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1263 - Das Wissen der Toten

1263 - Das Wissen der Toten

Titel: 1263 - Das Wissen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gelegt, hielt ihn allerdings mit beiden Händen fest.
    Der Spiegel stand direkt vor ihr. Sie konnte praktisch nicht an ihm vorbeischauen, ohne den Kopf entweder in die eine oder auch in die andere Richtung zu bewegen. Zudem wollte Jane das nicht, denn sie konzentrierte sich einzig und allein auf die Spiegelfläche.
    Zu sehen war sie. Allerdings nicht so scharf wie es bei einem normalen Spiegel der Fall gewesen wäre. Sie sah sich etwas verschwommen und hatte das Gefühl, dass Teile ihres Oberkörpers von der Fläche verschluckt wurden.
    Die Fläche sah auch nicht glatt aus. Sie wirkte so, als bestünde sie aus Tälern und kleinen Hügeln, die auf den Untergrund gedampft worden waren. Man konnte sie auch als wellig bezeichnen.
    Alexa stellte sich rechts neben dem Stuhl auf. Auch sie blickte nach vorn und fragte Jane: »Nun, wie gefällt er dir?«
    Die Detektivin zuckte die Achseln. »Was soll ich dazu sagen? Ich meine, dass er etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber das wirst du nicht verstehen, nehme ich an.«
    »O doch, das verstehe ich schon. Fremde können seine Schönheit nicht erfassen. Für mich ist er nicht nur einfach ein Spiegel. Für mich ist er alles. Ein Stück meines Lebens. Ich liebe ihn.« Sie sprach wie eine Erwachsene, löste sich von ihrem Platz und ging auf den Spiegel zu, der sie von der Höhe her überragte.
    Sie stellte sich nicht vor ihm auf, sondern seitlich. Dann streckte sie ihren Arm aus und fuhr mit der Handfläche darüber hinweg. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und Jane entging auch nicht der Glanz in ihren Augen. Alexa hatte sie nicht angelogen. Dieser Spiegel bedeutete ihr wirklich eine Menge.
    »Es ist ein tolles Gefühl, über seine Fläche zu streichen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Das mag ich, das mag ich sehr.«
    »Warum denn?«
    »Weil das nicht nur ein Spiegel ist, Jane. Das ist etwas ganz Außergewöhnliches. Er ist ein Freund. Der einzige Freund, den ich habe. Der beste Freund überhaupt.«
    Jane hob die Schultern. »Mal eine andere Frage dazu. Ersetzt dieser Spiegel denn einen Menschen?«
    »Für mich schon.«
    Jane wunderte sich über die Antwort. »Du… du… stellst ihn wirklich mit einem Menschen auf die gleiche Stufe?«
    »Nein, höher.« Sie lachte auf. »Ja, er ist für mich höher, weil er nicht nur ein Spiegel ist, sondern alles, was man sich nur wünschen kann, Jane.«
    »Er kann aber keinen Menschen ersetzen«, sagte Jane.
    »0 doch, das kann er. Davon bin ich überzeugt. Man darf nicht nur auf die Fläche schauen, sondern muss sich mehr darum kümmern, was dahinter liegt. Und das ist doch auch für dich interessant. Oder etwa nicht?«
    Mit einem leicht lauernden Blick schaute sie die Detektivin an, die der Frage allerdings auswich.
    »Bitte, Alexa, verstehe mich nicht falsch, aber ich bin eigentlich nicht zu dir gekommen, um mit dir über einen Spiegel zu diskutieren. Ich hatte mir eigentlich eine andere Aufgabe vorgenommen.«
    »Ich weiß. Du willst mich über etwas Bestimmtes ausfragen. Aber der Spiegel ist trotzdem wichtig. Kannst du dir nicht vorstellen, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt?«
    »Nein.«
    »Dann musst du lernen, Jane. Ich gebe zu, dass meine Entwicklung ungewöhnlich ist. Ich habe Sprünge gemacht. Ich hätte das selbst nie gedacht, aber mein Wissen kann ich wunderbar einsetzen und habe damit viele überrascht.«
    »Und daran trug auch der Spiegel mit die Schuld?«, erkundigte sich Jane und legte genügend Skepsis in ihre Stimme, um Alexa noch stärker aus der Reserve zu locken.
    »Ja, das ist so. Aber es ist keine Schuld, Jane. Es ist etwas Wunderbares, für das man dankbar sein muss. Man kann es nicht erklären, weil es einfach einmalig ist. Ich bezeichne den Spiegel wirklich als ein Wunder.«
    Die Detektivin nickte und zeigte so ihr Verständnis. »Könnte ich auch von ihm lernen?«
    »Vielleicht.«
    »Die Antwort gefällt mir nicht.«
    »Du musst ihm vertrauen, und er muss dich annehmen. Das ist es.«
    Jane lächelte vor sich hin. »Sei mir nicht böse, Alexa, aber da komme ich nicht mit.«
    Sie drehte den Kopf und schaute von der Seite her den Spiegel direkt an. »Man kann in ihn hineinschauen, Jane. Das geht wunderbar, und dann öffnet er sich dem Betrachter.«
    »Mir nicht.«
    »Sag das nicht so einfach.«
    Die Detektivin deutete mit einer lockeren Handbewegung auf die Fläche. »Ich sehe recht wenig, wenn ich ehrlich sein soll. Eine für mich raue und auch unebene Fläche…«
    »Die die andere Wahrheit

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