1262 - Die Sauger
kannte, hatte er sich auf die Suche gemacht.
Aber ich fragte mich gleichzeitig, warum er nicht in den Bau gekommen war, in dem auch ich herumgeschlichen war.
Jamiel sah mir an, dass ich nachdachte. Er fragte mich: »Was bereitet dir Probleme?«
Ich erklärte es ihm.
»Und?«
»Er muss hier irgendwo sein.«
»Dann wird er sich schon melden.«
»Falls er es kann.«
Ich griff schon nach dem Handy, um Suko anzurufen, als etwas ganz anderes passierte. Die Stille auf dem Grundstück wurde durch ein Geräusch durchbrochen, das ich kannte.
Es war der Knall eines Pistolenschusses, und er hatte sich angehört, als wäre er nicht im Freien abgegeben worden…
***
Justine Cavallo hatte genau das Richtige gesagt, das zu ihr passte. Für sie würde es ein Festmahl werden, wenn sie das Blut der beiden Geisterjäger trank. Damit würde dann für sie ein Traum in Erfüllung gehen.
»Noch hast du es nicht geschafft!«, rief Suko ihr zu. »Und auch die Engel haben es geschafft. Zwar leben einige von ihnen nicht mehr, doch an euer Ziel seid ihr auch nicht herangekommen. Du hast es nicht geschafft, trotz der Sauger.«
»Wir haben keine Eile. Es lebt noch einer.«
»Und was holt ihr euch genau? Warum wollt ihr sein Blut trinken, wo Engel doch kein Blut haben? Sie sind feinstoffliche Gestalten, wie ich weiß…«
»Nicht immer.«
»Ja, das stimmt.« Suko wollte die Cavallo so lange wie möglich ablenken und hinhalten, denn tief in seinem Hinterkopf dachte er an seinen Freund John.
»Wir brauchen mehr. Unsere Welt ist zu klein. Diese hier reicht uns auch nicht. Wir werden uns ausdehnen. Wir werden auch andere Sphären beherrschen und haben es geschafft, die unsichtbaren Grenzen zu überwinden.«
»Die Engel werden euch irgendwann Grenzen setzen, das kann ich euch versprechen. Ihr werdet in deren Licht verbrennen wie Papier im Feuer. Sie sind immer stärker, das haben sie oft genug gezeigt. Es wird Grenzen für euch geben. Einen kleinen Erfolg habt ihr errungen, aber die große Welt des Lichts wird euch verschlossen bleiben. Alles andere liefe gegen jede Gesetze. Es war ein Versuch, mehr aber auch nicht. Ihr könnt die Bestien ins Licht schicken, mir wäre das angenehm, dann hätte ich weniger Arbeit. So aber werde ich sie hier vernichten, das schwöre ich euch.«
»Du nicht mehr, Chinese. Es ist noch einer übrig, und den werden wir uns holen. Wir werden ihn leer saugen und durch seine Kraft, die dann auf uns übergegangen ist, das Tor weiter aufstoßen. Unsere Vampirwelt wird sich ausdehnen, und wir haben die Sauger als Vortrupp losgeschickt.«
Ganz Unrecht hatte sie leider nicht, das musste Suko schon zugeben: Einer würde ihnen auch reichen. Sein Blut war nicht mit dem eines Menschen zu vergleichen. Suko wusste auch nicht, ob man es als Blut ansehen konnte. Es sah nicht so aus wie das eines Menschen, aber es war eine Flüssigkeit, in der sich Informationen befanden, die von den Vampiren verwertet werden konnten.
Wenn sich dann Türen öffneten oder das Blut der Engel sie so veränderte, dass sie andere Welten in Beschlag nehmen und Widerstände aus dem Weg räumen konnten, war das verdammt gefährlich.
Suko wollte es auf keinen Fall soweit kommen lassen. Um das zu erreichen, musste er ein Hindernis aus dem Weg räumen, und darauf wartete die blonde Bestie.
Sie zeigte keine Furcht. Sie wusste, welche Waffen Suko trug. Im Kampf war sie ihm sogar überlegen, deshalb musste er trickreicher sein als Justine.
»Wie viele Sauger hast du mitgenommen?«
Sie fuhr mit einer Hand durch ihr Haar. »Warum interessiert dich das?«
»Weil ich mich dann darauf einstellen kann.«
»Davon träumst du nur. Du hast mich vergessen. Ich fürchte mich nicht vor deinen Waffen. Du weißt selbst, wie schnell ich bin, und ich werde dir zeigen, was es bedeutet, mich zu unterschätzen. Dein Blut wird mich aufrichten und…«
Suko fand, dass genug geredet war. Er wollte auch nicht nach John Sinclair fragen, sondern zog die Beretta hervor, die er dann mit beiden Händen hielt und auf Justine richtete.
Die Entfernung zwischen ihnen war für einen gezielten Pistolenschuss zu groß. Wenn er abdrückte, erwischte er höchstens ihren Körper, und da musste er schon Glück haben. Außerdem herrschte in der Halle schlechtes Büchsenlicht.
Justine nahm es zur Kenntnis, dass er die Waffe gezogen hatte. Sie zeigte keine Angst. Sie blieb in ihrer schon provozierend lässigen Haltung stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Bitte, du kannst
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