1282 - Die Gier der schönen Mumie
die Farbe eines blauen Nachthimmels hatte, dämpfte seine Schritte. An einer Kreuzung blieb er stehen, orientierte sich kurz und musste dann nach links gehen, um zu seinem Zimmer zu gelangen.
Er ging nicht so forsch wie ein üblicher Hotelgast. Dirk war in seinen trüben Gedanken versunken.
Er schaute auf seine Füße, er spürte wieder den kalten Schweiß auf seiner Haut, und als er seine Schritte vor der Tür stoppte, da überkam ihn für einen Moment das Bild, dass seine Freundin im Zimmer auf ihn wartete, ihn ganz erstaunt anschaute und wissen wollte, woher er denn kam.
Er schloss auf.
»Helga…?«
Der Name war ihm wie von selbst über die Lippen gerutscht, doch eine Antwort erhielt er nicht.
Er lief in das Zimmer. Es war leer. Er schaute im Bad nach. Auch leer. Dann im Schrank, obwohl das Unsinn war. Von Helga war nichts zu sehen. Sie war und blieb wie vom Erdboden verschluckt, und hinter seiner Stirn tuckerte es.
Dann drehte er sich wieder um. Sein Blick fiel auf den Fernseher. Er war ausgeschaltet, und der graue Schirm schien ihn höhnisch anzugrinsen.
Er ging zum Bett und ließ sich wieder darauf nieder.
Dirk wusste, dass er etwas tun musste. Aber er konnte nichts unternehmen. Und er dachte zum ersten Mal daran, die Polizei anzurufen, damit eine Suchaktion gestartet wurde. Allerdings kam er sich lächerlich vor, wenn er daran dachte. Die Beamten würden nur den Kopf schütteln oder ihn auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen.
Niemand würde ihm glauben. Auch er selbst hätte darüber gelacht, wenn ihm so etwas gesagt worden wäre.
Erst jetzt merkte er, welch ein Durst ihn quälte. Getränke standen in der Minibar. Er zog sie auf und holte eine Flasche Wasser hervor. Das reichte ihm nicht. In einem Seitenfach in der Tür fand er einen Obstler in einer Miniflasche. Den trank er zuerst und schüttelte sich. Dann spülte er mit dem Mineralwasser nach.
»Wo bist du, Helga?« flüsterte er und ließ sich nach hinten auf das Bett sinken. »Was ist mit dir geschehen? Was hat man dir angetan, verdammt noch mal?«
Er selbst war nicht in der Lage, sich eine Antwort zu geben, und von Helga bekam er auch keine. So blieb er weiterhin auf dem Bett liegen und schaute zur Decke.
Vieles schoss ihm durch den Kopf und vereinigte sich zu einem Durcheinander, aus dem sich leider kein klarer Gedanke hervorkristallisierte.
Urplötzlich war die Stimme wieder da. Die der Frau. Er hörte ihr Wispern an seinen Ohren, doch er konnte kein Wort von dem verstehen, was sie ihm sagte.
Mit einer ruckartigen Bewegung schoss er in die Höhe und blieb steif sitzen.
Im Zimmer hatte sich nichts verändert. Es war nur etwas heller geworden, weil die Sonne einen anderen Punkt und Einstrahlwinkel erreicht hatte.
War es eine Stimme?
Dirk Schiller lauschte. Eigentlich nicht. Er hörte Stimmen und auch andere Geräusche, die verdammt unheimlich klangen. So etwas wie ein dumpfes Poltern, auch leise Schreie, in denen deutlich die Angst mitschwang.
Dirks Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen. Er suchte nach den Quellen der Geräusche.
Nichts wies darauf hin, woher die Stimmen tatsächlich kamen. Eigentlich waren sie überall, und wurden immer wieder überdeckt von den leisen Schreien. Er versuchte, aus diesem Wirrwarr die Stimme seiner Frau herauszuhören. Das war ihm nicht möglich. Wenn sie dabei war, dann hatte sie sich angepasst.
Aber wo konnte sie dann sein? Hier im Zimmer nicht. Bestimmt nicht im Flur und auch nicht im Nebenraum.
Es dauerte seine Zeit, bis sich Dirk wieder etwas gefangen hatte und vom Bett aufstand.
Er ging auf den Schrank und den Fernseher zu und wurde noch immer begleitet von den ungewöhnlichen Geräuschen, die ihn umtosten und in seinen Kopf eindrangen.
Kamen die Geräusche aus dem Bad?
Genau sagen konnte er es nicht, weil sie überall zu hören waren. Aber im Bad vielleicht lauter. Dort war Helga ja auch hineingegangen und nicht wieder zurückgekehrt.
Er legte die Hand auf die Klinke. Das Metall kühlte seine zu warme Haut. Dirk zog die Nase hoch, gab sich den innerlichen Ruck - und drückte die Klinke nach unten.
Die Tür ließ sich öffnen wie immer. Aber er war jetzt vorsichtiger. Nur sehr langsam zog er sie auf und warf zunächst einen Blick durch den Spalt.
Ein leeres Bad!
Dirk war überrascht. Er wusste auch nicht, ob er enttäuscht sein sollte oder nicht, aber die Stimmen waren nicht verstummt. Sie traten deutlicher hervor, als hätten sich in seiner Nähe zahlreiche Geister
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