1276 - Spielplatz der Hölle
Schaufenster stehen, ohne tief in den Laden hineinschauen zu können. Wir sahen kein Licht, und ein gewisses ungutes Gefühl drang in uns beiden hoch.
Irgendwo musste man als Kunde das Geschäft ja betreten, und da lud eine schmale Einfahrt zum Durchgehen ein. Hinter ihr breitete sich ein Hinterhof aus, der von grauen Fassaden anderer Häuser eingerahmt wurde.
Die Menschen konnten hier auch ihren Müll in recht großen Containern abladen, die allesamt bis zum Rand gefüllt waren. So standen einige Beutel daneben.
Es gab eine Tür und eine kleine Treppe, die zu ihr hoch führte. Natürlich war die Tür geschlossen, aber nicht nur das, denn auch der ganze Laden blieb dem Besucher versperrt.
Das Schild vor der Tür war nicht zu übersehen.
HEUTE GESCHLOSSEN!
»Aha«, sagte Suko nur.
»Was heißt das?«
»Daran kannst du doch riechen, John. Jeder hat geöffnet, nur der gute Kelo nicht. Sieht alles andere als gut aus, John.«
Ich reckte mich etwas und schaute nach links, weil ich dort ein quadratisches und nicht sehr großes Fenster entdeckt hatte. Leider war mir der Durchblick verwehrt. Entweder war das Glas zu schmutzig oder dahinter war es zu dunkel.
»Was bleibt uns übrig, John?«
Ich hob die Schultern. »Rein müssen wir auf jeden Fall. Diese Tierhandlung ist ein Fixpunkt. Davon bin ich überzeugt. Kelo ist die Spur, und wir stehen praktisch vor dem Ziel.«
»Wir können die Tür nicht aufbrechen.«
»Können schon.«
»Dann wirst du nur Ärger bekommen.«
»Das ist leider wahr!«
Suko räusperte sich. »Nehmen wir den offiziellen Weg? Durchsuchungsbefehl und so?«
»Klar. Nur müssen wir den bekommen. Gegen Kelo liegt doch nichts vor. Wir haben hier auch keinen Sir James, der uns den Rücken stärkt. Wir stehen praktisch im Regen.«
»Dann müssen wir versuchen, an Harrys Dienststelle heranzukommen. Eben über das BKA.«
»Da war mal ein gewisser Will Mallmann beschäftigt.«
»Das weiß ich, John. Aber die Typen wissen mehr.«
»Und werden ihr Wissen für sich behalten. Du kennst die Burschen doch. Bis die Fremden gegenüber konkret werden, dauert es eine Weile.«
»Könnte man nicht von London aus nachhelfen lassen? Du weißt doch, dass Sir James auch internationale Beziehungen pflegt. Der kennt oft Gott und die Welt.«
»Das wäre natürlich zu überlegen.«
»Eben.«
Es würde eine große Telefoniererei geben. Dabei würde Zeit vergehen, denn so etwas konnte sich verdammt lang hinziehen. Ich wusste nicht, ob wir so viel Zeit hatten, denn es ging nicht nur um Boris Kelo, sondern auch um Harry und Dagmar.
Was Suko vorgeschlagen hatte, war wahrscheinlich die beste Lösung, das musste auch ich mir eingestehen, obwohl ich am liebsten die Tür aufgebrochen hätte, um mir gewaltsam Eintritt zu verschaffen. Das konnte ich mir nicht leisten, und so schaute ich immer wieder auf das verdammte Schild, das mich wie eine Fratze anzugrinsen schien.
Es gab hier an dieser Seite im Hinterhofbereich auch kein Schaufenster, sondern nur eben die Tür und das graue Mauerwerk, das sich bis zum Ende der Einfahrt hinzog. An einigen Stellen war es mit violetter Farbe beschmiert worden.
Es war auch nichts zu hören. Keine Tierlaute, wie man es erwarten konnte. Sicherlich waren auch die Mauern zu dick, und wir standen wieder mal herum wie bestellt und nicht abgeholt.
»Wir sollten mit Sir James sprechen, John.«
»Okay, aber nicht von hier aus. Lass uns in eines dieser kleinen Lokale gehen.«
»Einverstanden.«
Ziemlich frustriert gingen wir durch die Einfahrt zurück. Jeder von uns spürte, dass er dicht vor dem Ziel stand. Es war wirklich nur ein kleiner Schritt oder zwei Treppenstufen, aber da hatte sich zugleich ein Hindernis aufgebaut so hoch wie eine Kirche, die wir nicht überspringen konnten.
Am Ende der Einfahrt konnten wir wieder einen Blick in das Schaufenster werfen, in dem sich nichts verändert hatte. Da waren keine Tiere zu sehen, es standen nur ein paar Käfige traurig herum, die darauf warteten, belegt zu werden.
Das würde so bald nicht passieren, aber etwas anderes stach uns sofort ins Auge.
So wie wir vorhin vor dem Schaufenster stehen geblieben waren, hielt sich jetzt eine Frau dort auf.
Da es nicht mehr regnete, hatte sie ihren Schirm zusammengefaltet und hielt ihn in der rechten Hand mit der Spitze, von der das Wasser tropfte, nach unten.
Die recht kleine Frau trug einen grauen Regenmantel. Sie war ziemlich korpulent. Das graue Haar war zu Locken gedreht, und als sie uns hörte,
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