1280 - Meister der Intrige
gekommen. Das Treffen fand im Raum von Boscyks Stern statt.
„Tut mir leid, mein Freund", hatte Stalker bedauernd gesagt. „Aber ich furchte, ich kann überhaupt nichts für dich tun. Gershwin ist dabei, eine Handelskarawane für ESTARTU zusammenzustellen. Wenn sie erst einmal gestartet ist, dann können wir zwei nicht ins Geschäft kommen."
„Ich werde das Zustandekommen der Hanse-Karawane zu verhindern wissen", hatte Goshbon versichert. „Ich brauche nur zu wissen, wo sie ausgerüstet wird."
„Das konnte dir so passen!" hatte Skorsh gezetert. „Aber ich lasse nicht zu, daß du Stalkers Gutmütigkeit ausnützt und ihn in deine schmutzigen Geschäfte hineinziehst. Das ist allein deine Angelegenheit."
„Ich weiß nur so viel, daß der Umschlagplatz für alle Waren Olymp ist", hatte ihm Stalker verraten. „Aber ich dürfte nicht einmal das wissen. Gershwin verheimlicht mir, daß er eine ESTARTU-Karawane vorbereitet. Darüber bin ich sehr enttäuscht."
„Ich werde dich nicht enttäuschen, Stalker!" Tailer hatte den Auftrag verstanden. Und er wußte auch bei späteren Gelegenheiten Stalkers Anspielungen richtig zu deuten. Etwa wenn er sich über den Trend der terranischen Politik enttäuscht äußerte, wenn er bedauerte, daß „Gershwin" sich im Konflikt mit den Kartanin nicht durchsetzen könne und daß gegen ihn und die ESTARTU-Philosophie in der Milchstraße polemisiert werde.
Tailer hatte inzwischen gegenüber Stalker eine derartige Übersensibilität entwickelt, daß er selbst das geringste Zucken seiner dreieckigen Augen deuten zu können glaubte.
Tailer schickte seine vier Söhne aus, damit sie im Sinne Stalkers und zum Wohl der Familie wirkten. Er selbst begab sich nach Olymp, um den Standort der Hanse-Karawane auszuspionieren.
Nun hatte er seine Söhne an Bord der FLYNBON um sich versammelt, um sich von ihnen Bericht erstatten zu lassen.
„Wie ist es dir ergangen, Mailler?" fragte er seinen Ältesten.
*
Mailler Goshbon war von seinem Vater nach Terra entsandt worden. Er sollte das HQ-Hanse ausspionieren und, wenn möglich, neue Akzente in der terranischen Politik setzen.
Auf Terra standen die Wahlen bevor, und es war sicher, daß der bisherige Erste Terraner mit dem neuen nicht identisch sein würde. Denn Julian Tifflor hatte sich mit Haut und Haaren der Upanishad-Lehre verschrieben.
Seinen ersten Auftrag konnte Mailler nicht ausführen, denn die Sicherheitsbestimmungen der Kosmischen Hanse erwiesen sich als so streng, daß er keine Lücke fand, um hindurchzuschlüpfen. Obwohl er ein befähigter Wirtschaftsexperte war, wie übrigens seine drei Brüder auch, konnte er im HQ-Hanse nicht unterkommen. Der Name Goshbon wirkte auf den Personalcomputer wie ein rotes Tuch, und Mailler erfuhr auf diese Weise, daß seine Sippe auf Terra nicht den besten Ruf hatte. Darum ließ er seinen Sippennamen in der Folge einfach unter den Tisch fallen.
Bei seinem zweiten Anlauf, in der terranischen Politik Fuß zu fassen, war er schon erfolgreicher. Nachdem er die politische Landschaft studiert hatte, beschloß er, sich den unbedeutenden Kosmopoliten anzuschließen. Es war leicht, sich deren Vertrauen zu erschleichen und der Wahlberater der Kandidatin Sheela Rogard zu werden. Seine Behauptung, die terranischen Bürgerrechte zu besitzen, wurde nicht einmal überprüft.
Er gab Sheela natürlich nicht die geringste Chance auf den Posten einer Ersten Terranerin, und es verblüffte ihn daher am meisten, daß ihre Chancen von Tag zu Tag stiegen.
Unter den Kosmopoliten war man sich einig, daß ein nicht geringer Teil dieses Erfolgs auf ihn, Mailler, zurückzuführen war, den Mann im Hintergrund, der Sheelas Wahlreden formulierte.
Keiner schöpfte Verdacht, daß er die Kosmopoliten nur für eine Hetzkampagne gegen die Kosmische Hanse ausnützen wollte. Und Sheela ahnte am allerwenigsten, daß er sie zu seinem Opfer auserkoren hatte.
Mailler arbeitete von Anfang an darauf hin, Sheela Rogard so populär wie möglich zu machen und dann, wenn sie den höchsten erreichbaren Bekanntheitsgrad erreicht hatte, einen Skandal zu inszenieren und sie dann der Öffentlichkeit auszuliefern.
Mailler war nämlich auf einen dunklen Punkt in ihrer Vergangenheit gestoßen. Er hatte bei seinen Nachforschungen stichhaltige Beweise dafür gefunden, daß sie mit dem von der Devolution betroffenen Herrn der Elemente liiert gewesen war. Eine bessere Waffe für die Inszenierung eines Rufmords konnte man sich gar nicht
Weitere Kostenlose Bücher