1291 - Bitte recht teuflisch!
Umgebung über seinem Kopf an. Da hatte ich schon auf dem ersten Foto das Motiv gesehen, und es gab keinen Irrtum. Auch hier sah ich etwas, das nicht zum normalen Foto gehörte.
Von zwei Seiten schauten die Fotografin und ihr Kollege ebenfalls auf den Bildschirm.
»Da ist was«, flüstere Angela.
»Ja, aber was?«, meinte Jens Rückert.
»Können Sie den Ausschnitt hervorholen und ihn schärfer stellen?«, fragte ich.
»Ich kann es versuchen.«
»Bitte.«
Das Bild wurde in vier Quadrate geteilt, als Rückert mit der Maus spielte. Der komische Schatten aber zog sich über zwei Quadrate hinweg, und als die beiden nur zu sehen waren, da trat er schon deutlicher hervor.
Der Form nach war es ein Mensch, an den Casey Jordan gedacht hatte. Wir sahen deutlich die Figur, die wie hingegossen wirkte, und ich war der Meinung, dass es sich hier um eine Frau handelte. Ich konzentrierte mich auf das Gesicht, das leider sehr schattig war und keine genauen Einzelheiten erkennen ließ.
»Können Sie das Gesicht vielleicht noch etwas deutlicher hervorholen?«, bat ich.
»Mal sehen.«
Rückert spielte wieder mit der Maus. Auf dem Monitor veränderte sich einiges, und der Reporter holte den Kopf als Einzelteil so deutlich wie möglich hervor.
Das war schon besser. Ich sah nicht nur die dunklen Stellen, sondern auch einige helle. Es gab eine gewisse Auflösung, und das kam mir sehr entgegen.
Ein Gesicht!
Das Gesicht einer Frau. Jordan hatte also an eine Frau gedacht, als er fotografiert worden war. Warum gerade an sie? Ich kannte die Lösung nicht und würde sie erst kennen lernen, wenn ich mich noch intensiver mit dem Bild beschäftigte.
Mochte die Fotografie noch so große Fortschritte gemacht haben, ein Fotograf besitzt immer eine Lupe. Das gehört einfach zu seinem Handwerkszeug. Ich sprach die beiden darauf an.
»Klar«, sagte Angela.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich sie bekam. In der Zwischenzeit schaute ich auf den Gefangenen. Jordan saß noch immer am gleichen Platz. Er hatte sich nicht um einen Millimeter zur Seite geschoben, schaute aber zu uns rüber, weil er sich nichts entgehen lassen wollte.
Ich brachte die Lupe so weit an den Bildschirm heran, dass ich das Gesicht erkennen konnte.
Zu viele Schatten. Eine zu große Auflösung, aber Lippen, Nase, Stirn und auch die Ohren malten sich schon ab.
Und dann durchfuhr mich ein Schreck. Ich bekam keine Angst, ich erschrak aus einem anderen Grund, weil ich glaubte, die Frau erkannt zu haben. Ja, ich kannte sie.
Casey Jordan hatte in dem Augenblick, als er fotografiert worden war, an die blonde Bestie Justine Cavallo gedacht…
Das war der Hit überhaupt. Ein verdammt böser und negativer dazu. Einer, der mir keine Freude machte, und ich spürte, wie mein Herz schneller klopfte und die Hand mit der Lupe zu zittern begann.
Das merkten auch meine beiden Zuschauer und fragten mich: »He, was ist los?«
Ich drehte den Kopf und blickte in Angela Finklers Gesicht. »Die Person kenne ich leider«, erklärte ich mit leiser Stimme.
»Ist das die, mit der Sie den Ball besucht haben?«
»Nein, nein, diese hier ist blond und auf keinen Fall mit Glenda Perkins zu vergleichen. Auch nicht mit dem, was hinter ihr steht. Glenda lebt, sie aber existiert, und sie schafft das nur, wenn sie eine bestimmte Nahrung zu sich nimmt.«
»Welche denn?«
Ich war bereits so weit vorgestoßen, dass ich den beiden die Wahrheit sagen konnte. »Es ist Blut, das sie trinken muss, um auf ihre Art und Weise zu existieren.«
»Was…?«, flüsterte Jens.
»Ja, denn die Person ist eine Vampirin.«
***
Glenda blieb plötzlich stehen. Sie kannte den Grund selbst nicht. Sie hatte einfach ihren Gefühlen nachgegeben, und Tanner, der nicht auf sie geachtet hatte, blieb erst stehen, nachdem er drei Schritte weiter gelaufen war.
»Was haben Sie, Glenda?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht genau, Mr. Tanner. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
»Ich sehe nichts.« Er kam wieder zu ihr zurück, und beide blieben nebeneinander stehen. Sie schauten sich an, und Tanner musste lächeln, als er Glendas Gesicht sah. »Sie sind so bleich geworden«, sagte er. »Haben Sie wirklich nichts gesehen?«
»Nein. Vielleicht…«
»Was denn nun?«
Glenda kaute auf ihrer Lippe. Sie dachte nach. Eigentlich hatte sie nichts gesehen. Zumindest nichts Konkretes. In Wirklichkeit aber war ihr schon etwas aufgefallen. Sie war der Meinung gewesen, eine Person in der Dunkelheit entdeckt zu haben, die sich
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