1287 - Wiedersehen im Jenseits
auch passiert, ich bezweifle, dass Ihr Chef Chancen hat, so durchzukommen wie er es sich vorstellt. Nein, das glaube ich nicht.«
»Reden Sie nicht, gehen Sie!«
Sarah wusste auch, wohin. Sie wollte nicht rückwärts laufen und drehte sich deshalb um. Das Gefühl, die Waffe in ihrem Rücken zu wissen, gefiel ihr gar nicht, doch zu große Sorgen machte sie sich nicht.
So einfach würde die Frau nicht abdrücken, dann hätte sie nicht erfahren, was sie wissen wollte, denn grundlos war sie von diesem Abraham Ascot nicht losgeschickt worden.
Sarah sah nicht, dass sich Katja kurz umschaute, als sie das Wohnzimmer betraten. Auch nicht, wie sie verächtlich die Mundwinkel verzog, denn diese Einrichtung, schon überladen und mit vielen Andenken versehen - man konnte auch Nippes sagen - gefiel ihr nicht. Aber Lady Sarah fühlte sich darin wohl.
Sie durfte sich in einen Sessel setzen, aus dem sie so schnell nicht hochkam.
Mit der freien Hand zog Katja einen Stuhl heran und nahm ebenfalls Platz. Beide Frauen saßen sich gegenüber und schauten sich an, wobei Sarah nicht daran dachte, den Blick zu senken. Er blieb starr auf die unwillkommene Besucherin gerichtet, und die Horror-Oma wurde zusätzlich noch durch das »Auge« der Waffenmündung angeschaut.
»Was wissen Sie?« Katja kam sofort zur Sache.
»Wovon sollte ich etwas wissen?«
»Über Helena.«
Sarah zuckte mit den Schultern. »Nichts. Nicht viel. Ich habe schon Ihrem Chef gesagt, dass ich mich von ihr bedroht fühlte. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Wie sind Sie auf Helena gekommen?«
Lady Sarah hatte die Frage erwartet. »Wie schon erwähnt, ich fühlte mich von dieser Person bedroht, und als ich sie fragte, da sagte sie mir ihren Namen. Das ist alles.«
»Haben Sie Helena gesehen?«
»Ja und nein.«
»Was soll das?«, fuhr Katja die Horror-Oma an. »Wollen Sie mir irgendwelche Lügen erzählen?«
»Bestimmt nicht.« Sarah Goldwyn dachte fieberhaft über eine perfekte Ausrede nach. Sie merkte auch, dass sie der Fremden nichts vormachen konnte. Katja war gut geschult. Ihr fiel sofort auf, wenn man ihr etwas unter die Weste schieben wollte.
»Ich warte nicht mehr lange, alte Frau! Ich kann es grausam machen. Eine Kugel in den Arm schießen, dann mit dem Bein weitermachen. Wenn Sie sterben, dann später. Also, denken Sie daran und denken Sie darüber nach, was Sie sagen wollen.«
»Ist schon klar.«
»Wunderbar. Dann machen wir weiter. Wie war das mit Helena Ascot? Wo haben Sie sie gesehen?«
Sarah Goldwyn senkte den Blick. »Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich mir nicht sicher bin. Ich habe sie in meinen Träumen gesehen. Dort tauchte sie plötzlich auf. Dann aber sah ich sie in der Wirklichkeit. Sie hat mich besucht, um mit mir Kontakt aufzunehmen. So müssen Sie das sehen, Katja.«
»Was wollte sie genau von Ihnen?«
Sarah schaute ins Leere. »Genau das weiß ich nicht«, erklärte sie. »Es ist… Sie müssen verstehen, so etwas war für mich neu. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war völlig überrascht. Von der Rolle und wie auch immer. Ich kam nicht mehr zurecht. Ich konnte hinschauen, wo ich wollte, nirgendwo erhielt ich eine Antwort. Ich war durcheinander. Mein Gott, schauen Sie mich an, Katja. Ich bin eine alte Frau und bin froh darüber, dass ich noch lebe.«
Katja lächelte. »So könnte man es sehen, aber so sehe ich es nicht, weil ich es nicht glauben kann. Sie sind verdammt raffiniert und haben wenig Angst. Sie sind geistig auf der Höhe. Sogar mutig, aber irgendwie auch lebensmüde.«
»Danke, ich werde daran denken.«
Katja verengte die Augen. »Wie sind Sie auf Doktor Abraham Ascot gekommen? Können Sie mir das sagen?«
Sarahs Lippen zuckten. »Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ja, das kann ich Ihnen genau sagen. Helena hat den Namen erwähnt, als ich sie wieder traf.«
»Ach ja? Wo haben Sie sie denn getroffen?«
Sarah umklammerte die Lehnen fest und beugte sich etwas nach vorn. »Das will ich Ihnen sagen. Ich traf sie auf einem Friedhof, als ich das Grab meines verstorbenen Mannes besuchte. Zudem liegen noch einige meiner alten Freunde dort. Für eine alte Frau ist es normal, dass sie hin und wieder einen Friedhof besucht - oder?« Sarah war froh, dass ihr diese Ausrede eingefallen war, die ihrer Meinung nach gar nicht so sehr nach einer Ausrede geklungen hatte. Wer normal dachte, der konnte sie gut verstehen.
Katja reagierte nicht, und Sarah fragte sich, ob sie ihr den Wind aus den Segeln
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