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1276 - Kodexfieber

Titel: 1276 - Kodexfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daß die Untersuchung an sich die Ursache für die Veränderung war.
    „Ich brauche eine hypothetische Rechnung", sagte sie. „Was geschieht, wenn..."
    Der Virencomputer benötigte lange Zeit, bis er das Ergebnis hatte. Erst nach sieben Sekunden gab er die Antwort aus.
    „Dann würde eine Abweichung in der Wirkung der Kodexmoleküle eintreten", verkündete er mit der Stimme des Schiffes.
    Das war der Beweis. Irmina untersuchte die Stelle in der DNS und jene Platzierung, wo die Matrizen gebildet wurden. Noch bevor sie eine Information über den eigentlichen Vorgang erhielt, wußte sie, was an dem Kodex verändert worden war.
    Ein Teil der Informationen über den Permanenten Konflikt war pervertiert. Die ursprünglichen Befehle waren gelöscht und durch andere Informationen ersetzt, die den biochemischen Haushalt des Gehirns auf eine äußerst unerfreuliche Weise manipulierten.
    Die Zirbeldrüse produzierte nur noch diese entarteten Kodexmoleküle, die den Betroffenen in eine Art Raserei versetzten. Das führte dazu, daß sich die Erstbetroffenen, nämlich die vier Hanse-Spezialisten, wie die Wahnsinnigen aufführten. Die von ihnen ausgeatmeten Kodexmoleküle waren ebenfalls entartet, und wenn nicht ein Wunder geschah, dann würde es in der EXPLORER und ihren Segmenten bald zu Mord und Totschlag kommen.
    Irmina Kotschistowa hatte den Glauben an Wunder längst verloren. Sie machte eine Bewegung mit der Hand, als müsse sie lästige Erinnerungen wegwischen. Es war ihre eigene Unvorsichtigkeit gewesen, die es zugelassen hatte, daß das in den Kodexmolekülen enthaltene Sicherheitsprogramm aktiviert wurde. Deshalb zerfielen die Moleküle auch nicht, sondern strebten eine ständige Vermehrung an. Inzwischen mußten neunundneunzig Prozent aller Vironauten solche Moleküle ausatmen.
    Die Metabio-Gruppiererin stürzte sich in die Arbeit. Mit Hilfe der technischen Mittel der ÄSKULAP und ihren speziellen Fähigkeiten, die durch den Scanner verstärkt wurden, mußte es ihr gelingen, einen Virenstamm zu entwickeln, der die unkontrollierte Reproduktion der Kodexmoleküle stoppen und sie darüber hinaus zum Zerfall anregen konnte.
    Und das war unter den gegebenen Umständen ein beinahe aussichtsloses Unterfangen.
    Sie konnte sich nur auf sich selbst verlassen. Die Vironauten waren ihre Feinde, und wie sie Bully kannte, würde dieser nichts unversucht lassen, um in die ÄSKULAP zu gelangen, die sich inzwischen ein Stück von dem Segmentverbund abgesondert hatte.
    Einen einzigen Helfer nur besaß Irmina. Es war ihr Arbeitseifer. Und sie verfügte auch noch über eine Basis, auf der sie aufbauen konnte, nämlich das Antiserum gegen die normalen Kodexmoleküle.
     
    6.
     
    Er hatte den Anzug abgestreift und stand nackt mitten im Raum, einen Meter groß und mit überlangen Unterarmen und Unterbeinen. Er besaß einen Knorpelschwanz, der ebenso lang war wie sein Körper hoch. Er drehte und wendete sich, und er empfand den Schwanz als störend. Schließlich griff er ihn mit einem der langen Arme und klemmte ihn sich unter die linke Achsel.
    „Ich denke an den Sotho!" sagte er leise.
    „Du meinst bestimmt Stalker, der eigentlich Sotho Tal Ker heißt", bemerkte die ARMAGEDDON.
    Kralsh verneinte. Er kannte Stalkers Namen und konnte ungefähr einordnen, welche Rolle dieser in der Galaxis namens Milchstraße spielte. Er maß Stalker keine Bedeutung bei, und nach Abschluß der Metamorphose beschäftigten sich seine Gedanken ausschließlich mit seiner Erinnerung.
    „Du hast Lücken", meldete sich der fiktive Memopartner. „Sei froh, daß ich noch nicht gestorben bin. Ich kann dir helfen."
    Kralsh begann in dem Raum hin und her zu gehen. Draußen hörte er den Lärm, den die vier Ewigen Krieger machten. Sie kamen immer näher. Ein Lichtpunkt führte sie zu ihm.
    Sie kamen und blieben vor der Tür stehen.
    „Laß sie warten", sagte Kralsh. „Es ist ihr Schiff, aber ich kann sie noch nicht empfangen."
    Er zerrte an seinem Schwanz und ließ ihn fallen. Knurrend nahm er ihn wieder auf und klemmte ihn diesmal unter die rechte Achsel.
    „Kralsh, Animateur eines Sotho", murmelte er. „Oder bin ich mehr? Ich habe vom Sotho einen Auftrag bekommen. Aber welcher Auftrag war dies? Bin ich den Anforderungen gerecht geworden, habe ich die Mission erfüllt?"
    „Nein!" dachte der Memopartner. „Du hast versagt. Du hast nur dein Leben retten können, mehr nicht."
    Kralsh versank in Nachdenklichkeit. Er konzentrierte sich und versuchte, seine

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