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1231 - Im Würgegriff des Grauens

1231 - Im Würgegriff des Grauens

Titel: 1231 - Im Würgegriff des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammenhängen.«
    »Durchaus möglich«, erwiderte ich leise und dachte dabei an den Schrei, den ich gehört hatte. Ich sprach meinen Freund darauf an, der mir auch sofort zustimmte.
    »Ja, den Schrei habe ich gehört. Allerdings hat sie für meinen Geschmack völlig unmotiviert geschrien. Ich habe ihr nichts getan, und hier ist auch nichts passiert.«
    »Das stimmt schon. Aber nicht im Nebenraum. Sie schrie nämlich, als das Gesicht im Spiegel erschien.«
    Suko machte ein Gesicht wie ein Schuljunge, dem plötzlich die Lösung einer Rechenaufgabe einfällt. »Moment mal, John, wenn man den Faden weiterspinnt, kann das nichts anderes heißen, als dass Jennifer Flannigan und das Gesicht, sage ich mal, irgendwo und irgendwie miteinander in Verbindung stehen.«
    »Genau so sehe ich das auch.«
    »Nicht schlecht«, flüsterte er und warf ihr einen etwas längeren Blick zu. »Ob sie uns aber sagen wird, was wirklich passiert ist?«
    »Ich werde sie fragen.«
    Ich ging zu ihr und setzte mich in einen zweiten Sessel. Erst als sich das Leder unter meinem Gewicht zusammendrückte, schaute Jennifer mich an.
    Sie drehte mir leicht den Kopf zu, und ich sah das Erschrecken in ihren Augen.
    »Keine Angst, Jennifer. Ich will Ihnen nichts tun. Es ist nur wichtig, dass Sie mir einige Fragen beantworten. Sind Sie dazu bereit?«
    »Nein, ich… ich… weiß doch nichts.«
    »Das wird sich herausstellen.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite, doch davon ließ ich mich nicht beirren. Ich wollte von ihr wissen, was wirklich geschehen war.
    »Sie müssen mir jetzt sagen, was passiert ist, Jennifer. Was lief ab, nachdem Jane Collins hier zu Ihnen in die Praxis kam. Was tat Ihr Chef?«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von der…«
    Nein, es hatte keinen Sinn. Sie würde mich nicht aufklären, auch deshalb nicht, weil sie es einfach nicht konnte. Sie war von der Rolle, wie man so schön sagt. Sie schaute mich an, aber sie blickte trotzdem durch mich hindurch. Für sie war ich nicht vorhanden.
    »Wissen Sie, dass Sie auf uns geschossen haben?«, meldete sich Suko aus dem Hintergrund.
    »Geschossen?«
    »Ja, Jennifer. Mit dieser Waffe.« Suko zog die Automatik aus dem Hosenbund hervor. »Wem gehört sie?«
    Die rothaarige Frau überlegte noch. »Ich glaube, dass ich sie gehabt habe.«
    »Sehr gut, meine Liebe. Dann sind wir ja schon ein ganzes Stück weiter gekommen.«
    »Sie können uns sicherlich sagen, wer Ihnen die Waffe gegeben hat?«, sagte ich.
    »Nein.«
    »Ihr Chef?«
    Zuerst verzog sie das Gesicht, sodass ein gequälter Ausdruck entstand. Dann hob sie ihre Hand und wischte über die Stirn.
    Auf der Haut lag ein Film aus Feuchtigkeit. »Ich kann mich nicht erinnern. Das müssen Sie mir glauben.«
    »An was können Sie sich erinnern?«
    Es war ihr anzusehen, dass sie nach einer Antwort suchte. Sie gab sich auch redlich Mühe, doch es fiel ihr einfach zu schwer, die richtigen Worte zu finden.
    Wir ließen ihr Zeit. Sie bewegte sich auf der Sitzfläche hin und her. Dabei schaute sie durch die offene Tür hinein in ihr Vorzimmer, doch auch dort bekam sie die Lösung nicht präsentiert. Das Telefon klingelte nicht mehr. Auch zwischen uns war es still geworden, und ich sah, dass sie einige Male die Augen bewegte. Sie schloss und öffnete sie, dann holte sie schlürfend Luft, schaute uns wieder an, und bei ihrem starren Blick sank für uns die Hoffnung auf eine normale Antwort.
    Aber sie sagte trotzdem etwas.
    »Exit!«
    Wir hatten auf eine Erklärung gewartet. Dass sie nur aus einem Wort bestand, damit hatten wir nicht gerechnet. Dementsprechend schauten wir uns auch an.
    »Können Sie das wiederholen?«, fragte ich, weil ich wirklich auf Nummer sicher gehen wollte.
    »Exit!«
    Es stimmte. Wir hatten uns nicht verhört. Das Wort Exit passte haargenau. Es bedeutete so viel wie Ausgang, und Jennifer hatte ihren Ausgang gefunden.
    »Können Sie uns nicht mehr darüber sagen?«, wollte ich wissen. »Was meinen Sie mit Exit?«
    »Exit!«, wiederholte sie.
    Es war eine Spur. Ein Anfang. Leider standen auch wir erst am Beginn, und so mussten wir versuchen, den Faden aufzurollen und ausgerechnet beim Ausgang anfangen.
    »Wie geht es weiter?«, fragte ich und beugte mich ihr entgegen. »Was bedeutet Exit genau für Sie?«
    Wieder blickte sie ins Leere und hob die Schultern.
    Jennifer Flannigan war nicht sie selbst. Das sah ich ihr an.
    Auch Suko war meiner Meinung. Aber wir mussten aus ihr herausbekommen, was alles dahintersteckte, und so fing ich wieder von

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