1276 - Kodexfieber
wie Stalkers Animateur, dachte sie. Er ist ein genaues Ebenbild von Skorsh. Und er bewegt sich ähnlich. Automatisch schrieb sie ihm dieselbe Funktion zu, wie sie Skorsh bei Stalker innehatte. Sie fragte sich, wo der Sotho Kralshs sich aufhalten mochte.
„Du solltest dich mehr um den Scanner kümmern, Irmina!" sagte das seltsame Wesen. „Dort findest du die Antwort!"
Die Metabio-Gruppiererin vertiefte sich in den Scanner. Sie fand keine Krankheiten mehr und keine Todgeweihten. Die Auswirkungen der Pathogenese waren verschwunden.
„Danke, Kralsh!" sagte sie. Erleichterung befiel sie. Ein Problem war beseitigt, ohne daß sie etwas dazugetan hatte.
„Danke mir nicht, Terranerin", rief Kralsh zornig. „Es ist eine zufällige Begleiterscheinung, daß mit Abschluß der Metamorphose auch die Fähigkeit der Pathogenese verschwunden ist, wie du es nennst. Es hängt damit zusammen, daß ich jetzt meine ursprüngliche Gestalt zurückgewonnen habe. Ich besitze keine Fähigkeiten mehr, die mich zu einem wertvollen Helfer für dich machen könnten. Ganz im Gegenteil.
Ich sehe, daß du einen Raumhelm trägst. Du weigerst dich, die Kodexmoleküle einzuatmen. Damit bist du automatisch ein Gegner jedes Ewigen Kriegers. Du mußt mit einer schweren Bestrafung rechnen, wenn du dich nicht stellst und dich den Ewigen Kriegern unterwirfst."
„Wo sind sie, deine Ewigen Krieger?" sagte Irmina. „Zeige sie mir doch!"
„Sie haben das Schiff betreten und haben mich gleich erreicht."
Die ARMAGEDDON unterbrach den Kontakt, und die Metabio-Gruppiererin blieb grübelnd zurück. Die Kodexmoleküle waren inzwischen über alle Segmente verteilt, und die vier Hanse-Spezialisten hatten für ihre weitere Verbreitung gesorgt. Aber der Gang der Entwicklung zeigte, daß ursprünglich Kido es gewesen sein mußte, der sie verbreitet hatte. Er mußte sich im Meta-Forming-Labor infiziert haben, noch ehe die Meßgeräte Alarm gaben. Es konnte nur Colophon Bytargeau gewesen sein, denn über ihn hatte sich Kido eine Zeitlang gebeugt. Oder besser Kralsh, der Animateur.
Irmina verließ das unterste Deck. Sie hatte es längst aufgegeben, die Filter zu erneuern oder gar das Innere des Schiffes dem Vakuum auszusetzen. Sie verkroch sich im Meta-Forming-Labor und grübelte über die seltsame Wirkung der Kodexmoleküle und die widersprüchlichen Aussagen der ÄSKULAP zu diesem Thema nach. Kido reagierte diesmal anders und weit empfindlicher auf die Moleküle. Sie hatten bei ihm eine Metamorphose ausgelöst, und vielleicht war dies auch die Absicht gewesen, mit der Volcayr die vier Spezialisten zur EXPLORER zurückgeschickt hatte.
Die Metabio-Gruppiererin holte auch Informationen über das Verhalten der Hanse-Spezialisten ein. Sie ließ sich Speicherinhalte zeigen und analysierte das Verhalten der vier. Sie zeigten abweichende Merkmale, die nicht mit dem Kodex des Ewigen Kriegers übereinstimmten, wie sie ihn erfahren und analysiert hatte. Sie gewann den Eindruck, als sei der Kodex bei den vieren in übersteigerter, unkontrollierter Form vorhanden. Ihr Weg durch die Segmente war von sinnlosen Zerstörungen und einem Mord gezeichnet „Hier muß ich ansetzen", sagte sie zu sich selbst. Sie beobachtete die Entwicklung der übrigen Vironauten und stellte fest, daß auch bei ihnen diese Entwicklung abzusehen war. In einzelnen Fällen war sie bereits eingetreten.
Sie setzte sich in den Sessel des Scanners und fuhr mit ihren Untersuchungen fort. An Kodexmolekülen mangelte es ihr nicht. Sie entnahm sie direkt der Luft, die den Scanner umgab. Sie verglich sie mit denen, deren Daten im Virencomputer gespeichert waren. Sie konnte keinen Unterschied entdecken. Dennoch mußte es einen geben.
Die Kodexmoleküle enthielten ein Programm. Sie hatte es schon mehrmals untersucht und seinen genauen Weg verfolgt bis zur Anlagerung in den sympathischen Teilen des Gehirns.
„Die Werte der Moleküle aus dem Handschuh", sagte sie. Der Computer übermittelte sie ihr. Sie benötigte Stunden, um jedes einzelne Detail mit den Ergebnissen ihrer neuesten Untersuchungen zu vergleichen. Ganz am Schluß dann entdeckte sie den winzigen Unterschied. Es war ein Programmunterschied, und er war zu Beginn der Untersuchungen an den vier Hanse-Spezialisten nicht vorhanden gewesen.
Folglich hatte er sich erst unterwegs eingeschlichen.
Irmina verspürte mit einemmal Unwohlsein. Was sie da soeben entschlüsselte und in einem scheinbar unbedeutenden Gen angeordnet fand, war der Beweis dafür,
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