1231 - Unternehmen Thermoschild
Schneeschicht niedergeschlagen.
Aber einen derartigen Anblick hatte Meysenhart erwartet.
Was ihn mit Grauen erfüllte, das waren die Eisigen, die durch den Raum torkelten, als wären sie betrunken; die mit bloßen Fäusten auf die Instrumente einschlugen; mit Desintegratoren gezackte Löcher in die Konsolen strahlten; wie rasend an den schweren Servosesseln rüttelten oder von einer Wand zur anderen rannten...
Und ihre Bewegungen waren so schnell, daß ihre Umrisse verschwammen.
Ihr Zeitablauf! durchfuhr es Meysenhart. Ihr Zeitablauf hat sich beschleunigt!
Erst als einer der Eisigen - ein Überschwerer - für einen kurzen Moment verharrte, wurde Meysenhart klar, daß der beschleunigte Zeitablauf nicht die einzige Veränderung war; Der Raureif auf seinem Körper war fast völlig geschmolzen, und die armseligen Reste tropften wie Tau zu Boden. Dann, mit einer blitzschnellen Drehung, wandte sich der Eisige ab und war im nächsten Moment durch das offene Schott verschwunden.
Die Kälte war inzwischen so intensiv, daß Meysenhart glaubte, flüssiges Helium statt Sauerstoff zu atmen. Ein Blick auf das Thermometer beruhigte ihn; die Innentemperatur seines Spezial-SERUNS war lediglich auf -21° Celsius gesunken. Zwar mit fallender Tendenz, aber noch nicht bedrohlich.
Taurec und Vishna hatten sich geschickt an den rasenden Eisigen vorbei zu Tormsen Vary geschlichen. Der riesenhafte Ertruser rotierte wie ein bizarrer Spielzeugkreisel um seine eigene Achse; Meysenhart hätte ihn im ersten Moment gar nicht erkannt. Vary drehte sich und drehte sich, und plötzlich stieß er einen dröhnenden Schrei aus.
Meysenhart fuhr zusammen.
Einen ähnlichen Schrei hatte er noch nie vernommen ... Etwas traf ihn an der Seite; Schmerz durchzuckte seine Hüfte. Er flog mehrere Meter durch die Luft, prallte gegen eine Konsole und rutschte halb betäubt zu Boden. Einer der Eisigen mußte ihn bei seinem Amoklauf gerammt haben; vielleicht der Blue, der nur schattenhaft wahrnehmbar durch die Zentrale hetzte.
Der Nachrichtenmann preßte die Zähne zusammen und richtete sich auf. Taurec hielt jetzt ein weiteres Wunderwerk der Kosmokraten-Technik in der Hand: einen Würfel mit winzigen Fenstern an den Seiten. Die Kaserne, dachte Krohn Meysenhart. Er konnte nicht erkennen, was Taurec mit dem Gerät anstellte, doch im nächsten Moment schoß ein daumengroßes Objekt aus einem der Fenster. Dann wurde es in der Zentrale dunkler; und nicht weit von dem Objekt entfernt löste sich ein ganzes Wandsegment auf.
Das Objekt wuchs zu einem mannsgroßen Roboter heran.
„Schneller!" schrie Vishna.
Der Roboter projizierte ein waberndes, dunkelrotes Kraftfeld, das an den Schutzschirm der SYZZEL erinnerte, hüllte den noch immer rotierenden Vary darin ein und schoß dann - so schnell wie die zeitbeschleunigten Eisigen - auf die Öffnung des Transdimtunnels zu.
Vorsichtig bugsierte er das Kraftfeld mit dem gefangenen Tormsen Vary durch den Eingang und verschwand dann ebenfalls.
Erst jetzt bemerkte Meysenhart, daß der einzig sichtbare Hinweis auf den Tunnel dieser verwaschen rote, zwei Meter durchmessende Fleck in der Luft war.
Vishna war die nächste, die die Zentrale der KISCH verließ. Taurec traf Anstalten, ihr zu folgen, zögerte, sah sich suchend um und entdeckte Meysenhart.
„Komm!" schrie er. „Beeile dich!" Meysenhart schüttelte den Kopf. „Verdammt!" Der Kosmokrat machte einen Schritt auf Meysenhart zu, doch dann erstarrte er. Entsetzen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Der Psychofrost...", stieß er erstickt hervor. „Los!
Deine letzte Chance..."
Der Kältehauch war beinahe lähmend. Mühsam schüttelte Meysenhart erneut den Kopf.
„Ich bleibe", krächzte er und hoffte, daß Taurec ihn verstand. „Reportage ... Der aus der Kälte kam... Mit den Augen eines Eisigen... Und die KISCH... Muß sie zurückholen ...
Vergeßt mich nicht... Vergeßt..."
Er verstummte.
Taurec war verschwunden. Der verwaschen rote Fleck schrumpfte, war nur noch münzgroß, schrumpfte weiter und war fort.
Die Kälte kroch in Meysenharts Glieder, in seine Brust, seinen Kopf. Entsetzt schüttelte er die tödliche Lähmung ab und taumelte auf das offene Schott zu. Ein Schatten huschte schnell wie der Wind an ihm vorbei. Er achtete nicht darauf und wankte in den Gang. Der Boden war glatt. Eis schillerte auf dem Kunststoffbelag. Mit jedem Schritt schien es kälter zu werden.
Hoffentlich schaffe ich es! dachte Meysenhart.
Er wußte nicht, wie lange er
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