1272 - Der Geist des Zauberers
vorhanden waren, blieben wir an der Wand stehen. Ich hatte die Kette mit dem mattgolden schimmernden Templerkreuz mitgenommen und holte es jetzt aus meiner Jackentasche hervor. Dabei hielt ich es so, dass das Kreuz nach unten baumelte und ließ es auch pendeln. So konnte Adam es einfach nicht übersehen.
»Kennen Sie es?«
»Ja, es gehört Ngoma.«
»Und weiter?«
»Was soll ich denn sagen?«
»Hat er auf das Kreuz vertraut?«
»Er hat es immer getragen.«
»Es war wohl ein Talisman?«
»Ja.«
»Hat er denn mit Ihnen über das Kreuz gesprochen?«
Diesmal überlegte Adam, und es dauerte eine Weile, bis er seine Schultern hob. »So richtig gesprochen eigentlich nie. Er hat darauf vertraut. Es war sein Fetisch. Es sollte ihm immer Schutz geben.«
»Woher hat er es?« fragte Bill.
Adam drehte den Kopf nach rechts, um den Reporter anzuschauen. »Das kann ich nicht sagen.«
»Hat er nie darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Dann wissen Sie auch nicht, ob er es geschenkt bekommen oder gekauft hat?«
»Ja, das denke ich.« Er fuhr mit der rechten Handfläche über seinen glatt rasierten Schädel. »Ich weiß nur, dass er es von einer Reise mitgebracht hat.«
»Wohin führte ihn die Reise?«
Adam zuckte die Achseln. »Das hat er mir nicht gesagt. Er war auch nur kurz weg.«
»Wie lange?«
»Nicht mehr als zwei Tage.«
Ich mischte mich wieder in das Gespräch ein. »Wissen Sie denn, ob er per Flugzeug gereist ist?«
Adam räusperte sich. Er musste auch nachdenken und hob schließlich die Schultern. »Nein, das weiß ich auch nicht. Ich habe mich auch nicht darum gekümmert. Ngoma hat mich engagiert, um ihn zu schützen, und jetzt habe ich versagt.«
»Nun ja, das kann man nicht so sagen…«
»Doch, doch!« widersprach er mir. »Ngoma ist tot, und ich habe es nicht verhindern können.«
Es sah aus, als wollte er wieder in seine Trauer verfallen. Damit dies nicht passierte, sprach ich schnell weiter. »Uns hat er von seiner Tochter erzählt, die sich hier in London aufhält. Wissen Sie ebenfalls etwas davon?«
Plötzlich war seine Reaktion eine ganz andere. Seine Gesichtszüge weichten regelrecht auf, und in seine Augen trat ein gewisses Leuchten. »Naomi«, flüsterte er den Namen, »sie ist so schön, so wunderschön.«
Bill sprang sofort an. »Hatten Sie mal ein Verhältnis mit ihr?«
Der nächste Blick hätte ihn fast getötet, so scharf war er. »Was denken Sie? Nicht mit Naomi! Ich habe sie verehrt. Sie… sie… ist für mich eine Heilige.«
»Dann kennen Sie die Frau?«
»Ja.«
»War sie schon hier?«
»Nein.« Adam schüttelte den Kopf. »Ngoma wollte nicht, dass sie das hier sah. Eine Bar wie diese ist nichts für sie. Naomi lebte immer in einer anderen Welt, und das sollte auch so bleiben. Ihr Vater hat sie unterstützt und dafür gesorgt, dass es ihr gut geht.«
»Hat er sie nie getroffen?«, fragte ich leise.
»Nicht hier.«
»Aber gesehen haben sie sich schon?«
»Ja, ich glaube. Er war auch erleichtert. Keiner sollte wissen, dass er eine Tochter hat. Er wollte sie nicht zeigen, und ich war ein paar Mal das Verbindungsglied.«
»Wissen Sie eigentlich, wer die Mutter ist? Hat Ngoma darüber mal mit Ihnen gesprochen?«
Adam schüttelte den Kopf. »Nein, das hat er nicht.«
»Gab es einen Kontakt zwischen den beiden?«
»Er hat nie über Naomis Mutter gesprochen.«
»Danke«, sagte ich. »Dann werden wir uns anders verhalten. Wir müssen mit ihr reden. Wir wissen auch, wo sie wohnt. Noch vor seinem Tod hat Ngoma uns gebeten, dass wir uns um seine Tochter kümmern, weil er Angst um sie hat. Er befürchtet, dass ihr das Gleiche passieren könnte wie ihm. Das wollte er nicht riskieren.«
»Naomi und sterben?«, schrie Adam. »Nein, das kann nicht sein.«
»Ihr Chef hat es befürchtet.«
»Ich komme mit. Ich werde sie beschützen. Ich werde mein Leben für sie geben.«
»Beruhigen Sie sich«, sagte ich. »Für den Schutz werden Mr. Conolly und ich schon sorgen.«
Damit war Adam nicht einverstanden. Er ballte die Hände zu Fäusten. Hätte er mehr Platz in der Zelle gehabt, wäre er sicherlich auf- und abgelaufen, so aber trat er auf der Stelle und schüttelte den Kopf.
»Man kann sie nicht beschützen. Erst recht keine Fremden, und ihr seid Fremde.«
»Ja, das wissen wir«, sagte ich. »Aber Ngoma hat es trotzdem anders gemeint. Und deshalb werden wir sie im Hotel besuchen und ihr einige Fragen stellen.«
»Ich will mit!«
»Nein«, widersprach ich. »Es ist wirklich besser,
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