1245 - Satansblut
mich ebenfalls unangenehm berührte.
Widerstandslos ließ er sich fesseln. Und nicht nur an den Händen, sondern auch an den Füßen. Mit seinem Verhalten kam ich einfach nicht klar.
Wir ließen ihn zunächst auf dem Boden liegen. Diesmal auf dem Bauch. Aber fast alle Umstehenden hörten sein leises Lachen und waren darüber nicht eben erfreut, ich eingeschlossen.
Der Chef der Truppe schüttelte den Kopf. »Das habe ich noch nie erlebt. Wer ist dieser Mann? Woher nimmt er seine verdammte Sicherheit?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber ich werde es herausfinden.«
»Was haben Sie denn vor?«
»Nur ein Verhör.« Ich lächelte kantig. »Zunächst. Deshalb werden wir ihn in eine Zelle im Yard schaffen. Können Sie das übernehmen?«
»Ich müsste einen Wagen kommen lassen.«
»Das wäre gut. Dann würde ich nämlich mit Ihnen fahren.«
»Nichts dagegen.«
»Gut, dann leiten Sie alles in die Wege. Ach ja, noch etwas. Wissen Sie, was mit der jungen Frau ist?«
»Nicht genau. Aber wir haben einen Arzt unter den Kunden gefunden. Der kümmerte sich um sie. Sie befindet sich jetzt in einem Krankenhaus.«
»Sehr gut.«
Ich schaute auf den Mann im dunklen Mantel, der so starr vor meinen Füßen lag wie ein Toter.
Er hatte es nicht geschafft, mich umzubringen. Aber damit war der Fall für mich nicht erledigt. Ich hatte mehr das Gefühl, erst am Anfang zu stehen, denn aus eigener Initiative hatte er bestimmt nicht gehandelt.
Irgendwer hatte einen Plan geschmiedet. Irgendwo braute sich etwas zusammen, doch wer oder was hinter allem steckte, das war nach wie vor die große Frage…
***
Knapp eine Stunde später war der Mann in einer sicheren Zelle untergebracht worden. Dort wurde er von einer Kamera beobachtet, die ihre Bilder auf einen Monitor übertrug, vor dem ein Kollege saß und den Bildschirm nicht aus den Augen ließ.
Ich wollte mir mit der Befragung Zeit lassen und war zunächst ins Büro gegangen, wo man mich deshalb erstaunt anblickte, weil ich ohne Tüten zurückgekehrt war. Ich hatte auch nicht das Messer als Souvenir mitgebracht, das lag inzwischen in unserem Labor, um dort untersucht zu werden.
Die spöttischen Kommentare einer gewissen Glenda Perkins erstickte ich mit wenigen Handbewegungen. Sie kannte mich und hatte meinem Gesicht angesehen, dass etwas nicht stimmte.
»Was ist denn passiert, John?«
»Darauf werde ich gleich zu sprechen kommen.« Ich hatte schon einen Blick in unser Büro geworfen und es leer vorgefunden. »Ist Suko nicht hier?«
»Nein, er ist gerade mal weg zur Toilette.«
»Okay, dann warte ich.«
Glenda schaute mich genauer an und entdeckte plötzlich einen Blutspritzer auf meinem beigen Cordhemd. »He, was ist das? Blut, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Kann sein.«
»Und?«
»Es stammt nicht von mir.«
»Von wem dann?«
»Später.«
Die Tür wurde geöffnet. Ein Luftzug fuhr in den Raum und erwischte auch die Flamme der dicken Kerze, die in einer Schale auf Glendas Schreibtisch stand, die mit Tannenzweigen ausgefüllt war.
»He, schon wieder zurück? Das ist ja schnell gegangen. Hast du denn alles gefunden?«
»Er hat gar nichts gefunden«, antwortete Glenda für mich.
»Er ist nicht dazu gekommen.«
»Wieso?«
»Komm erst mal rein«, sagte ich.
Er schloss die Tür und müsste noch warten, bis ich mir einen Kaffee geholt hatte. Obwohl die Tür zu unserem Büro offen stand, gingen wir nicht hinein, sondern blieben im Vorzimmer, und zwei Augenpaare schauten mich gespannt an.
Auf Glendas Schreibtischkante fand ich Platz, trank noch mal einen Schluck von ihrem weltmeisterlichen Kaffee und gab dann einen Bericht ab, wobei mich weder Glenda noch Suko unterbrachen.
Sie staunten mich nur an, und ihre Augen wurden dabei immer größer. Glenda trank ebenfalls Kaffee, um ihre Nervosität zu verbergen. Auch sie war einiges gewohnt, doch als ich meinen Bericht beendet hatte, da konnte sie nur den Kopf schütteln und flüstern: »Das ist doch nicht möglich. Das gibt es nicht.«
»Doch, Glenda, es ist möglich. Ich will euch hier keinen Bären aufbinden.«
»Ein Mann mit Blutaugen?«
»Ja. Du kannst ihn dir sogar anschauen. Ich habe ihn gefesselt in die Sicherheitszelle schaffen lassen, wo er auch von einer Kamera überwacht wird.«
»Da komme ich nicht mit. Wie ist das möglich?«
»Hattest du nicht das Satansblut erwähnt?«, erkundigte sich Suko.
»Ja, genau.«
»Eben. Das ist die Quelle, die wir finden müssen. Vorausgesetzt, er verrät sie
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