1268 - Shao, der Zombie und wir
hast du mir das gesagt?«
»Weil ich anders denke, aber nicht anders reagieren kann«, erklärte sie. »Du hättest das deinen Freunden sagen sollen.«
»Dann wäre ich jetzt tot. Ich will nicht, dass du stirbst, Sinclair. Sie sind immer da, auch wenn du sie nicht siehst. Sie haben tausend Augen und Ohren. Du kannst ihnen nicht entgehen. Sie sind grausam und gefährlich. Sie setzen alles ein, um an ihr Ziel zu gelangen.«
»Auch die toten Mädchen?«
»Ja, auch die.«
»Abern sie brauchen nur Teile ihres Körpers. Das habe ich längst festgestellt. Warum ist das so? Warum werden sie getötet, und warum werden ihnen dann die Glieder abgenommen?«
»Denk nach, Sinclair, denk an den Erhabenen aus Jade. An den Schöpfergott…« Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber sie unterbrach sich selbst.
Dafür bekamen ihre Augen einen ganz anderen Ausdruck. Er war für mich die perfekte Warnung, und ich war sogar in der Lage, etwas aus ihnen herauszulesen.
Sie schaute an mir vorbei.
Plötzlich wusste ich Bescheid. Verdammt, ich hatte den Rücken einfach zu frei gehabt. Wer immer es wollte, hätte sich anschleichen können, und das war auch passiert.
Ich befand mich noch in der Drehung, als ich den Chinesen sah. Er hielt etwas mit beiden Händen fest und gegen seinen Mund gedrückt.
Ein Blasrohr!
Er blies, er zuckte dabei leicht zusammen, und genau das war noch meine Chance.
Blitzschnell tauchte ich ab!
***
Aldo San Eng war ein Kämpfer der allerersten Klasse. Dazu gehörte nicht nur, dass er perfekt mit der Waffe umgehen konnte, er war auch wahnsinnig schnell, und selbst der kampferprobte Suko hätte keine Chance gehabt, dem Hieb zu entgehen. Er wäre zumindest schwer verletzt worden.
Deshalb der Griff in die Tasche. Dort steckte der Stab, und eine kurze Berührung reichte aus.
»Topar!«
Der Ruf kam durch. Und die Magie des Buddha ließ Suko nicht im Stich. Es passierte genau das, was er sich gewünscht hatte.
Aldo San Eng blieb mitten im Sprung stehen. Er war erstarrt, und das genau für die Dauer von fünf Sekunden. Mit einem Bein berührte er noch den Boden, das andere schwebte in der Luft. Er hielt die Arme in die Höhe gerissen, und er hielt mit beiden Händen den Griff des Schwertes umklammert.
Suko sah auch dessen verzerrtes Gesicht. In ihm malte sich all der Hass ab, den er gegen Suko empfand. Einer wie er kannte kein Pardon mehr und war doch in die magische Zone eines weit Höheren hineingeraten.
Fünf Sekunden blieben Suko Zeit. In dieser Spanne musste er alles erledigt haben, und er sprang auf Aldo San Eng zu, um ihm die Waffe zu entreißen.
Der Mann hielt sie mit den Händen umklammert. Sie glichen Zwingen. Fünf Sekunden können schnell vorbei sein, und Suko setzte all seine Kraft ein, um die Fäuste aufzubrechen.
Er schaffte es.
Die schwere Waffe rutschte nach unten und wäre Suko fast auf die Füße gefallen, wenn er nicht mit einem schnellen Schritt nach hinten ausgewichen wäre.
So prallte sie auf den Boden. Suko nahm sie nicht an sich, dafür rammte er dem gelben Teufel die flache Hand gegen die Brust.
Aldo kippte zurück - und erwachte genau in diesem Augenblick, da die fünf Sekunden vorbei waren.
Er kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Er stolperte noch über sein Sitzkissen und landete am Boden. Er hatte sich auch nicht mehr abrollen oder abfedern können. Sein Fall sah grotesk aus, wie er beide Beine so komisch hoch in die Luft warf.
Suko ließ das Schwert liegen. Eine Pistole machte in diesen Momenten mehr Eindruck.
Er baute sich in der entsprechenden Entfernung auf und zielte schräg nach unten.
Aldo war noch immer durcheinander. Suko sah es seinem Blick an. Er wusste nicht so recht, wohin er schauen sollte, aber er sah, dass jemand mit einer Waffe auf ihn zielte.
»Steh auf und setz dich auf dein Kissen, Freund!«
Aldo tat nichts. Er flüsterte etwas.
Er schüttelte zugleich den Kopf. Dann sah er sein Schwert ganz woanders liegen und bekam in der gleichen Sekunde Froschaugen.
»Pech, mein Freund. Nicht immer sind die Gegner so leicht zu besiegen. Du solltest dir genau anschauen, mit wem du dich anlegst.«
Wieder bekam Suko keine Antwort. Dafür hörte er ein Stöhnen, das von schwerfälligen Bewegungen des Mannes begleitet wurde, als er ächzend auf die Knie kam.
Er kroch auf sein Sitzkissen zu, schielte dabei immer auf die Mündung und setzte sich hin.
»Am besten ist es, wenn du deine Arme anhebst und die Hände im Nacken verschränkst.«
San Eng zischte Suko
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