1276 - Spielplatz der Hölle
geschehen, wenn auch nicht unbedingt direkt durch uns, aber es gibt noch andere Beamte als Ihre beiden Freunde. Ich habe vorgehabt, mich hier umzuschauen, wobei ich die Hoffnung hatte, etwas von Harry Stahl und Dagmar Hansen zu entdecken. Da es nicht der Fall gewesen ist, wollte ich eigentlich meinen zweiten Plan in die Tat umsetzen und diesem Kelo die Polizei auf den Hals hetzen. Aber jetzt ist der Laden geschlossen. Das bestimmt aus gutem Grund. Kelo hat bemerkt, dass ihm jemand auf den Fersen ist.«
»Das nehmen wir auch an«, sagte Suko.
»Dann wollten Sie auch hinein?«
»Sicher.«
Überrascht schaute uns Gerda Koch an. »Warum haben Sie das denn nicht getan? Sie sind Polizisten und…«
»Müssen uns auch an die Gesetze halten«, erklärte Suko. »Besonders im Ausland. Wir können nicht einfach den Laden auf gut Glück stürmen und einbrechen. Nein, nein, das ist nicht drin. Man würde uns einen Prozess machen.«
Das begriff Gerda Koch nicht. »Aber es geht doch um Menschenleben«, flüsterte sie.
»Das wissen wir. Oder wir nehmen es an. Aber können Sie das auch beweisen?«
Sie blickte Suko an und danach mich. »Wenn Sie das so sehen, dann haben Sie Recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Damit beschäftigt man sich ja nicht immer. Ich bin eben nur meinem Gefühl nachgegangen. Das war ich den beiden schuldig. Ich habe den Rest der Nacht nicht geschlafen und nur darauf gewartet, dass sie zurückkehren. Als das dann nicht der Fall war, hielt ich es nicht mehr aus und bin hergekommen.«
»Wie geht es denn Ihrem Mann?« fragte ich.
Gerda winkte ab. »Er schläft seinen Rausch aus. Ich gönne es ihm. Ich habe ihn in Ruhe gelassen. Er hat sich in der vergangenen Nacht richtig zugeschüttet. Er wollte nur vergessen, was er gesehen und erlebt hat. Dafür habe ich Verständnis.«
Das hatten Suko und ich auch.
Gerda Koch schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Aber es muss doch irgendwie weitergehen, meine Herren! Wir können nicht einfach hier sitzen und Daumen drehen.«
»Da haben Sie Recht.«
»Und wie sehen Sie das, Herr Sinclair?«
Mein Lächeln fiel etwas matt aus. »Wir werden den Umweg über meinen Chef und die deutschen Behörden gehen müssen. Wir müssen uns die Genehmigung holen, den Bau zu stürmen, mal etwas übertrieben ausgedrückt. Das ist die einzige Möglichkeit.«
Gerda Koch schaute uns sekundenlang nachdenklich an. »Und wenn es zu spät ist?«, fragte sie schließlich.
»Daran sollten wir nicht denken.«
Ich nickte Suko zu. »Dann sollten wir zahlen und draußen alles Weitere in Angriff nehmen.«
»Okay.« Mein Freund erhob sich. An der Theke beglich er die Rechnung. Mir gegenüber saß Gerda Koch wie eine Statue. Sie hatte die Lippen zusammengepresst und die Hände gegeneinander gelegt.
Ihr Blick glitt an mir vorbei ins Leere, und ihre Gedanken waren sicherlich auf Wanderschaft gegangen.
»Es mag zwar richtig sein, Herr Sinclair, aber für mich ist es trotzdem der falsche Weg.«
»Das wird sich herausstellen.«
Suko kehrte zurück zu unserem Tisch, und wir erhoben uns von unseren Plätzen. Die Besitzer grüßten noch freundlich und bedankten sich für unseren Besuch.
Vor dem kleinen Café blieben wir stehen. Gerda Koch schaute sich um und hob dabei fröstelnd die Schultern. »Ich bin mir unschlüssig, was ich unternehmen soll«, gab sie zu.
»Es ist am besten, wenn Sie nach Hause gehen«, schlug Suko ihr vor und erntete dafür einen Blick, in dem sich Erstaunen und Ablehnung teilten.
»Nein!«, flüsterte sie dann, »das werde ich auf keinen Fall machen. Wo denken Sie hin? Ich bin das den beiden schuldig. Kommt nicht infrage. Nie und nimmer.«
»Was wollen Sie dann tun?«
»Warten, meine Herren. Ich werde warten und zuschauen, ob Sie mit Ihrer Methode einen Erfolg erreichen. Und ich will sehen, dass die beiden noch leben.«
Wir konnten ihr nur etwas vorschlagen, aber nicht befehlen. Es würde bei unserem Vorhaben bleiben, das stand fest. Ich holte bereits mein Handy hervor, als Suko mich anstieß und mich auf einen Volvo-Kombi aufmerksam machte, der die Straße hinabrollte und dessen Fahrer bereits das Blinklicht gesetzt hatte.
Es gab keine Abzweigung in dieser Straße, von den Einfahrten mal abgesehen.
Und genau in die rollte der Kombi hinein. Die Einfahrt führte zum Tierladen, und Suko nickte mir zu. »Ich denke, wir sollten uns darum mal kümmern, John.«
»Denkst du an Kelo?«
»Ich schließe es nicht aus.«
»Ja, das kann er sein«, sagte auch Gerda
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