1281 - Der dreifache Tod
seine Pläne ändern und wird sie uns auf den Hals schicken, um Zeugen zu beseitigen. Das ist zumindest die einfachste Lösung.«
Auf eine Lösung wollten sich Shao und Suko nicht festlegen. Das verstand ich auch, aber ich wollte dann wissen, woran sie denn gedacht hatten, um die drei zu stoppen.
»An nichts«, sagte Shao. »Wir haben dir nur Bescheid gesagt. Aber wir werden sie jagen, und wir werden uns nicht mehr überrumpeln lassen.«
»Wo wollt ihr sie suchen?«
Shao winkte ab. »Suko hat schon einige Vertraute angerufen. Man wird für uns Ohren und Augen offen halten und besonders die Personen beobachten, die nicht eben auf Tigers Seite stehen. Einer wie er kann nicht einfach kommen und eine große Lippe riskieren. Da gibt es noch immer Gesetze und Regeln, die eingehalten werden müssen. Es sind nicht die normalen Gesetze, sondern die, die Menschen hier sich selbst machen. Daran halten sie sich. Wer sie bricht, wird ausgestoßen, und ein Tiger Dschingis hält sich bestimmt nicht daran. Bisher, John, konnte er nicht viel tun. Nur drohen.«
»Stand er denn allein?« fragte ich.
»Nein, nein, er hat schon einige Helfer um sich geschart, zwei von ihnen haben wir ja erlebt. Doch mit ihnen ist kein großer Staat zu machen. Davon müssen wir ausgehen. Jetzt erst besitzt er die Macht, und jetzt kann er seinen Drohungen Taten folgen lassen.«
»Wer hat sich ihm denn widersetzt?«
Suko winkte ab. »Das wissen wir nicht so genau. Es gibt immer Menschen, die in Ruhe ihre Geschäfte aufbauen wollen, um sich zu etablieren. Geschäfte, die bestimmt auf guten Ideen basieren, davon gehe ich aus. Genau da will auch Tiger Dschingis hin. Nur ist er nicht bereit, zu investieren. Er ist der Mensch der feindlichen Übernahmen.«
»Und wer steht da an erster Stelle?«, wollte ich wissen.
Suko trank seine Tasse leer, auch wenn der Tee mittlerweile kalt geworden war. »Da kann ich dir keine genaue Antwort geben, John. Ich weiß es einfach nicht.«
»Hast du keine Vermutung?«
»Schon…«
»Dann raus damit.«
»Es gibt einen Menschen in Chinatown, der gewisse Fäden in den Händen hält.«
»Triade?«
»Nein, nein, so weit will ich nicht gehen. Das glaube ich nicht, obwohl alles möglich ist. Er ist mehr so etwas wie ein Pate. Ein Mensch, zu dem man kommen kann, wenn man Sorgen hat.«
»Dann hat er Einfluss.«
»Das gebe ich zu. Er hat sich ein kleines Imperium aus Waschsalons aufgebaut. Nicht nur in London, sondern auch in anderen Städten des Landes. Aber hier hat er seine Zentrale.«
»Wie heißt er?«
»Ken Hang Song.«.
»Ach du mein lieber Vater«, rief ich.
Suko winkte ab. »Vergiss den Namen. Er besitzt noch einen anderen, unter dem er bekannter ist.«
»Und?«
»Mister Wash.«
Ich war überrascht. »Sag nur. Gehören zu ihm auch die Wagen mit der Aufschrift China Wash?«
»Ja.«
»Die kenne ich. Kann man ja nicht übersehen. Fahren überall in London herum. Weiß lackiert und ein strahlendes, gelbes Punkt-Kreis-Strich-Gesicht darauf, das zudem noch aussieht wie eine Sonne.«
»Genau das ist er.«
»Dann hätten wir ja noch einen zweiten Anfang. Entweder Mr. Wash oder Tiger Dschingis.«
»Beide«, sagte Shao.
»Hintereinander?«, fragte ich, »oder gehen wir getrennt vor?«
»Das ist ein Problem«, gab Suko zu bedenken, »und zwar ein nicht eben kleines.«
»Warum?«
»Es hängt mit dir zusammen. Man wird dich kalt auflaufen lassen. Man wird freundlich zu dir sein, aber man wird dir nichts sagen. Du gehörst nicht zu uns.«
»Klar, ich habe verstanden«, sagte ich leicht angesäuert. »Ist alles super. Erst habt ihr mich richtig heiß gemacht, und jetzt soll ich aussteigen, bevor alles richtig angefangen hat. Die feine chinesische Art ist das nicht eben. Dann kann ich wieder nach nebenan gehen und einen schönen Sonntag genießen.«
Shao unterdrückte ihr Lachen nicht. »Als ob du das tun würdest, John. Nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht du. Wir haben dich einfach schon zu heiß gemacht. Wie ich dich kenne, würdest du trotzdem allein losstiefeln.«
»Kann sein.«
»Und gerade das wollen wir nicht.«
»Also gehen wir zu dritt«, stellte ich zufrieden fest.
»Nein«, widersprach Shao. »Zu zweit. Wir beide ziehen los. Suko übernimmt einen anderen Part.«
»Und welchen?«
»Den Tiger.«
Ich schaute ihn an, und er nickte. »Ja, ich werde mich um den Tiger kümmern und ihm einige Überraschungen bereiten. Man kennt mich, man kennt Shao, und auch Mr. Wash ist
Weitere Kostenlose Bücher