Myxins Hilfe. Hoffentlich war es ein Ort, an dem wir dies auch schafften.
Myxin konnte stehen. Ich blieb knien und schaute nach vorn durch die Öffnung.
Der Vogel war da. Er hatte das Hindernis überwunden und musste es regelrecht platt gemacht haben. Dann kam ich mir wieder vor wie in einem der Dino-Filme, in denen die Menschen sich noch soeben hatten in Sicherheit bringen können, bevor die Bestien sie mit ihren breiten Gebissen zu packen bekamen.
Hier war es der monströse Vogel, dem die Beute verloren gegangen war. Nur wollte er es nicht wahrhaben. Er behielt seinen Platz vor der Höhle bei und setzte alles ein, um an Myxin und mich heranzukommen. Er musste sich auf den Boden gesetzt oder gelegt haben, damit er zumindest seinen Kopf in die Höhle hineinstrecken konnte.
Das schaffte er nicht. Den Schnabel drehte er hinein, aber er konnte das Gestein nicht sprengen. Eine gewisse Größe kann auch von Nachteil sein, wie wir hier erlebten.
»Sein Pech«, sagte Myxin. »Gryx kann sich jetzt eine andere Beute suchen.«
»Und was ist mit Sina?«
Myxin zuckte die Achseln. »Ich kann mir vorstellen, dass sie ihre Wunden lecken wird.«
Ich zog meine Beretta. Hin und wieder sah ich eines der beiden Augen. Ob eine Kugel ausreichen würde, um Gryx zu töten, wusste ich nicht. Ich hoffte es nur. Zumindest konnte ich dieses fliegende Monster halb blind schießen.
Das Auge war schwer zu treffen, weil sich der Vogel zu heftig bewegte. Der Kopf mit dem Schnabel zuckte immer wieder hoch und nieder. Manchmal drehte er den Schnabel auch, und dann kratzte er mit der gekrümmten Spitze über das Gestein an der Seite hinweg, und er brachte die Krümmung des Schnabels sogar nach innen.
Ich musste die Beretta mit beiden Händen fest halten, so stark litt ich noch unter den Nachwirkungen der Flucht. In diesen Augenblicken merkt man, dass man keine Maschine ist. Ein genaues Zielen war jetzt schlecht möglich.
Plötzlich verschwand der Kopf!
Als hätte Gryx gemerkt, dass ich seinen Kopf oder sein Auge treffen wollte, er zuckte mit dem Schädel in die Höhe, der blitzschnell vor meinen Augen verschwand. Auch der Körper bewegte sich nach rechts weg. Der letzte Blick fiel noch auf den Riesenfuß, dann war auch er aus meinem Blickfeld verschwunden.
»Pech«, sagte ich.
»Nimm es als Glück hin, John. Wir haben beide überlebt.«
Ich musste lachen, während ich weiterhin kniete und den Eingang nicht aus dem Blick nahm. »Bei dir ist es kein Wunder, Myxin. Du kennst diese Welt, aber ich habe hier schon meine Probleme, wie du dir denken kannst.«
»Nicht mehr lange!«
»He, das hört sich gut an. Heißt das, dass wir von hier verschwinden werden?«
»Ja.«
»Ich bin dabei.« Langsam stand ich auf, denn ich hatte bisher noch nicht gesehen, wie hoch die Decke der Höhle war, und eine Beule wollte ich mir nicht gerade holen.
Es gab keine Probleme. Ich konnte mich aufrichten und kam nun dazu, richtig durchzuatmen. Vor der Höhle tat sich nichts.
Wenn ich hinausschaute, dann sah ich nur das Astwerk des umgekippten Baums, das noch immer ein verdammt zähes Hindernis bildete. Die Geräusche des Riesenadlers hatten sich verzogen. Im Vergleich zu vorher war es in unserer Umgebung direkt ruhig geworden.
Der Vogel hatte es nicht geschafft, aber er besaß noch eine Helferin, und darauf sprach ich Myxin an.
Der kleine Magier schüttelte den Kopf. »Sina wird sich zurückhalten und ihre Wunden lecken. Es ist für sie nicht leicht zu verkraften, dass sie verloren hat.«
»Da reagiert sie ja direkt menschlich.«
»Meine ich auch.«
Ich hatte mich zu Myxin gewandt, schaute aber auch tiefer in die Höhle hinein. Weit konnte ich nicht blicken. Sie verlor sich sehr schnell in der Dunkelheit.
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