1285 - Der Vampirhasser
alten Pfannen gegeben hätte und auch nicht die Feuchtigkeit durch den Sprühregen der vergangenen Nacht. So lag auf jeder Dachpfanne ein silbrig schimmernder Film, auf den wir verdammt Acht geben mussten.
Ich hielt zu Suko einen bestimmten Abstand. Es war besser, wenn jeder allein mit sich zurechtkam, und das klappte bei meinem Freund besser. Er war geschickter, was das Halten des Gleichgewichts anging. Beide mussten wir unsere Füße schräg setzen, um die Balance zu halten.
Der Verfolgte hatte es da besser. Er kannte sich in dieser Umgebung aus und wusste auch, wohin er zu treten hatte. Bestimmt gab es irgendwo trockene Stellen, an denen er Halt fand, aber die kannten wir nicht, und das war unser Problem.
Suko hob sich als scharfe Silhouette neben und vor mir ab. Er war es auch, der als Erster den Dachrand erreichte und in die Tiefe schaute.
»Das sieht gar nicht so schlecht aus«, sagte er.
Ich musste noch zwei Schritte gehen, um die alte Dachrinne vor meinen Fußspitzen zu sehen. In der Rinne hatte sich Abfall gesammelt. Dort lagen alte Blätter und auch kleinere Zweige. Bei einem starken Regen war die Dachrinne sofort verstopft.
Ich sah, was Suko gemeint hatte. Das nächste Dach lag unter uns, aber es war nicht tief. Und es war fast ein Flachdach, das wir mit einem Sprung erreichen konnten.
Leider hatte Urcan das schon vor uns geschafft. Und er hatte ein Versteck gefunden, denn wohin wir auch blickten, wir bekamen ihn nicht zu Gesicht.
»Gibst du auf?«
»Nein.« Ich war sauer. Ich fühlte mich an der Ehre gepackt. »Es kann sein, dass er sich hier oben noch irgendwo versteckt hält und nicht durch eine Luke in irgendein anderes Haus geklettert ist. Das will ich jetzt wissen, verdammt.«
»Dann los!«
Von uns aus war nicht zu erkennen, wie stabil das Dach war. Ich hoffte, dass es nicht nur aus einer weichen Dachpappe bestand und stieß mich ab.
Der Fall war nur kurz. Der Aufprall hielt sich in Grenzen, und die Beruhigung folgte, denn unter mir brach das Dach nicht ein. Es war hart genug, um mich zu halten und wenig später auch Suko.
Uns umgab eine gewisse Leere. Das heißt, es war nicht mal ein Kamin zu sehen, der in die Höhe ragte. Ich hatte darauf gesetzt, einen Einstieg oder ein Fenster auf dem flachen Dach zu finden, aber auch da wurde ich enttäuscht.
Das Dach war flach und eben, und der Boden sah aus wie ein breiter Schatten.
Wir kamen uns vor wie in einer großen Kiste, die an einer Seite offen war. Ansonsten waren wir von drei hohen Dächern umgeben, die wir aus eigener Kraft und ohne Hilfsmittel nicht erreichen konnten. Das Problem musste auch Urcan gehabt haben, denn fliegen konnte der Vampirhasser bestimmt nicht.
Suko fragte mich: »Und du bist sicher, dass es die richtige Richtung gewesen ist?«
»Ja, verdammt, ich bin doch nicht blind.«
»War nur eine Frage.«
Trotz allem suchten wir das flache Dach ab und blieben dabei nicht auf der Stelle stehen. Wir gingen nach vorn und bewegten dabei immer unsere Köpfe.
Bis Suko leise auflachte und dabei auf eine der höheren Hauswände deutete.
»Da haben wir es doch.«
Er war schneller als ich und wies auf die alte Feuerleiter, die nicht von der Wand abstand, sondern mit ihr verbunden war, ähnlich wie die Leitern an den Kanalwänden, die als Fluchtpunkte dienten.
Suko schaute auf die feuchten Sprossen. »Er kann nur diesen Weg genommen haben.«
»Okay, und dann?«
Er blickte mich von der Seite an. »Dann mein Lieber, werden wir schon sehen, wie es oben aussieht.«
»Geh du vor.«
»Das sowieso!«
Suko kletterte hoch. Das Metall bestand aus Eisen und war stark genug, um unser Gewicht zu halten. Ich blickte Suko nicht nach, sondern schaute noch zurück und ließ auch meinen Blick in den Nachthimmel hineingleiten.
Er lag wie eine dunkle Wand über der Stadt. Aber es gab an verschiedenen Stellen auch Öffnungen, durch die ich hellere Stellen entdeckte, als hätten sich dort schwache Schatten versammelt.
Bewegte sich dort was?
Ich glaubte, eine schnelle Bewegung gesehen zu haben, wie von einem großen Vogel. Doch so große Vögel gab es hier nicht. Es sei denn, es handelte sich dabei um Fledermäuse, um Mutationen, um Wesen, die sich auch in Menschen verwandeln konnten. Dafür war Dracula II, einer meiner größten Feinde, das treffende Beispiel.
»Schläfst du, John?«
»Nein, nein, schon gut.«
Der Himmel war nicht mehr interessant. Ich kümmerte mich jetzt um den Aufstieg. Es gab genau sieben Stufen. Danach kletterte ich
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