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1251 - Die Heilige und die Hure

1251 - Die Heilige und die Hure

Titel: 1251 - Die Heilige und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber so laut, dass sie meine Worte hören konnte. »Dieses Kreuz wird dich voll und ganz in seinen Bann schlagen. Für dich wird es nur das Kreuz geben und sonst nichts anderes. Und du hörst meine Stimme. Sie ist in dir, sie gehört zu dir, und du wirst genau das tun, was die Stimme befiehlt.«
    »Ja, das werde ich.«
    »Wunderbar, Julie. Wenn ich dir sage, schlage die Augen auf, dann schlägst du sie auf. Solange ich es nicht sage, wirst du sie geschlossen halten und dich nur an das Kreuz erinnern, das du jetzt noch siehst. Siehst du es, Julie?«
    »Ich sehe es.«
    »Gut. Dann schließe jetzt deine Augen.«
    Er war der erste Befehl, den Julie von mir bekommen hatte, und ich war gespannt, ob mein Einfluss groß genug war.
    Ja, sie schloss die Augen!
    Ich hatte sie überzeugt, wobei ich nicht so vermessen war, das nur mir zuzurechnen, denn wichtiger war das Kreuz. Es hatte Julie in seinen Bann geschlagen. Ich ließ es weiterhin pendeln, beobachtete dabei Julies Gesicht und stellte fest, dass sich die innerliche Aufgewühltheit nicht äußerlich zeigte.
    Sie war ruhig und entspannt, als wäre sie in einen sehr tiefen und erholsamen Schlaf gefallen.
    Ich ließ das Kreuz allmählich auspendeln. Nach der letzten Bewegung steckte ich es wieder weg. Es war nicht mehr nötig, denn jetzt musste Julie Ritter einfach auf meine Stimme hören.
    »Kannst du mich verstehen, Julie?«
    »Ja, ich höre dich!«
    »Wunderbar. Dann spreche ich auch nicht zu leise?«
    »Nein, das ist laut genug.«
    »Und wie fühlst du dich jetzt? Was ist mit dir? Wo bist du? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein, aber ich fühle mich gut. Ich bin so geborgen. Ich bin ganz woanders, ich treibe, aber es ist nichts da, was mich stört.«
    »Träumst du?«
    »Nein.« Sie lächelte plötzlich. »Ich träume nicht. Aber ich bin in einem großen dunklen Fluss. Er treibt mich zurück, weit zurück…«
    »Kannst du mir sagen, wohin er dich treibt?«
    »Nein, das kann ich nicht. Es ist noch alles dunkel.«
    »Du siehst dich auch nicht selbst - oder?«
    »Ich kann gar nichts sehen.«
    »Gut, Julie, dann hoffe ich aber, dass du dich an etwas erinnern kannst. Ja?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Ich frage dich jetzt, ob es in deiner Vergangenheit etwas gibt, das sehr wichtig für dich gewesen ist und dich dein Leben lang geprägt hat. Bitte, Julie, erinnere dich. Du musst es tun. Es ist so wichtig für uns beide.«
    »Was willst du denn wissen?«
    »Mehr über dich. Mehr über die Vergangenheit, über eine Vergangenheit, die tief in dir verborgen liegt. In der du nicht mehr du bist, sondern eine andere Person. Das ist wichtig, denn diese Person hat bestimmt etwas erlebt. Sie hat geschaut, sie hat gesehen, und sie hat erkennen können, Julie…«
    »Ich bin so allein…«
    »Noch bist du allein. Wenn die Erinnerungen kommen, dann bist du es nicht. Ich werde dir jetzt einen Namen sagen, Julie, und du musst sehr genau zuhören.«
    »Ja, gern.«
    »Es ist ein wunderbarer Name, der bei vielen Menschen einen besonderen Klang hat. Es ist der Name einer Frau. Maria Magdalena. Hast du ihn verstanden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Kennst du diese Frau?«
    Stille. Ihre Lippen waren verschlossen. Und das blieb auch in den nächsten Sekunden so, denn sie sagte einfach nichts. Ich störte sie nicht und beobachtete ihr Gesicht. Oft ist daran abzulesen, was ein Mensch fühlt. Ich hoffte, dass es auch hier so sein würde.
    Sie sagte nichts. Aber sie zeigte sich auch nicht mehr so entspannt. Nicht nur die Mundwinkel zuckten, auch um ihre Augen herum bewegte sich die Haut. Die Lider begannen zu flattern. Für mich ein Zeichen von Nervosität. Mit meiner letzten Frage hatte ich etwas in ihr aufgewühlt. Da ich noch keine Antwort erhalten hatte, wiederholte ich sie.
    »Kennst du die Frau?«
    »Maria Magdalena?«
    »Genau sie.«
    Wieder war ich enttäuscht, weil sie mir noch keine Antwort gab. Das änderte sich, als sie leise und flüsternd sagte.
    »Ich kenne sie. Ich habe etwas gehört. Da ist was tief in meinem Innern, John.«
    »Gut, das wollte ich. Wenn du sie kennst, Julie, hast du dann auch Angst vor ihr?«
    »Nein, nein, warum sollte ich das? Sie hat mir ja nichts getan. Sie ist nicht böse. Sie mag mich, glaube ich. Ja, ich denke schon, dass sie mich mag.«
    »Sehr schön. Hast du schon mal mit ihr gesprochen? Habt ihr euch getroffen? Kannst du dich wieder an sie erinnern?«
    »Nein, ich sehe sie nicht.«
    »Aber du kennst sie?«
    »Ja.«
    »Und du kommst ihr auch näher, Julie,

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