1237 - So rächt sich eine Bestie
Haken weiter, erreichte das Seil, umklammerte es mit der linken Hand und streckte den rechten Arm schräg in die Höhe, um an den Balken zu gelangen, der ihm mehr Halt gab.
Auch das Metall war glatt, und Suko hatte Glück, dass er eine raue Stelle fand, die ihm einigermaßen Halt gab. Er wünschte sich alles, nur keine Vampire, die gerade jetzt über Bord klettern wollten und ihn als sichere Beute ansahen.
Schwungvoll holte er mit dem rechten Bein aus und lag wenig später auf dem nassen Träger. Noch schimmerte unter ihm die nasse Oberfläche des Kais, aber die Reling rückte näher und damit auch das Deck, sodass er das Schiff entern konnte.
Bevor er sich fallen ließ, warf er einen Blick nach unten. Er bewegte auch den Kopf, um so viel wie möglich wahrzune hmen. Die Blutsauger mussten einfach da sein, aber sie hielten sich zurück. Auf dem großen Deck des Bergungsschiffes bewegte sich niemand, und Licht schimmerte eigentlich nur von der Brücke her nach außen.
Das Schiff war auf Grund gelaufen. Bis zum Kai war es in den kleinen Hafen hineingerutscht. Es hatte sich dort regelrecht festgefressen, aber es stand trotzdem nicht still. Die anrollenden Wellen schlugen wie mit wütenden Händen gegen den mächtigen Bauch, sodass es ständig hin und her geschaukelt wurde und mit knirschenden Geräuschen an der Kaimauer entlangschleifte.
Nach einem letzten Rundblick, der ihn zufrieden stellte, stieß sich Suko ab und sprang dem Deck entgegen. Geschmeidig wie eine Katze kam er auf. Seine Umgebung lag zumeist im Dunkeln, nur von der Brücke am Heck schimmerte das fahle Licht.
Bisher hatte sich niemand auf dem Schiff bewegt. Ihn ausgenommen. Aber Suko wusste, dass sie in der Nähe waren.
Möglicherweise hielten sie sich in guter Deckung.
Ohne Waffen wollte er der Brut nicht gegenübertreten. Deshalb zog er die Dämonenpeitsche, schlug den Kreis und schaute zu, wie die drei Riemen nach unten rutschten.
So wie sie war, steckte er sie in den Gürtel. Er würde sie ebenso schnell ziehen können wie seine mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta. Noch immer war er nicht angegriffen worden, was ihn jetzt wunderte. Bei seiner Kletterpartie war er froh darüber gewesen, nun kam es ihm schon seltsam vor.
Er lief auf die Reling zu und warf einen Blick darüber hinweg. Am Kai sah er keine Bewegung. Auch nicht im Hintergrund, wo Amy Carry hinter dem kleinen Haus in Deckung stand. Demnach hatten die Untoten das Schiff noch nicht verlassen.
Das Rauschen der Wellen blieb. Er glaubte trotzdem, inne rhalb des Geräusches ein anderes gehört zu haben, das er jedoch nicht identifizieren konnte. Eine Drehung auf der Stelle! Nichts war zu sehen. Er konzentrierte sich auf die Brücke. Keine Schatten tanzten hinter dem hellen Ausschnitt. Manchmal spritzte Gischt, die sich wie ein Schleier in der Luft verteilte, in die Hö he.
Suko ging weiter. Er hatte es eilig, aber er ließ die Vorsicht nicht außer Acht. Den dunklen Gegenstand auf den Planken hätte er beinahe übersehen. Erst als der sich bewegte, blieb der Inspektor stehen. Es lag nicht an der Bewegung des Schiffes, dieser Gegenstand schaffte dies aus eigener Kraft.
Suko sah, dass er sich aufrichtete. Und jetzt erkannte er, dass es sich um den Umriss eines Menschen handelte. Sein Herz schlug schneller, doch er blieb nach außen hin ruhig und beobachtete nur.
Anhand der Bewegungen erkannte er, mit wem er es zu tun hatte. Es war nach außen hin ein Mensch, allerdings ein besonderer, denn seine Bewegungen ließen darauf schließen, dass er aus einem sehr langen Schlaf erwacht war und sich zunächst in dieser Welt zurechtfinden musste.
Dass es ein besonderer Schlaf war, wusste Suko ebenfalls.
Ein Todesschlaf, auch der Schlaf in eine neue Existenz, die nur äußerlich etwas mit einem Menschen gemein hatte.
Seine Bewegungen waren langsam, aber trotzdem zackig.
Dann saß er auf den Planken, schüttelte den Kopf, beugte ihn zugleich nach vorn und bewegte auch die Arme.
Suko ging näher.
Der andere nahm ihn nicht zur Kenntnis. Er hatte sich zur Seite gedreht und suchte nach einer Stütze, die er benutzen konnte, um auf die Beine zu gelangen.
Er fand nichts, und so hatte er seine Schwierigkeiten, überhaupt stehen zu können.
Als es passiert war, hatte Suko ihn bereits erreicht. Er tat nichts. Er hatte sich dicht hinter die Gestalt gestellt. Nur seine Peitsche hatte er aus dem Gürtel gezogen.
Der andere drehte sich langsam herum. Auch wenn seine Bewegungen noch schwach
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