1284 - Templerehre
so dass sie fast unüberwindlich scheinende Hindernisse bildeten. Hinzu kam, dass der Weg nicht eben blieb. Mal ging es bergab, dann wieder bergauf, und der Templer sah sich gezwungen, durch irgendwelche Bachbette zu waten, die mit schweren Steinen gefüllt waren. Das Geröll lag dort, als wäre es von den mächtigen Händen eines Riesen verstreut worden.
Manche der gefällten Bäume besaßen keine Blätter mehr. Nach dem Brechen waren sie verfault und hatten ihr Kleid verloren. Eine ideale Beute für die Kleintiere des Waldes, die sich von ihnen ernährten und wahre Kolonien gebildet hatten.
Diese Welt hatte sich von der normalen gelöst und ein Biotop für sich gebildet.
Es war nicht einfach, durch die Steinbette zu gehen, doch für Godwin gab es zunächst keinen anderen Weg. Er musste hinunter, um sein Ziel zu erreichen. Er hatte es sich geschworen. Das war er sich und seiner Ehre als Templer und Kreuzritter schuldig. Er wollte einen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich die Meinung der Menschen über diesen Orden änderte, der in der letzten Zeit unter einem großen Druck gelitten hatte.
Zu viel war geschehen. Zu stark hatte den Templern der Wind ins Gesicht geblasen. Und er hatte die Früchte mitgebracht, die Neid, Hass und Verrat hießen. Die frühere Anerkennung war verschwunden.
Der mächtigen Kirche, dem Papst und auch den weltlichen Herrschern war der Orden zu mächtig gewesen.
Es hatte sich bereits die Botschaft verbreitet, dass es im Süden zu einigen Pogromen gekommen war. Jetzt befürchtete man, dass sich diese Untaten über das ganze Land ausbreiten würden und auch Nachbarländer erfassten, was angeblich zum Teil schon geschehen war.
Godwin de Salier versuchte, objektiv zu sein. Es war im Grunde grauenhaft, was man mit ihnen trieb, aber er gab sich gegenüber auch gern zu, dass ein Teil der Templer selbst daran die Schuld trug.
Denn sie waren vom rechten Weg abgewichen und hatten sich mit den Mächten der Hölle eingelassen und verbündet.
So war in der letzten Zeit ein Name immer mehr in den Vordergrund getreten: Baphomet, der Dämon mit den Karfunkelaugen. Dieser widerliche Götze, dessen Kraft zur Erhaltung der Macht beitragen sollte, denn keiner der Templer wollte seinen Einfluss verlieren und natürlich auch nicht sein Vermögen.
Das alles schoss Godwin de Salier durch den Kopf, als er sich weiter voran mühte.
Der Wald wuchs zu dicht. Er war ein ständiges Hindernis, und auch die großen Steine hatten ihre graue Farbe zum Teil verloren, weil sie überwachsen waren. Und so waren sie auf den Oberflächen, über die der Templer gehen musste, sehr rutschig, und der einsame Mann war froh, dass er Äste und starke Zweige fand, um sich daran festzuhalten.
Es gab ein Ziel. Nur wusste er nicht genau, wo es lag. In der Nähe eines kleinen Sees zumindest, der sich in der ganz trockenen Jahreszeit in ein Schlammloch verwandelte, weil eben zu viel Wasser verdunstete.
Dort sollte das Versteck der Templer liegen, die sich der falschen Seite zugewandt hatten.
Späher hatten von einer Kommandantur in der Einsamkeit des Waldes gesprochen, und so hatte Godwin die Aufgabe übernommen, dies herauszufinden. Als Einzelgänger, denn er wollte nicht, dass man seinen Leuten eine Falle stellte.
Wenn er den See gefunden hatte, war es bis zum Stützpunkt der Baphomet-Templer nicht mehr weit.
Das zumindest hatte man ihm gesagt.
Sein Schwert steckte wieder in der Scheide. Wenn er sich schnell verteidigen musste und keine Zeit mehr hatte, die Klinge zu ziehen, musste er sich mit dem Dolch verteidigen, den er ebenfalls bei sich trug.
Templer, die sich versteckt hielten. Templer, welche die Seite gewechselt hatten und das auch nach außen hin zeigten, denn sie hatten sich für das Tragen der roten Kutten entschieden und ihre weißen Mäntel mit dem Tatzenkreuz längst vergessen.
Die Menschen, die sie gesehen hatten, waren auch in der Lage gewesen, ihnen einen Namen zu geben.
So wurden die Templer von ihnen die Roten Mönche genannt.
Auch Godwin de Salier hatte bisher nur von ihnen gehört, sie aber nie zuvor gesehen. So lauerte er darauf, sie zu Gesicht zu bekommen, und er wusste auch, dass er um einen Kampf nicht herumkam, denn vertreiben ließen sie sich nicht. Sie waren so stark auf ihren neuen Götzen programmiert, dass sie für ihn sogar in den Tod gehen würden. Er wusste auch nicht, wie groß die Anzahl seiner Feinde war, aber darüber machte er sich keine Sorgen. Er war ein Mann, der sich
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