1237 - So rächt sich eine Bestie
ging ja nicht immer glatt, denn es konnten immer wieder Wellen kommen, die uns hinderten. Gerade in dieser Umgebung gab es Strudel und auch Querläufer. »Weiter!«
Tom lachte. »Ich tue mein Bestes…«
Das glaubte ich ihm, aber manchmal reicht das eben nicht.
Ich befürchtete, dass es auch hier zutraf…
***
Der Schlag, der das Schiff beinahe schon erschütterte, als es auf den Grund gelaufen war, war auch bei Dean Pollack spürbar gewesen, obwohl er damit gerechnet hatte, denn er kannte die Gewässer hier an der Insel und zwischen dem Festland.
Er hatte die blonde Bestie nicht vorgewarnt. Sie wollte in den Hafen und sollte auch die Folgen tragen.
Als es passierte, klammerte sich der Kapitän fest. Trotzdem wurde er beinahe noch von den Beinen gerissen. Er schwang in einer Linkskurve herum, aber es gelang ihm, nachzugreifen und sich so auf den Beinen zu halten.
Nicht so die Cavallo!
Mochte sie noch so stark sein, es war ihr nicht möglich, den Gesetzen der Physik auszuweichen. Sie hatte mit dem Aufprall auch nicht gerechnet, suchte zwar noch Halt, verfehlte ihn allerdings und wurde quer durch die Brücke gefegt, wobei sie mit ihrem gesamten Gewicht gegen eine Tür prallte und sich die Eisenklinge tief in ihren Leib bohrte, was bei ihr keine Schmerzen hinterließ.
Mit einem bösen Fluch auf den Lippen fuhr sie herum. Für einen Moment hatte Dean Pollack den Eindruck, als wollte sie ihm an die Kehle springen, aber sie riss sich zusammen und schickte ihm nur einen bösen Fluch entgegen.
Das Schiff schaukelte noch immer. Der mächtige Koloss brauchte seine Zeit, um sich zu beruhigen. Überall knackte es und knirschte. Das Metall jammerte und schien aus seinen Verbindungen ausbrechen zu wollen.
Aber das Schiff hielt. Nirgendwo gab es einen Riss oder ein Loch, sodass auch kein Wasser eindrang.
»Was war das?«, schrie die Cavallo den Kapitän an.
Dean Pollack wunderte sich selbst über seine lockere Antwort. »Wir sind eingekommen«, erklärte er. »Und?«
»Leider auf Grund gelaufen. Der Hafen ist nicht für jedes Schiff gemacht. Da muss man schon eine bestimmte Größe einhalten.«
Dean Pollack hatte der Blutsaugerin eine normale Antwort gegeben, doch die passte ihr plötzlich nicht mehr. Bisher hatte er sie nie außer Fassung erlebt, doch das änderte sich, denn zuerst verschloss sich ihr Gesicht, und es hatte den Anschein, als würden ihre Züge regelrecht einfrieren. Plötzlich schrie sie wütend auf, und das glatte Gesicht verwandelte sich in eine Fratze.
»Das ist doch nicht möglich, verdammt! Das hier ist ein Hafen, und er muss…«
Dean bekam leichtes Oberwasser. »Nein, er muss gar nichts, Madam«, sagte er voller Verachtung. »Er ist für so schwere Schiffe nicht gebaut, das habe ich Ihnen doch gesagt. Sie wollten einlaufen, und ich habe mich nur ihren Wünschen gefügt.«
Mit genau dieser Antwort hatte er die Vampirin nicht überzeugen können. Sie startete, ohne dass sie zuvor eine Andeutung gemacht hätte. Aus dem Stand heraus flog sie auf den Kapitän zu, der nicht mehr dazu kam auszuweichen.
Sie prallte gegen ihn, schleuderte ihn zurück. Sie ließ ihn aber nicht fallen, sondern holte ihn wieder mit einer Hand zu sich heran, um ihn dann in die Höhe zu wuchten, als wäre er gewichtslos. Seine Beine flogen ebenfalls hoch. Sie prallten gegen die Decke, während Dean selbst aus weit geöffneten Augen zu Boden starrte.
Dann fiel er nach unten. Vor dem Aufprall schleuderte ihn die Cavallo herum, ließ ihn los, und Dean Pollack prallte gegen die Wand. Er stieß sich dabei hart den Rücken. Für einen Moment bekam er keine Luft mehr und fürchtete, dass seine Lunge geplatzt war, aber das ging alles schnell vorbei. Als er lag, war er auch wieder in der Lage, Atem zu holen. Es steckte trotz allem in ihm noch eine gewisse Freude, denn er hatte es geschafft, die Blonde aus der Reserve zu locken.
Sie kam auf ihn zu. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt. Wenn Augen Blitze verstreuen können, so war das bei ihr der Fall. Dicht neben Pollack blieb sie stehen und schaute auf ihn nieder.
»Wir sitzen also fest?«, fragte sie, »oder?«
»Ja.«
»Dann sorge dafür, dass wir loskommen!«
Pollack musste trotz der Rückenschmerzen lachen. »Das ist nicht möglich. Da brauchen wir Hilfe. Einen Schlepper, der uns aus der Fahrrinne hervorzieht.«
Das passte ihr nicht. Es sah alles danach aus, als wäre durch diese Aktion ihr Plan ins Wanken geraten. Möglicherweise hatte sie damit gerechnet,
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