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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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ein Monster verwandeln oder plötzlich ein gefährliches Messer ziehen, um sie zu töten.
    Nichts dergleichen tat er.
    Er blieb ruhig. Er schaute Caro nur an, und als eine gewisse Zeit vergangen war, griff er in die linke Tasche seiner Jacke und holte dort ein Handy hervor.
    Caroline bekam große Augen. Sie konnte den Mann nur anstaunen, denn mit dieser Aktion hatte sie nicht gerechnet. Der Typ, hatte ein Handy hervorgeholt. Sie kannte diese Dinger. Ihre Großmutter besaß zwar keines, dafür aber die Mutter.
    »Du wirst anrufen!«
    Caro schrak zusammen, als sie die Stimme hörte. Sie hatte so künstlich geklungen, so rau. Das konnte an der Maske liegen, die ihr einen anderen Klang gab.
    Caro nickte.
    »Du wirst deine Großmutter anrufen und ihr sagen; dass es dir gut geht. Mehr nicht.«
    »Und dann?«
    »Nichts. Solltest du etwas anderes sagen, dann drehe ich dir deinen kleinen Hals um.«
    Die Drohung reichte aus, um Caro erschauern zu lassen. Zugleich jedoch baute sich in ihr ein Widerstandswille auf, der auch in einem Zusammenhang mit der offenen Tür stand.
    Der Clown kam auf sie zu und drückte ihr das flache Gerät in die Hand. Die Telefonnummer der Großmutter hatte er bereits gewählt. Caro hörte das Freizeichen, als sie das Handy gegen ihr Ohr hielt.
    Als sie dann die Stimme der Großmutter vernahm, hätte sie fast geschrieen oder geweint, aber sie riss sich zusammen, denn sie brauchte nur den Kopf kurz anzuheben, um den Clown zu sehen, der wie eine Säule vor ihr stand und sofort angreifen würde, wenn ihm etwas nicht passte.
    Caro sprach. Sie sagte Dinge, die sie sagen sollte, aber sie verriet nichts.
    Dass der Klang von Big Ben jetzt deutlicher zu hören war, bekam sie gar nicht mit, und irgendwann fasste die Hand des Clowns zu und nahm ihr das Handy weg.
    »Das reicht.«
    Caro sackte auf der Matratze zusammen. Sie fühlte sich nicht besser, auch wenn sie die Stimme ihrer Großmutter gehört hatte. Es war der Frau nicht gelungen, ihr Trost zu spenden. Caro schlug den Blick nieder. Sie legte die Hände flach auf ihre Oberschenkel. So viele Fragen hatte sie noch, doch es gelang ihr nicht, eine zu stellen. Es war alles so anders und fremd geworden. Sie steckte in einer Sackgasse, aus der sie nicht mehr hervorkam, aber es gab nur den einen Weg.
    Noch stand die Tür offen!
    Caro schaute möglichst unauffällig an dem Clown vorbei. Sie wollte sich auch keine großen Gedanken über ihn und über ihr Schicksal machen. Wenn es eine Chance gab, die Flucht zu ergreifen, dann musste das jetzt geschehen.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie.
    »Du kriegst bald was.«
    »Ich will auch was trinken.«
    »Es ist noch Wasser in der Flasche.«
    »Das mag ich nicht. Ich will Saft.«
    »Den kannst du dir malen, Kleine.«
    Das Mädchen gab nicht auf. »Und aufs Klo muss ich auch.«
    »Dein Problem.«
    Jetzt schaute sie hoch. Gerade die letzte Antwort hatte sie wütend gemacht. »Soll ich mir denn in die Hose machen? Ich bin kein. Baby mehr und auch kein Kleinkind. Ich bin doch hier in einem Haus. Da muss es doch ein Klo geben…«
    »Du bleibst hier im Keller.«
    »Und dann?«
    »Ich werde dir einen Eimer bringen.«
    Caroline war so überrascht, dass man es ihrem Gesicht ansah. Und mit diesem Ausdruck darin blickte sie nach oben, schaute ihren Bewacher an und sorgte dafür, dass er lachen musste. Jetzt kam er ihr schon mehr wie ein Clown vor.
    Caroline hörte das Lachen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass der Clown durch das eigene Lachen abgelenkt worden war, und sie dachte nicht mehr über das nach, was sie tat.
    Caroline wuchtete ihren Körper mit aller Macht nach vorn und rammte den Kopf wuchtig in den Unterleib des Mannes…
    ***
    Das Mädchen hatte alles auf eine Karte gesetzt. Wenn ihr die Flucht jetzt nicht gelang, dann nie mehr. Sie selbst spürte den harten Widerstand des Körpers, aber darauf achtete sie nicht, denn der andere hatte viel mehr mitbekommen.
    Er brüllte seinen Schrecken hinaus, er taumelte von den beiden Matratzen weg und presste beide Hände gegen die getroffene Stelle.
    Dabei torkelte er zurück, aber nicht direkt auf die Tür zu, denn die lag nach wie vor frei, und genau sie war das Ziel des Mädchens.
    Caro schnellte von den Matratzen hoch und jagte auf die Öffnung zu. Sie rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben, und es gab nichts, das sie noch stoppen konnte.
    Die Flüche des Clowns begleiteten sie auf ihrem Weg nach draußen, aber darum kümmerte sie sich nicht. Da ihr die Schuhe gut passten,
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