1261 - Devolution
wunderte sich nicht darüber, daß Llyn'Vough Stalker für einen viel schlimmeren Intriganten hielt, als Ronald Tekener es tat. Aber das mochte dem Wunschdenken eines V'Aupertir aus dem Zeitalter der Zweiten Stille entspringen.
„Keine Bange, ich weiß, wovon ich rede", sagte Llyn'Vough und startete das Diskusschiff. „Glaube nicht, daß du einen degenerierten, stumpfsinnigen Idioten vor dir hast. Und wenn mich die Devolution noch einige Evolutionsstufen zurückwirft, werde ich dir und deinesgleichen immer noch haushoch überlegen sein."
„Wie kann man das Ticken der Sextadim-Impulse nur ertragen", sagte Rhodan.
„Ich werde sie rechtzeitig abschalten, das ist sicher", behauptete Llyn'Vough. Aber so sicher war er sich innerlich gar nicht. In dieser Beziehung konnte er Rhodan nicht täuschen. Sie waren zwei Bewußtseine in einem Gehirn.
„Wünsch dir nur nicht zu sehr, daß ich keinen Erfolg habe", mahnte Llyn'Vough. „Denn mein Ende bedeutet auch deinen Untergang. Schaffe ich es dagegen, die Devolution zu stoppen, dann werde ich dich Stalker gleichstellen. Warum soll ich nicht zwei Lenkungselemente beschäftigen?"
Rhodan machte eine interessante Entdeckung. Immer wenn der V'Aupertir über seine Zeit als Herr der Elemente sprach, so waren die damit verbundenen Gedankenbilder verschwommen. Die Bilder waren so undeutlich, daß sich Rhodan durch sie keine Vorstellungen von der Negasphäre und dem Zusammenwirken der Elemente des Dekalogs machen konnte. Seine eigenen Erfahrungen gaben darüber viel besser Auskunft.
Die Erinnerung an das Zeitalter der Zweiten Stille war in dem V'Aupertir dagegen viel lebendiger. Es war so, als wären diese Erinnerungen an die Oberfläche gekommen, während die Geschehnisse aus jüngerer Zeit wie ein entschwindender Traum in die Tiefe des Unterbewußten sanken.
Llyn'Vough wußte sehr wohl, daß er die Macht eines Chaotarchen besessen hatte. Aber die Vorstellungen davon waren reichlich nebulos.
Wie klar waren dagegen die Erinnerungen an den Flug mit der ARCHE durch das Universum. Rhodan sah das gigantische Generationenschiff plastisch vor sich.
Was für ein imposantes Gebilde. Rhodan hatte noch kein eindrucksvolleres gesehen, das als Produkt irgendeiner Technik zu bezeichnen gewesen wäre. Wie unscheinbar nahm sich die BASIS dagegen aus, plump und unförmig geradezu. Selbst die Schiffe der Mächtigen, die von der Kosmischen Hanse in Basare umfunktioniert worden waren, die MASCHINEN des Dekalogs, die gigantische Objekte Parsfon und Klongheim der Robotdynastien der Schatt-Armarong und auch der sonnensystemgroße Loolandre konnten sich nicht mit der ARCHE messen. Sie war mehr als nur ein Raumschiff, die ARCHE war fast schon ein Universum für sich. Dies natürlich nicht aufgrund ihrer Größe - was besagte auch schon Volumen und Masse über den Wert eines Objekts -, sondern vielmehr wegen des perfekten und in sich geschlossenen Aufbaus. Die ARCHE war ein eigener Kosmos und konnte selbst im Nichts die Ewigkeit überdauern.
Die ARCHE war der Lebensraum einer potentiellen Superintelligenz...
*
Die ARCHE ist ein zu großes und zu kompliziertes Gebilde geworden, und es bringt kaum mehr zu lösende Probleme mit sich, sie durch den Sternendschungel zu manövrieren.
Diesbezüglich hatten jene V'Aupertir, die gegen eine Vergeistigung waren und für die Vervollkommnung des körperlichen Seins plädierten, schon recht. Aber das war noch lange kein Grund, die ARCHE zu demontieren und aufzuteilen - „Entrümpeln", wie es die Körperlichen nannten. Das wäre ein Rückschritt gewesen. Die V'Aupertir aber streben vorwärts, und sie wollen rasch weiterkommen. Es kann ihnen nicht rasch genug gehen.
Die „Geistigen", die sich längst schon von den Körperlichen getrennt haben, fanden eine Lösung. Sie haben die ARCHE in den Bereich jenseits der äußersten Galaxis gesteuert, und nun treibt sie in der Unendlichen Leere, durch die Randbezirke des sternbefeuerten Universums.
Llyn'Vough und die anderen sind sicher, daß es ihnen hier in dieser Stille und Leere wie vor dem Urknall gelingen wird, die nächsthöhere Entwicklungsstufe zu erklimmen. Sie sind den richtigen Weg gegangen. Der Tag, an dem sie alle ihre Bewußtseine zu einem Kollektiv vereinen werden, kann nicht mehr fern sein. Die Bestrebungen in dieser Richtung zeigen schöne Erfolge, und sie werden mit aller Kraft vorangetrieben.
Freilich, vorerst gilt es einmal, die endgültige Vergeistigung zu schaffen, sich von den auf die
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