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125 - Im Netz der Todesspinnen

125 - Im Netz der Todesspinnen

Titel: 125 - Im Netz der Todesspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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leise.
    Cocos Augen weiteten sich. Sie wußte, was das bedeutete. Sollten wir jetzt angegriffen werden, dann waren wir hilflos.
    „Du mußt mit einem der anderen Kontakt aufnehmen, Dorian", flüsterte sie.
    Das war eine Möglichkeit, an die ich auch schon gedacht hatte.
    Rosemarie Wagner war ein kleines Mädchen. Ihre Hilfe wollte ich nur im äußersten Notfall in Anspruch nehmen. Dunja Dimitrow war etwa zwanzig Jahre alt. Vielleicht sollte ich es mit ihr versuchen? Doch schließlich entschied ich mich für Alain Leclet.
    Ich rief mir Alain Leclets Gesicht in Erinnerung. Sein Äußeres war nicht sehr einnehmend gewesen. In dem roten, aufgedunsenen Gesicht waren zwei dunkle, unfreundlich dreinblickende Augen eingebettet gewesen. Er hatte eine Geiernase, fleischige Lippen und eine Glatze gehabt.
    Alain Leclet, dachte ich. Alain Leclet!
    Die unheimliche Kraft, die vom Ys-Spiegel ausging, sprang auf mich über. Der Spiegel wurde immer leichter.
    „Alain Leclet", flüsterte ich fast unhörbar. „Hörst du mich, Alain Leclet?"

    Wenn man es recht bedachte, gab es eigentlich keinen Menschen, der Alain Leclet mochte - oder auch nur etwas Gutes über ihn sagen konnte. Aber um die Meinung seiner Mitmenschen hatte sich der fünfundvierzigjährige Nachtclubbesitzer noch nie viel gekümmert.
    Irgendwann war er aufgewacht und hatte geglaubt, eine Stimme gehört zu haben. Aber sicherlich hatte er sich getäuscht.
    Schnaufend setzte er sich im Bett auf, seufzte tief und schlug die Bettdecke zur Seite. Ein paar Sekunden lang blieb er auf der Bettkante sitzen.
    „Verdammt seltsamer Traum!" sagte er halblaut und legte die Stirn in Falten.
    Die Stimme im Traum hatte ihm gesagt, daß sie sich vielleicht wieder melden würde; und dann mußte er ihr gehorchen.
    Leclet wischte den Alptraum mit einer Handbewegung fort und überlegte, ob er noch einmal ins Bett kriechen sollte. Er hatte nichts Dringendes vor. Eine weitere Stunde Schlaf würde ihm nur guttun. Doch das Knurren seines Magens trieb ihn schließlich hoch.
    Er stemmte seine Massen in die Höhe, watschelte wie eine Ente in die Küche, öffnete den Kühlschrank, ging fauchend wie eine Dampflokomotive in die Knie, kniff die Schweinsäuglein zusammen und grunzte zufrieden wie ein Schwein, als er ein kaltes Hähnchen und ein großes Stück Braten entdeckte.
    Leclet setzte sich an den Küchentisch, riß dem Hähnchen ein Bein aus und begann gierig daran herumzuknabbern. Dann brach er ein Stück Brot ab, stopfte es sich in den Mund und schmatzte geräuschvoll.
    Leclet war ein Mann des Volkes. Böse Zungen behaupteten, daß sein Vater Straßenkehrer gewesen war, und seine Mutter sollte der ehrenwerten Tätigkeit einer Aufwartefrau in einer öffentlichen Toilette nachgegangen sein. Zufälligerweise hatten die bösen Zungen in diesem Fall sogar recht. Alain Leclet war das achte von insgesamt zwölf Kindern gewesen. Seine Eltern hatten sich wenig - um nicht zu sagen überhaupt nicht - um seine Erziehung gekümmert. Groß geworden waren er und seine Geschwister in düsteren Hinterhöfen. Essen hatte es nur wenig gegeben. Alain war gezwungen gewesen, zu stehlen, um satt zu werden, und er hatte es auf diesem Gebiet zu einer beachtenswerten Meisterschaft gebracht. Nach dem Krieg - da war er gerade vierzehn gewesen - hatte er den Grundstein zu seinem Reichtum gelegt. Er hatte seine Finger in allen möglichen üblen Geschäften gehabt. Geld hatte er jetzt also genug und es nicht mehr nötig, sich mit zwielichtigen Geschäften abzugeben. Vor drei Jahren hatte er sich einen alten Herzenswunsch erfüllt, ein heruntergekommenes Cabaret gekauft, es renoviert und mit einem neuen Namen versehen. Da er nach dem Krieg vor allem mit Hilfe der Amerikaner gute Geschäfte getätigt hatte, nannte er sein Lokal „The golden gate". Das Lokal warf nur einen kleinen Gewinn ab, doch das störte ihn nicht; er genoß es einfach, Besitzer eines Nachtclubs zu sein.
    Er schmatzte geräuschvoll und schaufelte sich mit beiden Händen abwechselnd Bratenstücke, Brotbrocken und Hühnerteile in den Mund. Sein Gesicht und die Hände waren fettig, doch das störte ihn nicht. Er liebte es, zu Hause zu essen; da konnte er sich gehenlassen. Wenn Alain Leclet etwas haßte, dann waren es Lokale, in denen man geziert essen mußte. Davon hielt er nichts. Ein einfaches Bistro war ihm da schon lieber.
    Die abgenagten Hühnerknochen lagen wild verstreut auf dem Tisch herum. Arlette Lequeux, seine Aufwartefrau, würde den Sauhaufen

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