1287 - Wiedersehen im Jenseits
zu bekommen.«
»Vergiss Helena Ascot nicht.«
»Keine Sorge. Ich behalte auch diese Helena im Hinterkopf. Sie wird sich noch melden, davon bin ich überzeugt.«
»Ich auch, John. Aber hast du schon mal daran gedacht, was ist, wenn sie sich nur immer an einem Ort meldet? Ich denke dabei natürlich an den Friedhof. Das ist ihr Platz, den sie nicht verlassen kann, fürchte ich.«
»Denkfehler.«
»Wieso?«
»Das kann ich dir sagen, Suko. Sie wird die Männer, die später Selbstmord begingen, ja nicht auf dem Friedhof kennen gelernt haben. Nein, sie hat sie meiner Ansicht nach dorthin gelockt. Und deshalb kann sie sich auch frei bewegen. So und nicht anders sehe ich die Dinge. Sie könnte theoretisch auch hier in unserem Büro erscheinen, und wir würden dumm aus der Wäsche schauen.«
»So gesehen hast du Recht. Nur bringt uns das nicht weiter. Weder du noch ich sind Menschen, die untätig sitzen bleiben. Und hinzu kommen noch die Conollys. Vergiss nicht, dass Bill ihr entwischt ist. Ob sie das hinnehmen wird, ist auch die große Frage. Sie könnte durchaus einen erneuten Versuch starten.«
»Daran habe ich auch gedacht. Wichtiger ist, dass Sarah etwas herausgefunden hat und…«
Das Telefon meldete sich und unterbrach mich. Ich schnappte mir den Hörer und brauchte mich nicht erst zu melden, denn Lady Sarah war schneller. »Ihr seid ja noch im Büro.«
»Klar. Wo sonst?«
»Ich lebe noch.«
»Das ist auch zu hoffen.« Ich zwinkerte Suko zu, der dem Gespräch ebenfalls lauschte. »Hast du denn Glück gehabt, dass du noch lebst? Und welchen Eindruck hat dieser Abraham Ascot auf dich gemacht?«
»Sowohl als auch.«
»Danke für diese tolle Antwort.«
»Spaß beiseite, John. Ich würde da eher von einem ambivalenten Eindruck sprechen. Ich traue ihm nicht, sagen wir mal so.«
In den folgenden Minuten ließ ich sie reden, aber ich hörte genau zu und achtete auf Zwischentöne.
Begeistert war Sarah nicht von diesem seltsamen Psychologen. Das klang immer wieder durch. Und sie hatte auch nicht herausgefunden, ob er mit dem Namen Helena Ascot etwas hatte anfangen können. Darüber war er glatt hinweggegangen.
»Mehr kann ich euch nicht sagen«, erklärte Sarah und wartete auf meinen Kommentar.
Ich hatte mich auf den Schreibtisch gehockt und spürte die Kante an meinem Hintern. »Was würdest du uns denn raten?«
»Dass ihr euch mal bei ihm umschaut. Oder nur einer von euch. Aber aufgepasst. Er ist mit allen Wassern gewaschen.«
»Das ist nicht schlecht. Und welches Gefühl hast du, Sarah?«
»Kein unbedingt gutes, was meine Person angeht. Dieser Abraham Ascot ist nicht ohne. Ich kann mir vorstellen, dass er reagieren wird, wenn er mir meine Schauspielkunst nicht abgenommen hat.«
»Bist du allein in deinem Haus?«
»Ja. Jane kommt erst gegen Abend zurück.«
»Fühlst du dich sicher?«
Lady Sarah lachte. »Willst du kommen und mich beschützen?«
»Das würde ich gern, aber wir habe noch etwas zu tun. Du solltest nicht allein bleiben und so lange untertauchen, bis wir den Fall gelöst haben.«
»Wo sollte ich denn hin?«
»I ein Hotel. Nur nicht in unserer Nähe bleiben und auch nicht in der der Conollys.«
Jetzt lachte sie wieder, und das Geräusch hallte in meinem Kopf nach. »Nein, nein, ich komme schon allein zurecht. So schlimm ist es auch nicht. Ich bin ja den Worten des Psychologen gefolgt. Ich habe mich wohl nicht so verdächtig gemacht.«
»Das kann man nie wissen.«
»Trotzdem, John. Macht ihr euren Job. Ich halte mich von nun an zurück. Das ist dir doch am liebsten oder?«
»Du hast es mal wieder erfasst, Sarah.«
»Super. Aber ich höre von euch.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Das Gespräch war beendet, und ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Suko erging es nicht anders, das sah ich an seiner gerunzelten Stirn.
»Darf ich fragen, was du denkst?«
Suko zuckte die Achseln. »Ich weiß es selbst nicht so genau. Jedenfalls gefällt mir das alles nicht.«
»Das ist wohl wahr.«
»Wie würde Ascot reagieren, wenn wir bei ihm erscheinen?«
»Überhaupt nicht. Er würde uns eiskalt abfahren lassen. Wir kämen nicht zu Potte, wie man so schön sagt. Lady Sarah hat sich zurückgehalten, was ihn angeht, aber auch aus ihrer Zurückhaltung kann man was ablesen, denke ich mir.«
»Dann werden wir eben schlauer sein.«
»Gut gesagt.« Ich lächelte. »Und wie?«
»Beobachten. Versuchen herauszufinden, ob es zwischen ihm und dieser Helena einen Kontakt gibt. Es kann
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