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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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stand, würde sich dieser Mensch wieder zurück in einen Werwolf verwandeln. Die uralte Regel galt noch immer.
    Wenn das so zutraf, dann würde das Kind wahrscheinlich dabei sein und als Zeugin diesen Vorgang erleben.
    Das wünschte ich ihm nicht. Ich hatte des Öfteren mit dabei sein müssen, und ich würde diese schrecklichen Qualen nicht vergessen, die nicht ich durchlitten hatte, sondern diejenige Person, die sich in ein Monster verwandelte.
    Für mich stand jetzt fest, dass wir Caroline Crane unter allen Umständen bis zum Einbruch der Dunkelheit finden mussten, bevor dieser Horror wieder begann.
    Ich hatte mir die Telefonnummer der Wendy Crane geben lassen. Die kleine Visitenkarte, auf der ihr Name schwungvoll geschrieben stand, steckte in meiner linken Hosentasche. Sie hatte zwei Berufe angegeben. Einmal war sie Moderatorin, zum anderen auch freie Produzentin, die ihre Sendung eben selbst produzierte. Es waren auch noch ihre E-Mail-Adresse abgedruckt und natürlich eine Fax-Nummer, das gehörte ja heute dazu.
    Mir fiel noch auf, dass die Nummer des Handys nicht abgedruckt worden war.
    Manche Menschen sind eben zu berühmt oder wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Ich hatte dafür Verständnis.
    »Sie können hier von meinem Apparat aus telefonieren, Mr. Sinclair, wenn Sie wollen.«
    »Danke, sehr gern.«
    Ich tippte die Nummer ein, und fast hatte ich es mir gedacht, denn Wendy meldete sich nicht. Stattdessen hörte ich die ölige Stimme eines Sekretärs.
    Trotzdem fragte ich: »Wer spricht dort?«
    »Manuel Bayonne. Sie sind verbunden mit dem Sekretariat von Wendy Crane und…«
    »Ja, das weiß ich inzwischen.«
    Ich hörte ihn kurz und hektisch atmen. Wusste der Teufel, wobei ich ihn gestört hatte. »Mein Name ist John Sinclair. Ich war gestern noch bei Ihrer Chefin…«
    »Wie heißen Sie, bitte?«
    Da ging mir fast der Hut hoch, obwohl ich keinen trug. Der Typ sollte doch nicht so blöd tun. Ich wiederholte meinen Namen mit wesentlich schärfer klingender Stimme, und plötzlich konnte er sich erinnern. Er entschuldigte sich sogar. »Bei uns herrscht immer ein wahnsinniger Trubel. Was nicht schriftlich festgehalten wird, das ist leicht vergessen.«
    »Macht nichts. Verbinden Sie mich bitte mit Wendy Crane.«
    »Oh, Mr. Sinclair.« Jetzt wurde seine Stimme noch öliger.
    »Das tut mir Leid.«
    »Warum?«
    »Sie ist nicht da.«
    Das war ärgerlich. Ich glaubte auch nicht, dass er mich anlog. Fragte aber: »Wo ist sie denn?«
    »Sie ist im Stress, Mr. Sinclair. Die Sendung muss vorbereitet werden. Sie glauben gar nicht, was da alles dazugehört.«
    »Kann ich mir denken. Deshalb geben Sie mir bitte die Nummer, unter der ich Wendy erreichen kann.«
    »Das geht nicht.«
    »Hat sie denn kein Handy?«
    »Doch, schon, aber Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen die Nummer gebe. Nein, auf keinen Fall. Ich bin gar nicht befugt dazu, Mr. Sinclair. Sie will es nicht, verstehen Sie?«
    Ich holte tief Luft, weil ich mich abregen wollte. Dann erklärte ich ihm, dass dies eine private Sache war, dass es um Caroline ging und nicht um irgendwelchen TV-Firlefanz.
    Der Ölige blieb hart.
    »Sie wissen, dass ich die Nummer herausfinden kann.«
    »Dann tun Sie es doch«, erklärte er bockig.
    »Ja, ich glaube auch, Meister, dass ich das tun werde. Denn so leicht lasse ich mich nicht abspeisen. Außerdem ist es Ihre Sache, wenn Sie nicht mit Scotland Yard zusammenarbeiten wollen.«
    Auch da ließ er sich nicht erweichen. Er legte sogar auf und ließ mich wie einen dummen Schuljungen stehen, den Hörer des Telefons in der Hand.
    Ich legte ihn sacht zurück und schaute auf Gloria Crane. »Haben Sie das schon erlebt?«
    »Nein.«
    »Wunderbar. Kennen Sie die Handy-Nummer Ihrer Tochter?«
    »Nein.«
    Ich war perplex. Das sah sie mir an und versuchte, sich zu entschuldigen. »Ich habe mich um so einen technischen Kram nie gekümmert.«
    »Aber Sie haben Ihre Tochter doch angerufen, denke ich.«
    »Ja.«
    »Und wo konnten Sie Wendy erreichen?«
    »Zu Hause.«
    »Aha.« Es bestand also die Möglichkeit, dass ich sie dort erwischte. Eine Minute später war ich schlauer. Auch da war sie nicht zu erreichen. Ich fühlte mich wirklich an der Nase herumgeführt, aber eine bestimmte Ahnung ließ sich nicht verdrängen. Für mich stand fest, dass ich hier bei Gloria Crane nichts mehr zu suchen hatte. Ich musste wieder zurück nach London, und zwar so schnell wie möglich…
    ***
    Eingesperrt!
    Wände, eine Decke, keine Fenster! Nur
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