1276 - Kodexfieber
machen, daß du bequem zwischen zwei Mikrochips paßt."
„Paß du lieber auf, daß es dir nicht geht wie Magdalena Toms. Er hat inzwischen das Bewußtsein verloren und ist von zwei Robotern in die Medo-Station eingeliefert worden!"
„Was willst du damit...", begann Stone und unterbrach sich. Entgeistert starrte er auf sein rechtes Knie, das auf ungefähr den doppelten Umfang angeschwollen war. Er bewegte das Bein, aber das Kniegelenk ließ sich kaum beugen. Stone stieß einen unterdrückten Schrei aus und wollte sich in den Antigravsessel sinken lassen. Hart stürzte er zu Boden, denn das Schiff hatte den Sessel inzwischen deaktiviert.
„Dort drüben steht ein Virenhocker", verkündete es. „Du mußt mit ihm vorlieb nehmen."
„Ich bin krank", stöhnte Stone auf. „Ich brauche einen Sessel."
„Falsch", entgegnete das Schiff. „Ich bin krank. Du bist der behandelnde Arzt. Also tu etwas, bevor ich dich zur unerwünschten Person erkläre. Dein Rausschmiß aus der LAAGON wäre noch das kleinste Übel, das dir widerfahren könnte. Habe ich deutlich genug gesprochen?"
Issel Stone humpelte zum Ausgang. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Er aktivierte das Armband, das er bei sich trug. Er verlangte eine Verbindung mit der EXPLORER, aber eine monotone Stimme wies ihn darauf hin, daß er die Sicherheitsbestimmungen einhalten mußte, die seit einer halben Stunde galten. Zunächst mußte er seine Position bestimmen und durchgeben, um dann zu erfahren, ob sich Befallene in seiner Nähe aufhielten oder nicht.
„Ich bin selbst befallen!" schrie er. Darauf sagte die Stimme monoton, daß ihm nur das Schiff helfen könne, in dem er sich gerade aufhielt.
„Bringe mich in die Krankenstation", sagte die LAAGON. „Tu etwas. Sonst klage ich dich wegen unterlassener Hilfeleistung an!"
„Halt den Mund!" schrie Issel Stone außer sich und schleppte sich aus dem Raum hinaus zum nächsten Antigravlift. „Ich weiß selbst, was ich zu tun habe!"
„Ich bin verrückt!" dröhnte die Stimme des Schiffes von allen Wänden auf ihn ein. „Ich bin verrückt, Issel Stone. Du selbst hast es gesagt. Heile mich, Issel Stone, heile mich!"
Der Vironaut begann zu schimpfen und zu toben. Endlich entdeckte er einen Hinweis auf die Medo-Station. Er folgte ihm einen gewundenen Gang entlang und landete in einer Rumpelkammer. Neben ein paar ausrangierten Apparaturen gab es eine Pritsche an der Wand. Stone ließ sich ächzend auf das harte Virenmaterial sinken. Vor ihm in der Luft projizierte das Schiff einen Spiegel. Stone erkannte ein aufgedunsenes, grobporiges Gesicht, das von dunklen Flecken bedeckt war.
„Es beginnt", sagte das Schiff betont mitleidig. „Es hat auch dich erwischt. Du bekommst die Beulenpest oder Schlimmeres. Hilf dir selbst, du großer Psychologe vor dem Kosmos.
Geh hin und erzähle Bully, daß allein die Virenschiffe daran schuld sind. Sie wollen alle Vironauten umbringen und dich besonders. Denn sie sind verrückt. Jawohl, Issel Stone.
Alle Virenschiffe sind übergeschnappt!"
„Hör endlich auf mit dem Unfug!" schrie Stone gequält. „Ich will nichts mehr hören!"
„Etwas muß du dir schon noch anhören", fuhr das Virenschiff ungerührt fort. „Bully ist inzwischen in die EXPLORER zurückgekehrt. Er hat die Koordination übernommen. Alle Vironauten suchen nach Kido. Und es gibt inzwischen nicht nur Fälle von Beulenpest, sondern auch andere Schwellungen und Verformungen. Die EXPLORER und ihre Segmente verwandeln sich langsam, aber sicher in ein Tollhaus. Bully weiß, was mit dir los ist. Er fordert dich auf, endlich mit dem Unfug aufzuhören und dich an der Suche nach Kido zu beteiligen!"
Issel Stone war mit dem Rücken gegen die Wand gesunken. Sein Gesicht hatte die Farbe von weißem Wachs angenommen. Die dunklen Flecken traten jetzt besonders deutlich hervor. Erste Blasen bildeten sich auf den Wangen.
„Kann nicht", lallte der Vironaut. „Bin krank!"
„Krank, krank!" echote das Schiff. „Nicht du bist krank. Wir sind es. Du bist der einzige Gesunde, hörst du? Du bist so normal, daß du bald anfängst zu stinken! Aber jetzt wollen wir erst einmal sehen, wie wir dir helfen können!"
Zwei Roboter rollten herein und zogen den halb Bewußtlosen aus der Rumpelkammer heraus. Sie legten ihn auf eine Antigravtrage und bugsierten ihn auf dem schnellsten Weg in die Medo-Station, wo sie mit der Behandlung begannen.
4.
Durch die Helmscheibe ihres Viren-SERUNS starrte Irmina Kotschistowa angeekelt auf
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