123 - Auf dem Insektenthron
Shaw energisch.
»Wir könnten uns den Weg freikämpfen«, stimmte auch Aruula zu.
»Das macht es nur noch schlimmer«, lehnte Matt ab. »Dort draußen lauern Hunderte solcher Geschöpfe, dazu das Heer. Wenn wir Rulfan finden und uns allen helfen wollen, müssen wir zuerst mitmachen. Dann sehen wir weiter.«
»Aber was ist, wenn Ch'zzarak stirbt?«, warf Farmer ein.
»Er machte keinen besonders gesunden Eindruck…«
Aruula schüttelte den Kopf. »Er wird nicht sterben. Es geht irgendetwas mit ihm vor. Zuletzt spürte ich eine große Müdigkeit, aber auch so etwas wie… frohe Erwartung.«
Die Käfer und Spinnen zogen den Kreis enger um die Menschen. Ihre Mundwerkzeuge schnappten auf und zu, Speichel tropfte herab und verdampfte zischend auf dem Boden. Die Spinnen gingen in Angriffsstellung, das vorderste Beinpaar erhoben. Auch ihre Mandibeln bewegten sich aufgeregt.
Als Farmer eine Bewegung machte, ruckte der Kopf eines Soldatenkäfers nach unten, und hinter seinem Kopfschild zischte etwas mit großer Geschwindigkeit hervor, ein gelblicher Strahl Flüssigkeit. Er verfehlte knapp Farmers Kopf, traf auf eine Säule und brannte sekundenschnell ein Loch in den Marmor.
Farmer erstarrte. Es war alles so schnell gegangen, dass er keinerlei Chance gehabt hätte, wenn der Käfer ihn hätte treffen wollen. »Schätze, das war die Retourkutsche für meine Warnschüsse vorhin…«, stieß erblass hervor.
»Wir sollten gehen«, sagte Matt.
»Ich hasse Spinnen«, murmelte Shaw mit einem misstrauischen Blick auf die Araneae neben ihm und kratzte sich hektisch den Nacken.
Ein Soldat wies ihnen den Weg, indem er voraus ging. Die anderen positionierten sich an den Seiten und im Rücken der Gruppe.
»Warum nehmen sie uns nicht die Waffen ab?«, flüsterte Aruula.
»Ich glaube, das ist zu abstrakt für sie«, antwortete Matt.
»Sie nehmen wohl an, dass die Waffen ein Teil von uns sind, so wie ihre Giftstacheln oder Scheren. Schließlich tragen wir die Waffen dicht am Körper und halten sie wie Verlängerungen unserer Arme.«
Im Moment konnten sie nichts tun, als den Soldaten zu folgen. Matthew fragte sich, wo sie hingebracht wurden. Und ob sie jemals wieder von dort wegkommen würden.
***
»Jetzt könnten wir es versuchen.« Rulfan stand auf angehäuftem Schutt und lugte durch das Kellerfenster. Draußen war alles still, befremdend still. Die Angriffe hatten vor Stunden aufgehört. Die Dämmerung war bereits angebrochen, die Nacht nicht mehr fern.
Sie hatten die Ruhepause genutzt und sich abwechselnd einen kurzen, höchstens halbstündigen Schlaf gegönnt. Aber dies reichte schon, um die Lebensgeister wieder zu wecken und sich etwas besser zu fühlen.
Den erkalteten Leichnam von Sykes hatten sie in der hintersten Ecke abgelegt und notdürftig mit Steinen bedeckt.
Alle vermieden es, in diese Richtung zu blicken.
Foster und DeWitt lösten vorsichtig die Barrikaden auf und räumten den Weg zur Tür frei. Rulfan und Lasalle standen angriffsbereit da, konzentrierten sich auf jedes Geräusch. Alle hielten unwillkürlich den Atem an, als Foster die Tür öffnete.
Er streckte den Kopf hinaus und sah sich um.
»Alles frei«, gab er dann Auskunft. »Sie sind tatsächlich weg.«
Langsam gingen sie nach draußen, zurück auf die Straße.
Vereinzelt krabbelten noch Kerbtiere in den Trümmern umher, aber sie nahmen keine Notiz von den Menschen.
»Was ist da bloß geschehen?«, stellte Lasalle die Frage, die alle beschäftigte. »Zuerst sind wir der Schlimmste aller Feinde, und jetzt… nichts mehr? Was ist da los?«
»Halten wir uns nicht mit unnötigen Fragen auf«, unterbrach Rulfan. »Der Weg zum EWAT scheint frei zu sein. Verlieren wir keine Zeit, bevor diese Biester es sich anders überlegen.«
Vorsichtig, ständig auf der Hut, wanderten sie durch die verschütteten Straßen. Rulfan besaß einen ausgezeichneten Orientierungssinn und fand sich mühelos zurecht, obwohl bei der ständigen Flucht und den Kämpfen kaum Zeit geblieben war, sich den Weg zu merken. Die anderen überließen ihm die Führung; er schien sicher zu sein, wo sich der abgestürzte EWAT befand.
»Was tun wir, wenn wir den Funk nicht hinbekommen?«, fiel Lasalle die nächste Frage ein. »Wir können uns nicht ewig im EWAT verschanzen.«
»Dann werden wir eben zu Fuß gehen müssen«, erwiderte der Albino ungehalten. »Eine andere Wahl haben wir ja wohl nicht.«
Es wurde zusehends dunkler und immer weniger Insekten waren zu sehen. Die schweflige
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