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1262 - Die Sauger

1262 - Die Sauger

Titel: 1262 - Die Sauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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renovieren müssen, sondern auch innen. Die Zimmer waren oft Massenlager, aber das kannte man ja, denn es war viel über das englische Gesundheitssystem geschrieben und diskutiert worden, aber geändert hatte sich kaum etwas.
    »Willst du nicht, Kind?«
    »Doch.« Tina hatte sich plötzlich entschlossen. »Ja, ich werde mit Ihnen reden.« Sie, zog die Nase hoch, wischte noch einmal über ihre Augen und fing an.
    Zuerst sprach sie nur stockend, dann aber brach es aus ihr hervor. Sie konnte den Redefluss nicht mehr stoppen. Sie musste es sagen, sie musste ihren gesamten Frust loswerden, und die alte Frau war eine gute Zuhörerin, die sie nicht einmal unterbrach.
    Letztendlich war Tina auch froh, so sprechen zu können, denn sie fühlte sich irgendwie erleichtert.
    Sie merkte kaum, dass sie ihren Bericht beendet hatte. Erst als die Kranke fragte, ob das alles gewesen wäre, da nickte sie.
    »Ja, mein Kind, das ist wirklich ein Ding.«
    »Ich weiß. Glauben Sie mir?«
    Der Kopf auf dem Kissen bewegte sich. Er wurde leicht angehoben, damit die Frau Tina besser anschauen konnte. »Das Leben hält oft die merkwürdigsten Dinge für uns Menschen bereit. Das habe ich jetzt von dir erfahren, und ich muss dir sagen, dass ich dir glaube. Ja, ich denke schon, dass du alles so erlebt hast. Du hast dir die Wunden bestimmt nicht selbst beigebracht.«
    »Das auf keinen Fall.«
    »Eben, Kind.«
    »Aber dieses Monster. Es kann so was nicht geben. Das gibt es in keinem Zoo. Das ist einfach grauenhaft, wenn Sie verstehen. Damit kann man als Mensch nicht zurechtkommen. Ich habe immer normal gedacht. Ich bin Realistin gewesen, und dann passiert so etwas.«
    »Hast du dir keine Gedanken darüber gemacht, wer dieses Wesen sein könnte?«
    »Nein.«
    »Aber es griff dich an und wollte dein Blut. Oder auch das Blut der anderen Personen.«
    »Ja, so ist es gewesen.«
    »Dann kann es sich nur um einen Vampir handeln. Ja, ein Vampir. Glaube einer alten Frau.«
    Tina schwieg. Daran hatte sie selbst schon gedacht, aber sie wollte sich nicht damit abfinden. Etwas bohrte sich in ihren Kopf hinein wie zwei Schrauben. Sie kam sich plötzlich vor wie in einem Film, denn Vampire gab es ja nur im Film oder im Roman.
    »Nein«, sagte sie.
    »Warum denkst du so?«
    »Ich habe Ihnen das Monster doch beschrieben. Das sah ganz anders aus als ein Vampir.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, das bin ich.«
    Die Alte lachte und musste dabei husten. Erst als sie sich beruhigt hatte, sprach sie weiter. »Die Welt ist so vielschichtig und verschieden, das habe ich in meiner langen Zeit gelernt. Da solltest auch du anders denken. Warum muss ein Vampir immer so aussehen wie ihn sich die Menschen vorstellen? Kannst du mir das sagen?«
    »Kann ich nicht.«
    »Genau das ist es. Man muss auch umdenken. Ein Vampir ist nicht unbedingt Dracula, wenn du verstehst, was ich meine. Der kann ein Tier sein, eine Bestie, die aussieht wie ein Wolf oder eben wie dein Monster, das du mir so plastisch beschrieben hast. Da kann ich mir schon vorstellen, dass deine Welt in eine gewisse Unordnung geraten ist, aber davon solltest du dich nicht verrückt machen lassen.«
    »Ha, Sie haben gut reden.«
    »Klar, das weiß ich. Aber ich habe auch meine Lebenserfahrung und rate dir, dich auf dein Menschsein zu besinnen.«
    Tina Steene hatte die Antwort gehört, aber damit konnte sie nichts anfangen. »Menschsein?«, wiederholte sie leise.
    »So habe ich es gemeint. Das Menschsein ist sehr wichtig. Du musst wissen, dass der Mensch schließlich das höchste Geschöpf von allen ist. Er braucht sich nicht zu verstecken. Erst recht nicht vor Wesen, die unter ihm stehen. Wie steht es noch in der Bibel? Gott hat ihn nach seinem Ebenbild erschaffen. Das darfst du nicht vergessen. Ich habe es auch nicht getan und immer auf ihn vertraut. Damit bin ich sehr gut gefahren, meine Liebe, auch wenn mein Leben sich allmählich dem Ende zuneigt. Aber in meinen über achtzig Jahren habe ich nie aufgegeben, zu kämpfen. Ich habe mich stets den Problemen gestellt und bin dabei sehr gut gefahren, das kannst du mir glauben.«
    »Ja, das kann ich mir denken. Aber Sie sind auch nie von einer Bestie verfolgt worden.«
    »Nein, das nicht. Die Erfahrung allerdings lehrte mich, dass Menschen oft schlimmer sein können als Bestien.« Sie hustete wieder und griff mit zittriger Hand dorthin, wo die Flasche mit dem Wasser stand. Tina sah es, stand auf, ging zu der Frau und schüttete aus der Flasche Wasser in das Glas, das sie ihr

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