1284 - Templerehre
es.
Schmale Sitzflächen mit hohen Rückenlehnen. Auch ein Tisch war vorhanden. Er bestand aus dunklem Holz, aber die Stühle verteilten sich nicht um ihn herum, sondern hatten an den Wänden ihre Plätze gefunden.
Godwin versuchte so leise wie möglich zu gehen, als er den Bereich durchritt.
Er reduzierte auch seine Atemgeräusche und versuchte immer, einen Hinweis auf die Rituale des Baphomet zu entdecken. Wenn das geschehen war, würde er zurückgehen und mit seinen Leuten wiederkehren, um das Kloster abzubrennen.
Alle Templer wurden in diesen Zeiten gejagt. Da trafen Kirche und Staat keine Unterschiede, aber die Baphomet-Templer klebten wie ein Pestgeschwür im Leib dieses Ordens, und da wollte Godwin für eine gewisse Selbstreinigung sorgen.
An der Wand entdeckte er ein Regal, auf dem ein paar Krüge standen. Sie waren leer. Als er an einer Öffnung roch, drang ihm ein schaler Geruch entgegen.
Die Treppe in die Höhe blieb ihm ebenfalls nicht verborgen. Sie befand sich mehr im Hintergrund der kleinen Halle und als düsterer, nach oben führenden Schatten zu sehen, der nicht von einem Lichtschleier bedeckt wurde.
Der Templer ging zur Treppe und blieb vor der ersten Stufe stehen. Er schaute in die Höhe und hätte sich gern eine Fackel gewünscht, aber keine steckte in irgendeiner Halterung. Hier war einfach nichts.
Oder doch?
Etwas störte ihn schon, obwohl er nichts sah, als er die Stufen hochschaute. Alles war dunkel, und trotzdem hatte sich sein gesundes Misstrauen gemeldet.
Er traute dem Frieden nicht…
Er blieb weiterhin am Fuß der Treppe stehen und ließ die Sekunden verstreichen. Zu lange auf etwas warten, war nicht seine Sache. Er wollte die Geduld auch nicht lernen, sondern den Dingen geradewegs ins Auge schauen.
Hier gab es nur nichts zu sehen. Aber möglicherweise weiter oben, und so nahm er die Treppe in Angriff. Das war sein neues Ziel, und er rechnete auch mit irgendwelchen Überraschungen, aber es passierte nichts, als er immer höher ging und sich dem neuen Ziel näherte.
Er sah bereits schwach das Ende der Treppe und dahinter einen dunklen Flur, in den wirklich kein Licht einfiel. Finster wie der Höllenschlund und für Menschen, die etwas zu verbergen hatten, nahezu ideal.
Noch drei Stufen, dann war das Treppenende erreicht. Und genau die ging er nicht mehr. Er blieb plötzlich stehen, denn vor ihm hatte sich etwas bewegt.
Noch war es tief in der Dunkelheit verborgen, aber Godwin glaubte fest daran, dass er keiner Täuschung erlegen war. Etwas hatte sich durch die Finsternis zwischen den Wänden geschoben und kam näher. Es war ein fließender Schatten, recht hoch, doch er bewegte sich und gab dabei kaum ein Geräusch von sich.
Als er näher an den Wartenden herankam, hörte Godwin schon ein Geräusch. Es war ihm auch nicht ganz unbekannt. Er hatte es in den Kirchen vernommen, auch bei den anderen Ordensbrüdern, wenn sie ihre Kutten oder Bußgewänder angelegt hatten und ihre Wege gingen, um sich zu einer Prozession aufzureihen.
Godwin war sicher, dass dort jemand kam. Der Wächter und Aufpasser, den die Roten Mönche zurückgelassen hatten. Er hörte jetzt auch das Aufsetzen der Füße, und von Sekunde zu Sekunde sah er die Gestalt deutlicher, bis ihm endgültig klar wurde, wen er vor sich hatte.
Es war einer der Roten Mönche. Es war ein Templer, der den falschen Weg eingeschlagen hatte. Er verbarg sein Gesicht durch die hohe Kapuze mit der scharfen Spitze. Augenschlitze befanden sich im Stoff, die Godwin allerdings nicht sah.
Er wollte die unheimliche Gestalt nicht zu nahe an sich herankommen lassen und schon gar nicht, wenn er in einer nicht sehr sicheren Position auf der Treppe stand. Er war der Eindringling, der andere ein Aufpasser, und da konnten die Männer keine Freunde werden.
De Salier machte sich an den Rückzug. Er ging auch rückwärts die Stufen hinab, um den Roten Mönch nicht aus den Augen zu lassen, der ihm natürlich folgte.
Schritt für Schritt - Stufe für Stufe. Es ging abwärts, und beide Männer hielten die Distanz gleich. Niemand holte auf, niemand verkürzte den Abstand, und dann war Godwin de Salier froh, den letzten Schritt hinter sich zu haben.
Godwin ging noch weiter zurück, um genügend Raum zu bekommen. Er hatte sein Schwert noch stecken lassen, weil er den Mönch nicht provozieren wollte. Alles musste sich ergeben. Er selbst hoffte auf eine friedliche Lösung, allerdings war diese Hoffnung nicht besonders groß. Zu unterschiedlich waren
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