1262 - Die Sauger
Justine Cavallo. Du kannst nicht mit ihnen kommunizieren - oder?«
»Nein, das ist selbst für mich unmöglich. Ich kann auch nur mit dir sprechen, weil ich das Kreuz habe. Aber sie wollen stärker werden, sie brauchen Informationen, und die können sie nur über mein Blut gewinnen, in dem alles vorhanden ist.«
»Das verstehe ich. Aber es ist mir nicht begreiflich, wie sie an euch herangekommen sind.«
»Es gibt den Weg der Magie«, erklärte mir Jamiel. Genau diese Antwort hätte ich ihm auch geben können. Zwischen ihm und mir existierte schon eine Gedankenbrücke.
»Der trieb sie in eure Sphäre.«
»So ist es.«
»Und weiter?«
»Sie griffen an. Sie jagten uns. Drei von uns erwischten sie, aber wir konnten fliehen.«
»Warum gerade in die Welt der Menschen?«
»Weil wir kopflos waren. So etwas ist uns noch nie zuvor passiert. Wir haben den Überblick verloren. Wir waren einfach nur auf der Flucht und wollten weg.«
»Und dann habt ihr gemerkt, dass es jemanden gibt, der euch helfen kann - oder?«
»Das war ich. Wir haben uns getrennt. Ich spürte etwas von deiner Ausstrahlung. Die anderen sollten sich verstecken, aber es ist ihnen nicht gelungen. Nur ich überlebte.«
Das war wohl wahr. Ich dachte wieder an den Kampf gegen den Sauger in meiner Wohnung. Mit den entsprechenden Waffen war es relativ leicht, sie zu erledigen. Da reagierten sie wie die meisten normalen Vampire auch, abgesehen von Dracula II, in dessen Besitz sich der Blutstein befand, der ihn schützte.
»Was würde passieren, wenn sie euer Blut trinken?«
Nach meiner Frage drehte der Engel den Kopf. Ich wusste nicht, ob er erstaunt schauen konnte, aber der Glanz in seinen Augen kam mir beinahe so vor.
»Wir würden uns verwandeln.«
»Ja, das habe ich gesehen. Einer ist in die Kirche geflohen, aber er hatte keine Chance. Wir haben ihn aufgespießt gefunden, und wir entdeckten die Bissmale an seinem Hals. Als ich ihn mit dem Kreuz berührte, da schwärzte er ein. Er war bereits kein Engel mehr, aber man hat ihm den Hals nicht aufgerissen, wie bei dem anderen Engel oben auf dem Speicher.«
»Da kam es zum Kampf.«
»Okay, ich weiß Bescheid.«
Jamiel legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen sie suchen und finden!«, drängte er. »Und wenn wir es geschafft haben, dann müssen wir sie vernichten. Verstehst du das, John?«
»Ja, das ist mir klar.«
»Sie sind hier, John. Ich spüre es, ich weiß es. Und wenn ich kann, dann werde ich sie vernichten.«
Er zeigte mir, wie er das anstellen wollte, denn er hielt das Kreuz hoch.
»Das ist ja alles schön und gut«, erklärte ich, »aber wäre es nicht besser, wenn ihr eure Sphäre besser absichert, damit so etwas nicht mehr passieren kann?«
Es war eigentlich eine naive Frage, denn in dieser Welt kannte ich mich nicht aus, aber Jamiel nahm sie ernst. Vor der Antwort nickte er mir zu.
»Wir haben es bereits getan und uns zurückgezogen. Nur drei von uns haben es nicht geschafft. Die anderen aber sind in Sicherheit, das glaube ich fest.«
»Dann bin ich zufrieden.«
»Ich werde diese Welt hier auch verlassen, denn ich will nach Hause.«
»Wie E.T.!«
»Bitte?«
»Schon gut, vergiss es.« Ich deutete nach vorn. »Hier haben wir nichts mehr verloren. Sollte der eine oder andere noch in der Nähe sein, dann vermutlich nicht hier im Keller.«
Jamiel war einverstanden. Er ging vor. Ich schaute auf seinen Rücken und dachte über ihn nach.
Irgendwie tat er mir Leid. Er war ein Flüchtling und ein Ausgestoßener zugleich. Hätte er nicht das Kreuz, wäre er wahrscheinlich schon tot. Auch im Schacht steckend, hatte er es fest gehalten, und trotzdem waren die Sauger so nahe an ihn herangekommen, dass sie ihn berühren konnten.
Ich folgte ihm die Stufen der Treppe hoch. Im Flur des Baus blieb Jamiel wachsam stehen. Er schaute in die Höhe, aber wir konnten aufatmen. Es gab keinen weiteren Angreifer.
Ich trat als Erster ins Freie. Es war mehr Zufall, dass ich den Blick nach links warf und auch durch das Gitter des Maschendrahts schaute. Dort stand noch immer mein Rover, aber es hatte sich ein zweites Fahrzeug hinzugesellt.
Der dunkle BMW gehörte Suko. Und erst jetzt erinnerte ich mich wieder an ihn. Er war da, aber ich hatte ihn weder gesehen noch gehört. Auch als ich jetzt das Gelände überblickte, entdeckte ich keine Spur von ihm. Das war nicht weiter verwunderlich, denn es gab genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken. Das glaubte ich bei Suko nicht. Wie ich ihn
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