1248 - Der Gladiator
auf.
Danach überstürzten sich die Ereignisse.
Die Horror-Oma schr ie auf, als ihr die Gestalt entgegenkippte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie, dass dieser Mensch nicht mehr normal war, aber sie schaffte das genaue Hinschauen nicht.
Zwei Sekunden später hielt sie den toten Mann in ihren Armen…
***
Sarah wollte zunächst nicht denken. Okay, sie war keine Person, die so leicht aus dem Konzept zu bringen war, aber so etwas hatte sie noch nie erlebt.
Sie stand im eigenen Haus und hielt einen Toten in den Armen. Das war unglaublich, einfach schrecklich. Der Mann war ihr in die Arme gefallen. Man hatte ihn einfach vor der Tür abgestellt und darauf gewartet, dass sie die Tür öffnete. Das hatte sie auch getan. Nun lehnte der steife Körper an ihr.
Erst allmählich wurde ihr bewusst, was da passiert war. Über die Folgen wollte und konnte sie nicht nachdenken. Ihr war nur klar, dass sie nicht einfach mit dem Toten hier auf der Schwelle stehen bleiben konnte.
Sie ging zurück. Die Tür verlor den Halt und fiel zu. So konnte sie zumindest nicht mehr von außen gesehen werden.
Der Schock löste sich. Sie hatte in den vergangenen Sekunden reagiert, doch sie hätte nicht erklären können, was da abgelaufen war.
Nasse Hände…
Ja, das war so. Nass und zugleich klebrig. Es musste an dieser männlichen Leiche liegen, und Sarah legte den Mann zu Boden. Erst jetzt war sie in der Lage, ihn genauer zu betrachten, doch zuvor warf sie einen Blick auf ihre Hände und sah das Blut wie schmieriges Öl an der Haut kleben.
Es stammte nicht von ihr…
Sarah überwand ihr Zittern. Dann erst drehte sie den Kopf so, dass sie einen Blick in das Gesicht des Mannes werfen konnte und musste sich eingestehen, dass es für sie kein Gesicht mehr war. Zumindest kein normales Gesicht.
Auffällig war das Blut.
Überall Blut Auch unter dem Kinn an der Kehle, die jemand durchgeschnitten hatte. Danach oder vielleicht auch davor hatte sich der Mörder dann am Gesicht der Person zu schaffen gemacht und dort auch seine Spuren hinterlassen. Der Täter musste ein Wahnsinniger sein.
An diesem Toten musste sich ein perverser Irrer ausgetobt haben. So jedenfalls sah der Mann, der Sarah völlig unbekannt war, auf den ersten Blick aus.
Er hätte dem Aussehen nach in einen Horrorfilm der übelsten Machart gepasst, und Sarah konnte einfach nicht mehr hinschauen. Sie ging weg, holte eine kleine Decke und verbarg damit das Gesicht der Leiche. So brauchte sie den Anblick nicht mehr zu ertragen.
Dann ging sie wieder weg. Sie wünschte sich, Jane Collins bei sich zu haben. Plötzlich fühlte sie sich so verdammt allein, und wenn sie ging, dann hatte sie den Eindruck, als sackten bei jedem Schritt die Knochen in den Knien zusammen.
Als Raum lag die Küche der Haustür am nächsten. Hier lehnte sich die Horror-Oma gegen die Arbeitsplatte und musste tief durchatmen, um sich wieder fangen zu können, weil dieses Erlebnis einfach zu grausam gewesen war.
Sie schaute auf ihre Füße. Sie befahl sich selbst, sich zusammenzureißen.
Schließlich tat sie etwas, was auch nicht eben zu ihren normalen Beschäftigungen zählte. Aus dem Küchenschrank holte sie eine Flasche mit Gin und öffnete sie. Auf ein Glas verzichtete sie und setzte die Flasche an.
Ein großer Schluck Gin gluckerte in ihre Kehle. Sie trank, setzte die Flasche wieder ab und stellte sie weg. Das Zeug brannte nicht nur in der Kehle, sie spürte es auch im Magen.
Sarah blies die Luft aus. Dann schüttelte sie den Kopf, als wollte sie den schrecklichen Anblick im Flur verdrängen. Aber es war keine Einbildung. Es gab den Toten, und den hatte ihr jemand tatsächlich wie ein makabres Geschenk vor die Tür gestellt.
Es fiel ihr nicht leicht, das zu akzeptieren. Aber es war nun mal so, und sie ging davon aus, dass sie persönlich damit nichts zu tun hatte; schließlich war ihr der Mann völlig unbekannt.
Wenn nicht sie, dann kam nur Jane Collins in Frage. Und Sarah konnte sich gut vorstellen, dass die Ankunft des Toten etwas mit Janes Abwesenheit zu tun hatte. Wenn sie daran dachte, musste sie davon ausgehen, dass der Fall doch nicht so leicht war wie die Detektivin angedeutet hatte. Sarah konnte sich vorstellen, dass Jane ihr irgendetwas erzählt hatte, nur nicht die Wahrheit.
Der Tote lag jetzt in ihrer Wohnung. Aber ihr Haus war keine Leichenhalle. Sie konnte den Toten nicht im Flur liegen lassen.
Es musste etwas unternommen werden.
Sarah Goldwyn hatte sich wieder so weit
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