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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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können, dass ihr eines Tages dasselbe gelingen würde, wenn Lisi älter und kräftiger war und ausdauernd laufen konnte.
    Nun musste sie sehen, dass der Einäugige und seine Gefährten es nicht geschafft hatten. Belles Hoffnung zerbrach, und die Furcht kroch in ihr hoch, was Mostroo mit ihnen anstellen würde. Wenn er die ganze Siedlung zusammenrief, mitten in der Nacht, hatte das nichts Gutes zu bedeuten.
    Mostroo war ein großer schwerer Mann, der mit wuchtigen Schritten vor den Unglücklichen auf und ab schritt. Er ließ keinen Zweifel darüber offen, dass er das alleinige Sagen hier hatte und seine Autorität mit Gewalt durchsetzen würde. Seine beiden Gehilfen, nicht minder kräftig wie er, postierten sich wichtigtuerisch mit aus Chitinpanzern gefertigten Waffen, halb Speer, halb Schwert. Dazu besaßen sie Ketten mit handtellergroßen Dornkugeln. Sie wussten gut damit umzugehen, wie vor allem Einauge schon leidvoll erfahren musste. Nach der ersten Flucht vor Jahren, als Lisi noch ganz klein gewesen war, hatte er sein linkes Auge eingebüßt. Seither hatte er keinen anderen Namen mehr.
    Belle wünschte sich, sie hätte eindringlicher mit ihm geredet. Vier Mal hatte er bereits versucht auszubrechen, vier Mal war er wieder eingefangen worden. Aber er konnte nicht aufgeben; schon ab dem Moment, wenn seine Wunden abheilten und er wieder bei vollem Bewusstsein war, plante er die nächste Flucht. Und er fand immer jemanden, der mitging.
    Ein Glück, dass Belle sich nicht hatte überreden lassen.
    Doch sie fühlte sich mitschuldig an dem, was nun passieren würde. Hoffentlich war Mostroo einigermaßen guter Laune…
    Mostroo blieb stehen, bewusst so, dass das flackernde Licht der Fackeln dämonische Schatten auf sein breites, im Grunde wenig auffälliges Gesicht zauberten. Er ließ seine eng stehenden, funkelnden dunklen Augen über die Menge schweifen, und nahezu jeder wich seinem Blick aus.
    »Ich habe euch zusammenrufen lassen, weil diese vier Männer hier erneut den Frieden gestört haben«, begann er. »Sie haben sich nicht an die Abmachung gehalten und versucht, sich davonzustehlen – nicht ohne vorher unsere kostbaren Vorräte geplündert zu haben! Sie sind Diebe, Unruhestifter, sie gefährden den Frieden und unser Überleben!« In die Kunstpause hinein rührte sich niemand, nur verborgen in der Menge wagte der eine oder andere ein verstecktes Husten.
    Viele Menschen hier hatten Probleme mit den Atemwegen.
    Belle faltete die Hände ineinander und betete stumm um ein glückliches Ende für die Gefangenen; dass Mostroo seine Strafpredigt von sich gab, die Delinquenten anschließend noch auspeitschen oder zusammenschlagen ließ, und damit wäre es vorbei. Doch irgendeine böse Ahnung sagte ihr, dass es diesmal anders ausgehen würde.
    Mostroo stellte sich hinter den Einäugigen und riss ihn an den Haaren hoch. »Seht ihn euch an!«, schrie er. »Seit Jahren bringt er nichts als Unruhe in unsere Gemeinschaft, lügt und betrügt uns! Ein gemeiner Dieb ist er, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht! Können wir das zulassen?«
    Seine Stimme verhallte, die Leute waren unwillkürlich zwei Schritte zurückgewichen.
    »Ich fragte: Können wir das zulassen?«, wiederholte Mostroo drohend, und seine beiden Gehilfen hoben die Chitinwaffen.
    »Nein«, murmelten einige besonders Eingeschüchterte.
    »Ich kann euch nicht hören!«, brüllte Mostroo.
    »Nein!«, ertönte es jetzt lauter.
    »… Hölle…«, krächzte eine andere Stimme dazwischen.
    »Was?«, rief Mostroo und beugte sich mit großer Gestik über den Einäugigen. »Was sagst du?«
    »Ich sage, das ist die Hölle, und du bist der Aufseher im Dienst der Dämonen«, keuchte der Einäugige. »Du bist nicht besser als die, sondern schlimmer, denn dir gefällt es, uns zu peinigen. Du verrätst dein eigenes Volk…«
    Mostroo schlug ihm mit voller Wucht auf den Mund. Zähne splitterten, Blut floss. Der Einäugige sank stöhnend vornüber, als Mostroo ihn losließ. »Da hört ihr es!«, rief er. »Mit diesen Lügen versucht er euch zu verunsichern, euch aufzuwiegeln, um sich selbst an die Spitze zu setzen! Er hat nicht euer, sondern nur sein Bestes im Sinn, und wenn ich ihn weiter gewähren lasse, wird er unseren Untergang herbeiführen!«
    Belle biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie blutete.
    Lass ihn, wollte sie schreien. Einauge hat Recht, du bist ein Diener des Bösen, sonst nichts, du bist machtbesessen und liebst es, andere zu unterdrücken!
    Aber sie

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