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1251 - Die Heilige und die Hure

1251 - Die Heilige und die Hure

Titel: 1251 - Die Heilige und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hörte ich noch, aber Worte drangen nicht mehr aus ihrem Mund.
    Sekunden vergingen. Ich überlegte, ob ich es noch mal versuchen sollte, nein, das hatte keinen Sinn.
    Sie würde mir nichts mehr sagen können. Vielleicht kehrte die Erinnerung ja zurück, aber nicht hier, sondern woanders.
    Ich wollte Julie aus ihrem Zustand befreien und ließ wieder das Kreuz über ihrem Gesicht pendeln.
    »Hörst du mich, Julie?«
    »Ja.«
    »Kennst du noch meinen Namen?«
    »Du bist John Sinclair.«
    »Ja, das ist gut. Und erinnerst du dich auch an mein wunderschönes Kreuz?«
    »Wie kann ich es vergessen?«
    »Dann öffne bitte die Augen, und du wirst das erkennen, an das du dich erinnerst.«
    Ich blickte ihr direkt ins Gesicht. An den Augen tat sich etwas. Zwar waren sie noch geschlossen, doch das Zucken verriet mir, dass dieser Zustand bald vorbei sein würde.
    Plötzlich waren die Augen offen. Sie zwinkerte noch und wirkte wie eine Frau, die aus einem langen und tiefen Schlaf erwacht war und sich zunächst in der Wirklichkeit zurechtfinden musste.
    Dann sah sie das Kreuz - und lächelte!
    »Es ist noch da?« fragte sie leise.
    »Ja, warum sollte es verschwunden sein?«
    »Ich freue mich darüber. Es ist wirklich wunderbar, John. Ich liebe es.«
    Sie verfolgte es mit ihren Augen und sah, dass ich es mir wieder um den Hals hängte. Für sie war es nicht mehr zu sehen. Ich merkte nur den Druck an meiner Brust.
    Julie Ritter rieb ihre Augen. Sie stellte den Sessel wieder in die normale Position. Der Kaffee war längst kalt geworden, aber sie griff trotzdem zur Tasse und trank sie mit kleinen Schlucken leer.
    Dabei schaute sie nach vorn, ohne jedoch etwas wahrzunehmen, weil sie mit ihren Gedanken beschäftigt war. Ich brauchte sie nicht zu fragen, um zu wissen, dass sie sich um das Erlebte drehten.
    Ein wenig scheu schaute sie sich um. Strich über ihr Haar und fragte mich: »Du hast es tatsächlich geschafft und mich hypnotisiert, nicht wahr?«
    Ich wiegelte ab. »Nun ja, ich habe dich zurückgeführt.«
    »Wohin?«
    »Du erinnerst dich nicht mehr?«
    Ihr Blick wurde verschwommen. »Doch ja, ich erinnere mich. Ich erinnere mich zwar nicht genau, aber es ist mir nicht so fremd, wie du vielleicht meinst. Da ist etwas gewesen…«
    »Weißt du denn noch, wer du einmal gewesen bist? Oder wer in dir wieder geboren wurde?«
    Sie dachte scharf nach. Eine Falte bildete sich auf der Stirn. Dann hob sie die Schultern an. »Das ist so schwer«, gab sie zu. »Ich habe das Gefühl gehabt, von einer anderen Person begleitet worden zu sein. Von Maria Magdalena. Ja, das ist mir klar.«
    »Sehr gut«, lobte ich sie. Inzwischen hatte ich mich wieder hingesetzt. »Und dann hast du sogar einen Kontakt mit ihr bekommen.«
    »Ich?«
    »Du hast sie mir beschrieben.«
    Sie überlegte und wiederholte dann in etwa die Beschreibung. Schön, dunkelhaarig. So hatte sie Maria Magdalena beschrieben.
    Als ich den Namen aussprach, zuckte sie leicht zusammen. Das Wort war so etwas wie eine Initialzündung für sie gewesen, und jetzt kehrte auch die Erinnerung wieder zurück.
    »Ein Gesicht, Haare, alles verschwommen«, murmelte sie. »Ich konnte nicht sehen, wo sie sich aufgehalten hat. Das ist alles wirklich so anders und fremd gewesen, aber es hat sie gegeben.«
    »Und das ist schon mal wunderbar.«
    »Meinst du?«
    »Ja, glaube es mir. Die Frau, die du gesehen hast, ist Maria Magdalena gewesen, und nur dir ist das möglich gewesen. Kannst du überhaupt erfassen, was das bedeutet?«
    Julie musste erst noch überlegen. »Dass es den Tatsachen entspricht und ich mir nichts eingebildet habe?«
    »So muss man es sehen.«
    »Du bist verrückt!«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    Sie sprang auf. Sie musste einfach auf und ab gehen. Dabei flüsterte sie.
    »Ich war im Dunkeln, John, tief im Dunkeln, aber ich habe das Bild erkannt. Geisterhaft und verschwommen, doch ich konnte erkennen, dass es eine Frau gewesen ist. Eine sehr schöne Frau. Sie war so nah und trotzdem so weit weg. Ganz weit…«
    »Das ist schade. Ich hätte gern mehr gewusst. Auch über ihren Tod.«
    Julie zuckte zusammen wie unter dem berühmten Schlag mit der Peitsche. Sie stöhnte auf, sie schüttelte den Kopf und presste dann beide Hände gegen die Wangen. In dieser Haltung schaute sie mich starr an. »Das ist alles zu hoch für mich. Viel zu hoch, und ich wünschte, es wäre anders. Dann ginge es mir besser.«
    »Du bist eben jemand, der schon etwas weiß, Julie.«
    Ihre Hände sanken wieder nach

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