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1234 - Totensuche

1234 - Totensuche

Titel: 1234 - Totensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich am Weitergehen hindern wollten.
    Zwar bildete ich es mir ein, aber in meinen Beinen schien das Eis zu knirschen, wenn ich meine Schritte hinter mich brachte und mit den Sohlen über den Boden schlurfte. Ich ging wie ein alter Mann in den Nebel hinein, der mir zudem einen gewissen Widerstand entgegensetzte. Das Kreuz hielt ich fest, die rechte Hand hatte ich vorgestreckt, und ich bewegte mich dabei auch nicht mehr über den glatten Betonboden einer Tiefgarage hinweg, sondern über eine wellige und an manchen Stellen recht weiche Erde, wie man sie von einem Friedhof her kennt.
    Es dauerte nicht lange, da hatte ich den ersten Grabstein erreicht. Er war nicht mehr als ein schlichtes Viereck, das aus dem Boden ragte. Mit der linken Hand stützte ich mich daran ab, in der anderen hielt ich nach wie vor das Kreuz und sorgte dafür, dass mir die verdammten Nebelgerippe vom Leib blieben.
    In der Tat wurde ich nicht mehr angegriffen. Sie trieben um mich herum wie Totengeister. Ich hörte keine Schreie, kein Stöhnen und vernahm auch keine Botschaften in meinem Kopf, die mir auf telepathischem Weg übermittelt wurden. Hier war alles eingetaucht in eine sehr beklemmende Stille, die eines alten Friedhofs wirklich würdig war.
    Meine Sicht hatte sich etwas verbessert. Vor mir war der Nebel dünner geworden. An einigen Stellen hatte er sich sogar ganz zurückgezogen, sodass mein Blick tatsächlich über den alten Friedhof gleiten konnte und ich sogar dessen Ende sah.
    Oder zu sehen glaubte.
    Hier hatte sich die Vergangenheit in die Gegenwart geschoben. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich in einer der beiden Zeitebenen befand, deshalb ging ich mehr davon aus, auf der Grenze zu stehen. Und da blieb ich auch, weil ich kein Ziel sah, das zu erreichen sich für mich gelohnt hätte.
    Es war auch möglich, dass mich ein bestimmtes Gefühl festhielt. Es konnte ein Wissen darum sein, dass hier noch etwas passieren musste. Schließlich hatte ich mich dieser Magie gestellt und mir war nichts passiert, im Gegensatz zu den beiden anderen Männern.
    Die Kälte war geblieben. Nur spürte ich sie nicht mehr so stark wie zu Beginn. Sie hatte sich etwas abgeschwächt. Es bereitete mir nicht mehr so viel Mühe, mich zu bewegen, obwohl ich von einer Normalität noch weit entfernt war.
    Dann sah ich ihn.
    Ich hatte es geahnt.
    Es musste jemanden geben, der über diesen alten und vielleicht verfluchten Friedhof seine schützende Hand hielt. Er hielt sich auf dem Friedhof auf, aber er befand sich nicht in meiner Nähe, sondern kam, so sah es für mich aus, von der Ferne her und möglicherweise vom Ende des Friedhofs. Ob es ein Skelett war, konnte ich nicht genau erkennen. Mir fiel nur auf, dass dieser Ankömmling dunkler war als die bleichen Gerippe, die mich zuvor angegriffen hatten.
    Er kam näher…
    Ich tat nichts, denn ich wusste, dass er mich nicht töten wollte. Das hatte ich einfach im Gefühl. Wo er herging, verschwand der Nebel, und er wich auch vor ihm zurück, sodass sich die Umgebung immer mehr aufklarte und sie schon fast als normal bezeichnet werden konnte.
    Sein Körper war nicht dunkel. Aber ich sah jetzt, weshalb er so dunkel wirkte. Es lag an seiner Kleidung, die er übergestreift hatte. Ein schwarzes oder graues Gewand, das vom Hals her bis zu den Füßen reichte und mich an ein dunkles Leichenhemd erinnerte.
    Ja, das konnte es durchaus sein, denn es passte auch zu seiner schwarzen Haarflut, die einen bleichen Schädel umwuchs und dicht wie ein Pelz war. Sie endete vorn und hinten auf seinen Schultern, wo sie sich vliesartig ausbreitete.
    Die Gestalt ging langsam aber sicher, und immer stärker trat dabei auch ihr Gesicht hervor.
    Gehörte es zu einem Menschen?
    Nein.
    Gehörte es zu einem Skelett?
    Auch nicht!
    Die Wahrheit lag in der Mitte. Es hatte von beidem etwas.
    Haut sah ich nicht. Aber das blasse Gesicht war auch nicht so zerstört wie das eines Skeletts. Es gab nur eine Öffnung in der blassen Masse. Sie lag unter den Augen, und dort hatte sich mal die Nase befunden. Sie aber war weggefressen oder verwest, sodass sich dort eine Höhle auftat. Unter dem Mund malte sich noch das fliehende Kinn ab. Für mich sah das gesamte Gesicht aus, als wäre es mit einer dünnen, straffen Haut überzogen worden, die irgendwann mal riss.
    Er kam noch einige Schritte näher und blieb dann recht nahe vor mir stehen. Zwischen uns baute sich noch ein Grabstein auf, dem der Unheimliche jetzt seinen Arm entgegenstreckte, im Prinzip aber

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